Neue Tanzakademie in Limbach Die Tanz-Talente der Zukunft entdecken

Limbach · Mit ihrer „Tanzmanufaktur“ möchte Lisa Merscher den Menschen Ballett und modernen Tanz näher bringen.

 Seit Anfang Januar betreibt die gebürtige Jägersburgerin Lisa Merscher in Limbach ihre Tanzmanufaktur und vermittelt  in unterschiedlichen Angeboten Ballett und modernen Tanz.

Seit Anfang Januar betreibt die gebürtige Jägersburgerin Lisa Merscher in Limbach ihre Tanzmanufaktur und vermittelt  in unterschiedlichen Angeboten Ballett und modernen Tanz.

Foto: Thorsten Wolf

Wenn man sich mit Lisa Merscher unterhält, und diese Zeit ist nicht verschwendet, dann merkt man in Windeseile, dass man vor einer jungen Frau sitzt, die lebt, was sie tut. Und was sie tut, das ist etwas ganz Besonderes – auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so wirkt. Ganz nüchtern geschildert, betreibt die gebürtige Jägersburgerin seit dem 8. Januar in Limbach ihre Tanzmanufaktur.

Doch wer nun an eine Tanzschule im herkömmlichen Sinne denkt, der denkt falsch. Und dass dies so ist, liegt nicht nur am Untertitel „Akademie für Ballett und Modernen Tanz“, sondern auch an Lisa Merscher selbst. Vier Jahre Studium an der privaten Musik- und Kunstuniversität der Stadt Wien und ein weiterer Studienaufenthalt in Finnland haben aus der Saarländerin quasi eine „akademische Tanzgelehrte“ gemacht. Würde man ihr dieses Prädikat aber als Beschreibung ihres Tuns präsentieren, dann würde Lisa Merscher wohl kehlig lachen, den Kopf zurückwerfen und diese Einordnung mit einem breiten Grinsen zurückweisen. Doch was ist sie dann? Diese Frage beantwortet sie gestern im Gespräch mit unserer Zeitung so: „Man ist Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin.“ Und wie merkt man, dass das genau der Weg ist, den man einschlagen will?

„Wenn man erkennt, dass man mit irgendwelchen anderen Studiengängen nicht glücklich wird, wenn man in der Vorlesung nur an das Tanztraning denkt und hofft, dass der Dozent bald fertig ist. Und wenn man schon mit vier Jahren im Ballettsaal rumgeturnt ist. Dann setzt man sich durch und geht nach Wien.“ So führt gestern Antwort zu Frage und Frage zu Antwort. So zum Beispiel, was es nun ist, das Tanzen, wie es Lisa Merscher versteht – Kunst oder Handwerk? „Ein gutes Handwerk macht die Kunst aus. Man kann nicht einfach etwas ins Blaue hinein diddeln. Man muss Technik haben, man muss eine Basis haben. Das ist vor allem beim Tanz ganz, ganz wichtig, sonst läuft das in eine ganz seltsame Richtung.“

Das Thema Handwerk hat Lisa Merscher auch sehr elegant im Namen der „Tanzmanufaktur“ verflochten, kommt der Begriff „Manufaktur“ doch aus dem Lateinischen und steht für „mit der Hand gemacht“. Wer nun befürchtet, Lisa Merschers Angebot würde sich in der Attitüde eines abgehobenen Tanztempels ergehen, wer Bilder von flockenleichten Zukunftsballerinen im Kopf hat, der irrt auch jetzt wieder. Denn das, was Merscher macht und ihren Schülerinnen und Schülern in der aufregenden Alterspanne zwischen drei und 63 in ganz unterschiedlichen Kursen anbietet, das muss zwar ihren eigenen Ansprüchen genügen, ist aber im wahrsten Sinne des Wortes tanzbodenständig. „Natürlich geht das Bild einer schwebenden Ballerina so schnell nicht aus den Köpfen raus“, gesteht Merscher ein – der Weg dahin sei aber mit harter Arbeit verbunden. Zudem gehe es eben nicht nur darum, klassisches Ballett zu vermitteln, sondern auch besagten modernen Tanz?

Und moderner Tanz heißt was? „Man versucht das Ballett zu renovieren und weitere Einflüsse der vergangenen Jahre zu integrieren und zu nutzen. Moderner Tanz ist freier, offener und bietet viel mehr Möglichkeiten, viel, viel mehr Ausdruck.“ Das müsse man schlicht vermitteln, „das Bild der Ballerina aus den 1920er Jahren ist nicht mehr tragbar. Und auch das russische System mit Tänzerinnen, die 1,20 Meter groß sind und 20 Kilo wiegen, das ist es nicht mehr“, überspitzt Merscher. „Es geht nicht mehr nur um lieblich-süß, es kann auch derb, groß und gewaltig sein.“ Damit habe sich auch die körperliche Anforderung verändert, „man kann groß sein, der Körper kann so oder so sein, das muss dann anatomisch erarbeitet werden.“ Dies öffne dieses Genre für viele „und dann kann da auch was draus werden.“

Lisa Merscher sieht sich aber nicht nur als Vermittlerin von Wissen, ihr geht es auch darum, in Zukunft Tanz-Talente zur entdecken und zu fördern. „Ich teile das ein bisschen. Ich habe den ‚Freizeitbereich‘, bei dem Mütter hierher kommen und einfach mal für 90 Minuten in der Wochen ‚ausschalten‘ wollen. Oder ich habe die Dreijährigen, bei denen man zumindest ein Richtung vorgeben kann. Aber meine Vision ist es auch, im Ausbildungsbereich professionell zu fördern.“ Bleibt noch zu fragen, warum Lisa Merscher den Weg hin zur Lehre gewählt hat – und sich nicht für eine eigene Ballett-Karriere entscheiden hat? „Ich habe schon im Studium gemerkt, dass mir der Bereich der Choreografie mehr gelegen hat. Oder, wenn man es vergleicht: Ich bin lieber Regisseurin als Schauspielerin.“

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