Gesundheitsfachberufe Zulauf ist enorm, seit das Geld stimmt

Homburg · In diesem Jahr findet die Ausbildungsmesse am Uniklinikum ausnahmsweise schon im März statt. Denn seit 1. Januar bekommen alle Auszubildenden der Gesundheitsfachberufe eine Ausbildungsvergütung, das sorgt für reges Interesse.

 Hebamme ist ein begehrter Beruf, den viele junge Frauen gerne erlernen. 

Hebamme ist ein begehrter Beruf, den viele junge Frauen gerne erlernen. 

Foto: dpa/dpaweb/Z1005 Waltraud Grubitzsch

Der Andrang bei den Gesundheitsfachberufen am Universitätsklinikum in Homburg war schon immer groß, aber jetzt ist noch ein weiterer Grund für eine Bewerbung hinzugekommen: Es gibt eine ordentliche Vergütung für alle Auszubildenden. Das ist auch der Grund, warum diesmal die Ausbildungsmesse ins Frühjahr fällt, denn traditionell findet diese Messe im November statt, wenn bei vielen jungen Leuten die Entscheidungsphase für den künftigen Beruf beginnt. „Doch in diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden, unsere Bildungsmesse außer der Reihe anzubieten“, sagt Ulrich Wirth, der das Schulzentrum leitet.

Der Grund hierfür sei, dass seit 1.­ Januar 2019 auch alle Auszubildenden derjenigen Gesundheitsfachberufe eine Ausbildungsvergütung erhalten, die durch das Krankenhausfinanzierungsgesetz geregelt sind. Daraus schließt Ulrich Wirth „dass damit ein verstärktes Interesse bei jungen Leuten besteht, sich über Gesundheitsfachberufe zu informieren. Dem wollen wir mit dieser Frühjahrsmesse Rechnung tragen.“Angekündigt wurde die neue Vergütung bereits im November letzten Jahres beim vergangenen Tag der offenen Tür. „Es gibt für alle Azubis vom ersten Lehrjahr an eine finanzielle Vergütung, die über drei Jahre gestaffelt ist“, hatte Ulrich Wirth, der Leiter des Schulzentrums, erklärt, „dafür wurde lange gekämpft, das haben wir jetzt erreicht. Das ist eine tolle Sache. Und Punkt zwei: Alle jungen Leute, die bei uns einen Abschluss haben, bekommen sofort eine Stelle.“

248 Azubis der Schulen für Diätassistenz, Orthoptik und Physiotherapie sowie die Medizinisch-technischen Assistenten der Fachrichtungen Labor (MTLA), Radiologie (MTRA) und Funktionsdiagnostik (MTAF) erhalten damit ab sofort eine Ausbildungsvergütung, was vorher nicht der Fall war.

Das monatliche Entgelt beträgt für die Azubis im ersten Ausbildungsjahr 965,24 Euro, im zweiten Ausbildungsjahr 1025,30 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1122,03 Euro. „Es ist gut, dass nicht nur unsere Azubis in der Gesundheits- und Krankenpflege, die Hebammen sowie die Operationstechnische Assistenten (OTA), sondern auch alle anderen Auszubildenden der Gesundheitsfachberufe jetzt eine Ausbildungsvergütung bekommen“, betonte auch Wolfgang Klein, der Pflegedirektor am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Das Uniklinikum habe dadurch im deutschen Südwesten ein Alleinstellungsmerkmal, weil die neuen Bestimmungen nur für solche Ausbildungsgänge gelten, die an einem Universitätsklinikum stattfinden, welches dem Tarifvertrag der Länder untersteht. „Für unsere Schulen ist dies der Fall“, freut sich Ulrich Wirth. „Ausbildungsstätten an kommunalen oder kirchlichen Krankenhäusern im Saarland und in Rheinland-Pfalz bleiben hingegen außen vor.“

Zwar waren die Ausbildungen an den staatlichen Schulen und Lehranstalten des Uniklinikums im Gegensatz zu vielen privaten Ausbildungsstätten schon immer schulgeldfrei. Doch Wohnen, Lernen und Leben kosten Geld, das bisher meist von der Familie aufgebracht werden musste.

Die Tarifeinigung müsste auch im Kontext der Fachkräftesicherung gesehen werden, sagte Annette Weber, die in der Ausbildung künftiger Medizinisch-technischer Assistenten für Funktionsdiagnostik tätig ist: „Von der Ausbildungsvergütung verspreche ich mir, dass insbesondere die unbekannteren Gesundheitsfachberufe wie der Medizinisch-technische Assistent für Funktionsdiagnostik attraktiver werden.“

 Eine Orthoptistin überprüft die Nahsehschärfe von Kindern. Dieser Gesundheitsfachberuf, der auch am Schulzentrum des Uniklinikums gelehrt wird, ist wenig bekannt.

Eine Orthoptistin überprüft die Nahsehschärfe von Kindern. Dieser Gesundheitsfachberuf, der auch am Schulzentrum des Uniklinikums gelehrt wird, ist wenig bekannt.

Foto: picture-alliance / dpa/Wolf-Dietrich_Weissbach

Rund ein Viertel der Auszubildenden hat sich bislang die Ausbildung über Schüler-Bafög finanziert, oft schossen sogar Verwandte einen Beitrag dazu. Viele Azubis haben abends oder am Wochenende zusätzlich gejobbt, um über die Runden zu kommen. Berufe, die dringend gebraucht werden, werden gut bezahlt, das regelt der Markt – diesmal im positiven Sinn für Azubis.

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