Dilemma mit den Kann-Kindern

Soll unser Kind zum nächsten Schulstart eingeschult werden? Oder schicken wir es doch lieber ein Jahr später? Fragen, die Eltern so genannter Kann-Kinder, die zwischen dem 30. Juni und dem 31. Dezember geboren wurden, auch über die Grenzen St. Ingberts und des Bliestals hinaus beschäftigen: Ist es überfordert, wenn es jetzt in die Schule geht? Oder unterfordert, wenn es in der Kita bleibt? Es ist ein Dilemma, ein ständiges Abwägen der Vor- und Nachteile. Ein Aufzählen der Fähigkeiten des Kindes, seiner Interessen und seiner Freunde. Jener, die schon eingeschult werden und jener, die noch im Kindergarten bleiben. Da hilft keine Entscheidungsmatrix. Denn die unzähligen Streitgespräche werden emotional geführt. "Sie kann doch schon so viel". Aber muss sie es deshalb schon?

 Michael Aubert

Michael Aubert

Foto: Robby Lorenz

An vielen Abenden wünscht man sich, nicht entscheiden zu müssen: Ob es einfacher wäre, wenn es, wie wenige Kilometer weiter, bei unseren Nachbarn in Frankreich, einen Stichtag gäbe? Wenn alle Kinder, die noch in diesem Jahr das sechste Lebensjahr vollenden, eingeschult werden? Gelassenheit ist gefragt. Gerade weil unsere Gesellschaft gerne das Gefühl vermittelt, dass es nicht schnell genug gehen kann, heißt das Zauberwort: Entschleunigung. Abitur mit 17? Master mit 22? Wo bleibt da der Müßiggang? Oder die Zeit und somit erst die Möglichkeit, Interessen zu entwickeln? Es gibt viele Faktoren, die jede Familie für sich bewerten kann. Und sollte das Kind noch nicht in die Schule müssen, sondern noch ein Jahr im Kindergarten bleiben dürfen, kann der elterlichen Unsicherheit entgegengesetzt werden, dass ihr Kind gar nicht später eingeschult wird, sondern nur nicht früher. Und das nächste Kind? Das wird einfach vor dem 30. Juni geboren.

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