Erzwingungsstreik angedacht

Kirkel · Das derzeit in der Metall-Tarifrunde im Raum stehende Angebot von 0,9 Prozent stößt bei Gewerkschaftsvertretern auf wenig Verständnis. Daher bereitet sich die IG Metall auf einen Arbeitskampf vor.

 Lautstark präsentiert sich, wie hier auf dem Archivfoto mit Trillerpfeifen, im Arbeitskampf die Gewerkschaft IG Metall. Auch in unserer Region zeigt sich regelmäßig die Gewerkschaft mit unterschiedlichen Protestmethoden. Foto: Oliver Berg/dpa

Lautstark präsentiert sich, wie hier auf dem Archivfoto mit Trillerpfeifen, im Arbeitskampf die Gewerkschaft IG Metall. Auch in unserer Region zeigt sich regelmäßig die Gewerkschaft mit unterschiedlichen Protestmethoden. Foto: Oliver Berg/dpa

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Forderung und Angebot in den Metall-Tarifverhandlungen 2016 könnten kaum weiter auseinander liegen: Seitens der IG Metall sind fünf Prozent Entgelterhöhung aufgerufen, die Arbeitgeberseite hat diese Forderung mit einem Angebot von 0,9 Prozent gekontert. Eine Provokation nennen dies Gewerkschaftsverantwortliche und Betriebsräte , auch in Homburg, auch gestern bei einer eigens anberaumtem Pressekonferenz im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel . Eingeladen hatte die IG Metall Homburg-Saarpfalz mit ihrem ersten Bevollmächtigten Ralf Reinstädtler an der Spitze. Mit am Tisch: Betriebsräte von Unternehmen aus der Region.

Schnell wurde bei den Schilderungen der Gewerkschaft klar, dass man sich eigentlich auf eine eher ruhige Tarifverhandlung eingerichtet hatte. Grund dafür, so Reinstädtler, sei die weiterhin gute wirtschaftliche Situation im Bereich der Metall- und Elektroindustrie. Das Geld für eine angemessene Entgelterhöhung sei also vorhanden. Doch habe die Arbeitgeberseite mit ihrem Gegenangebot von 0,9 Prozent nicht so reagiert, wie man es eigentlich erwartet habe. Von dort habe es vielmehr Kampagnen in der Öffentlichkeit gegeben, die mit Blick auf Tarifabschlüsse in der Vergangenheit die aktuellen Forderungen der Gewerkschaft als unangemessen einordneten. Reinstädtler nannte dieses Vorgehen der Arbeitgeberseite "gewagt. Aus unserer Sicht ist das ein Zeichen, dass den Arbeitgebern die Argumente ausgehen".

Auf die nun unerwartete Situation und die Aussicht auf einen echten Arbeitskampf, so fiel gestern mehr als einmal der Begriff "Erzwingungsstreik", bereite man sich entsprechend vor. Dies verdeutlichte Ralf Cavelius, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz. So nannte er eine ganze Reihe von Aktions-Terminen nach Ende der Friedenspflicht um 0 Uhr am 29. April - angefangen bei einstündigen Kundgebungen bis hin zu Warnstreiks. Je nach Verhandlungslage könnte bei diesen Aktionen auch ein noch recht neues Instrument der Gewerkschaft zum Einsatz kommen: der Tagesstreik. Am Ende, und das wäre dann wohl fast ein Premiere in der Region, könne nach einer entsprechend positiven Urabstimmung, auch ein Erzwingungsstreik als quasi letztes Mittel im Arbeitskampf stehen.

Salvatore Vicari, Betriebsratsvorsitzender von Schaeffler Technologies in Homburg, fand deutliche Worte: "Wir haben Arbeit bis unters Dach, die Kollegen leisten Mehrarbeitsschichten ohne Ende, bis an alle Grenzen. Da wird schon einiges abgefordert. Und deswegen gibt es keinen in der Belegschaft, der für dieses Angebot der Arbeitgeber Verständnis hat. Die sind stinksauer." Nicht anders beurteilte die Situation in den Betrieben vor Ort Lee Hirschel vom Bosch-Betriebsrat.

 Ralf Cavelius und Ralf Reinstädtler verdeutlichten die Forderungen der IG Metall. Foto: Thorsten Wolf

Ralf Cavelius und Ralf Reinstädtler verdeutlichten die Forderungen der IG Metall. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Mit einigem Sarkasmus sagte er: "Eigentlich müssten wir den Arbeitgebern für das Angebot von 0,9 Prozent dankbar sein. Denn die Mitarbeiter sind jetzt wirklich provoziert." Damit verbunden sei nun eine außerordentliche Motivation. Ralf Reinstädtler brachte es da mit Blick auf einen möglichen Arbeitskampf so auf den Punkt: "Mit diesem Angebot haben sich die Arbeitgeber einen echten Bärendienst erwiesen."

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