Kirche ist wichtig für die soziale und politische Kultur

Homburg/Zweibrücken. Werden wir zu einem "heidnischen" Land mit christlichen Restbeständen? Viele Christen, Protestanten oder Katholiken, haben den Glauben an Gott verloren. Es gibt mehr Konfessionslose als Kirchgänger. Viele Menschen basteln sich lieber ihr Bild von Gott selbst zusammen - ohne Pastor oder Priester

Homburg/Zweibrücken. Werden wir zu einem "heidnischen" Land mit christlichen Restbeständen? Viele Christen, Protestanten oder Katholiken, haben den Glauben an Gott verloren. Es gibt mehr Konfessionslose als Kirchgänger. Viele Menschen basteln sich lieber ihr Bild von Gott selbst zusammen - ohne Pastor oder Priester. Die alte Frage nach dem Sinn des Lebens hat eine neue Subkultur hervorgebracht: Immer mehr Menschen suchen in Workshops, bei Sekten und Gurus eine spirituelle Heimat - Leben ohne Glauben, erst recht ohne Kirche. Wir leben in einer Zeit leerer Worthülsen, die Gott ins Jenseits verbannt hat. Vor allem um die Amtskirchen sieht es düster aus. Das Thema "Geld" steht fast nur noch Mittelpunkt. Ist Geld alles im Leben? Stellen sie die falschen Fragen zur falschen Zeit am falschen Ort? Sehen sie nicht den inneren Zerfall unserer rastlosen Gesellschaft? Sehen die Kirchen nicht, wohin die Jugend ohne Orientierung treibt, dass unsere Gemeinschaft sich immer mehr in Gewinner und Verlierer spaltet? Die Jesus-Botschaft von Gottes- und Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden scheint irgendwo hängengeblieben, auch im bürokratischen Gestrüpp der Verwaltungen von Amtskirchen. Dabei ist die christliche Botschaft ganz einfach: Den Menschen dienen. Sie im Alltag unterstützen. Unrecht anprangern. Sich "Einmischen". Die Kirche soll helfen, die Solidaritäts-Schwindsucht zu heilen und die soziale Kälte zu bekämpfen. Sie muss zum Ratgeber und zum Halt für die Menschen in ihrem Leben werden. Will die evangelische Kirche aus ihrem mitverschuldeten "Jammertal" heraus, dann muss sie ihre verkrusteten Strukturen aufbrechen, sich als Dienst-Unternehmen für den Nächsten begreifen, sich (wieder?) zu einem Seelsorge-Anbieter wandeln. Ihr religiöses Tun darf sich nicht mehr nur noch auf Taufe, Heirat, Beerdigung und den Gottesdienst beschränken. Sie müsste auch transparenter werden, auf die Menschen zugehen und nicht darauf warten, dass die Menschen zu ihr kommen. Nur so wird aus der Kirchen-Krise eine Chance für die Kirche. Sie hat einen klaren Auftrag im Alltag: Suche nach Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden. Dafür muss sie lauthals eintreten - nicht nur hinter Kirchenpforten. Sie muss wieder begreifen, dass sie ein ganz wichtiger Teil der sozialen und politischen Kultur.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort