Burgsommer in Kirkel Minnesang und klingende Schwerter

Kirkel · Eisenharte Kämpfe, wie einst zur Ritterszeit, gab es am Wochenende beim Abendspektakel auf der Kirkeler Burg zu sehen. Und dabei ging es mächtig zur Sache. Denn die Hobbyritter schenkten sich bei ihren Waffengängen tüchtig ein.

 André Gröninger in Schwarz und David Hohn in Weiß sorgten als streitbare Edelleute beim Abendspektakel am Samstag für eine ordentliche Portion „Hau‘ drauf“, sehr zu Freude des Publikums, das seinen Spaß am eher handfesten Dialog der beiden Ritter aus dem hessischen Friedberg hatte.

André Gröninger in Schwarz und David Hohn in Weiß sorgten als streitbare Edelleute beim Abendspektakel am Samstag für eine ordentliche Portion „Hau‘ drauf“, sehr zu Freude des Publikums, das seinen Spaß am eher handfesten Dialog der beiden Ritter aus dem hessischen Friedberg hatte.

Foto: Thorsten Wolf

Was passt besser zu einem lauen Sommerabend auf der Kirkeler Burg als eine ordentliche Prügelei zwischen zwei oder gleich mehreren Rittern? Eigentlich gar nix. Und genau deswegen gehört die handfeste Auseinandersetzung von handfesten Kerlen seit Jahren zum Abendspektakel, hoch oben auf dem Wahrzeichen der Gemeinde. Am vergangenen Samstag waren es Bruder Friedrich von Nideggen, im bürgerlichen Leben David Hohn, und André Gröninger, als Ritter unter dem Namen Andreas von Mehrenberg bekannt, die ihren Zwist publikumswirksam vor den Gästen des Abendspektakels austrugen – und das mit Nachdruck. Mal mit einem Schwert pro Ritter, mal gleich mit Zweien, mal mit Dolch oder Fäusten wurden Fakten geschaffen. Wie passend dabei, dass sich von Nideggen in Weiß und von Mehrenberg in Schwarz gekleidet hatten, da mussten sich die Zuschauer des Spektakels nicht irgendwelche Namen merken und konnten stattdessen ihrer Zu- und Abneigung in skandiertem „Weiß, Weiß, Weiß“ oder eben „Schwarz, Schwarz, Schwarz“ Ausdruck verleihen. Dass am Ende in der Regel „Weiß“ die metallene Oberhand behielt, das war Hollywood-like.

In den Kampfpausen hatten die beiden Edelleute der Ritterschaft Friedberg dann auch noch ein bisschen Luft und Lust und erzählten etwas über das, was sie da am Samstagabend an Taten taten. Und das hatte mit dem üblichen Schaukampf zur Belustigung des gemeinen Volkes wenig zu tun. „Die Leute sehen immer Ritterfilme, in denen sich die Gegner eine halbe Stunde lang kloppen. Das ist aber mit einer Rüstung, die 40 bis 45 Kilo wiegt, gar nicht möglich. Deswegen habe wir uns dafür entschieden, dass wir keinen Schaukampf, also das reine Darstellungsfechten, machen wollen. Das ist uns zu langweilig. Wir kämpfen mit Vollkontakt, die Schläge werden nicht unbedingt abgebremst“, erklärte David Hohn. Und so waren die Auseinandersetzungen der beiden Ritter aus dem Hessischen auch kurz und heftig – dabei aber nicht weniger mitreißend, gerade für die jungen und jüngeren Zuschauer. Die durften dann auch selbst mal in die Arena treten und ein „Schwert anlegen“.

Zwischen all dem Kampf gab es am Samstagabend auch liebreizende Momente. Dafür sorgten die Tänzerinnen von Shabanna Atesh und die Musikerinnen und Musiker der „Notnägel“. Bei denen handelt es sich im Kern um die früheren „Freyen Spielleut Kirkel“. Nach einer längeren Pause und mit einer personellen Neubesetzung an der Gitarre sorgt die Formation nun mit neuem Namen, aber nach wie vor bester mittelalterlicher Musik, wieder dafür, dass man auf der Kirkeler Burg die Vergangenheit nicht nur sehen, sondern auch hören kann. Es war also ein durchaus formidabler Unterhaltungs-Mehrklang, der für Spektakel am Abend sorgte: Kantige Ritter, hübsche Frauen, Spiele, Musik, Tanz, Bier und ordentliche Prügeleien – so kennt man es nur zu gut aus einschlägigen Bewegtbild-Produktionen. Quasi Regie führte Moderator Frank Meiser, dem die Aufgabe zufiel, all das für die Besucher ins rechte Bild zu rücken, zu animieren, auch mal spaßeshalber die wilde Menge zur Ordnung zu rufen. Dass sich Meiser als Verkünder der spektakulären Botschaft dabei auch noch als tauglicher Stallbursche und zweimaliger Organisator von Stecken-Pferd-Rennen für die kleinen Gäste erwies – auch das gehörte zur Geschichte vom Samstagabend, ebenso wie eine Feuershow.

 Zur Musik der „Notnägel“ waren die Tänzerinnen von Shabanna Atesh am Samstagabend für die anmutigen Momente zuständig.

Zur Musik der „Notnägel“ waren die Tänzerinnen von Shabanna Atesh am Samstagabend für die anmutigen Momente zuständig.

Foto: Thorsten Wolf

Rund um die ritterlichen Stunden bot die Kirkeler Burg mit ihrem Handwerkerdorf die gewohnt Kulisse für einen Abend, der sich vor allem gemütlich und familiär zeigte – von der Hektik und den Besucherzahlen eines Mittelaltermarktes ist man beim Abendspektakel als Teil eines ganzen Erlebniswochenendes auf der Kirkeler Burg traditionell weit entfernt. Eben diese Wochenende bot am Samstag einen Erlebnistag mit der Möglichkeit, ganz unterschiedliche Handwerke praktisch zu erleben. Am Sonntag stand die „Burgolympiade“ auf dem Programm – und damit die Chance, sich in Disziplinen wie Armbrustschießen, Axtwerfen, Bogenschießen, Hufeisenwerfen und beim Nägel (keine Notnägel) einschlagen zu messen. Doch was wäre ein solches Wochenende ohne die vielen, helfenden Hände, die zwei dieser Tage und gleich noch ein abendliches Spektakel mittendrin überhaupt erst möglich machen. Und eben diese Hände gehörten, wie sollte es auch anders sein, den aktiven Mitgliedern des Förderkreises der Kirkeler Burg. Die sorgten mit ihrem Vorsitzenden Peter Steffen nicht nur, aber vor allem auch dafür, dass bei all dem bunten Treiben keiner der Gäste aufgrund von Mangelernährung auf der Strecke blieb.

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