IG Metall „Solidarität ist unsere Tradititon“

Homburg · Die IG Metall Homburg-Saarpfalz hatte am Samstag in den Saalbau eingeladen und ehrte langjährige Gewerkschafter.

 Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler, hielt bei der Ehrung im Saalbau eine kämpferische Rede.

Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler, hielt bei der Ehrung im Saalbau eine kämpferische Rede.

Foto: Sebastian Dingler

Voll besetzt war der Saalbau am Samstagnachmittag bei der Mitgliederehrung der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Geehrt wurden Gewerkschafter, die 25, 40, 50, 60 und sogar 70 Jahre Mitglied sind. Die Begrüßung übernahm der zum Jahresende nach Völklingen wechselnde zweite Bevollmächtigte, Ralf Cavelius. Neben Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind hieß Cavelius auch Pfarrer Wilfried Bohn willkommen als Vertreter des protestantischen Dekanats. „Neben den Gewerkschaften stehen auch die Kirchen für Gerechtigkeit“, meinte Cavelius, der auch an die 165 in den letzten zwölf Monaten verstorbenen Mitglieder erinnerte. Die Gedenkminute zu Ehren der Toten wurde sehr stimmungsvoll vom Orchester des Musikvereins Limbach unter der Leitung von Zija Bejleri untermalt.

In der Rede wurden auch die Zahlen genannt: 168 Mitglieder sind seit 25 Jahren dabei, 219 seit 40 Jahren. 86 Gewerkschaftler gehören seit 50 Jahren der IG Metall Homburg-Saarpfalz an, 33 seit 60 Jahren und immerhin 15 Gäste waren schon 1948, als die IG Metall gegründet wurde, eingetreten.

Mit den Grußworten begann Rüdiger Schneidewind. „Das Engagement in der Gewerkschaft ist unendlich wichtig“, sagte er zu Beginn. Dann äußerte der OB die Sorgen, die er sich um Gesellschaft derzeit mache. Die AfD, die er nicht beim Namen nannte, aber jeder wusste, dass diese Partei gemeint war, wolle die Grundwerte unserer Demokratie und damit auch der Gewerkschaften zerstören. „Was die vorhaben, ist ein anderes Deutschland, und dieses Deutschland will ich nicht“, meinte der OB und erntete kräftigen Applaus. Danach forderte er eine Entlastung der Mittelschicht. „Das sind Dinge, die werden aus meiner Sicht in der großen Politik verschlafen.“ Die IG Metall lobte er dafür, dass sie klar Front mache gegen Rechtsextremismus.

Pfarrer Wilfried Bohn äußerte zunächst sein Bedauern darüber, dass Cavelius die IG Metall Homburg-Saarpfalz verlässt. Dann kam er auf die schon erwähnte Gerechtigkeit zu sprechen: „Die fällt nicht vom Himmel, die muss manchmal in harten Auseinandersetzungen erkämpft werden.“ Die IG Metall habe das sehr gut gemacht.

Danach sprach der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler, zu den Anwesenden: „Solidarität zu fordern ist einfach. Von der Solidarität anderer zu leben, ist bequem. Solidarität selbst zu leisten, ist eine eine großartige menschliche Tat. Dies ist keine neue Erkenntnis, es ist unsere gemeinsame Tradition.“

Ralf Reinstädtler erinnerte in seiner Rede zudem an die Novemberrevolution vor 100 Jahren, die das Ende der Monarchie eingeleitet hatte, und an das Stinnes-Legien-Abkommen, dem damaligen Vertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Nur wenige Jahre danach wurden die beiden ältesten Jubilare, Irmgard Weber und Albert Müller, geboren. „Sie sind quasi Zeitzeugen für die Entwicklung bis zur heutigen Zeit.“

Anschließend schaute Reinstädtler auf die einzelnen Jubiläumsjahre zurück, dabei mit dem leidvollen Jahr 1948 beginnend: „Das Durchschnittsgewicht von Männern lag damals bei 51 Kilogramm.“ 1958 habe es tarifpolitische Erfolge mit sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie einer Verkürzung der Arbeitszeit gegeben. Vor 50 Jahren war dann das „Jahr der Protestbewegungen“, so Reinstädtler. Damals sei die IG Metall stark gewachsen. 1978 habe man für Tariferfolge streiken müssen, 1993 sei wiederum kein gutes Jahr für die Gewerkschaften gewesen, „Sozialabbau“ war damals das Wort des Jahres.

Beim Ausblick in die Zukunft kam Reinstädtler auf die Debatte über Pkw-Abgase zu sprechen: „Das Auto an sich wird zunehmend und lautstark skandalisiert“, meinte er. Am Verbrennungsmotor hingen in Homburg fast alle Arbeitsplätze der Metall- und Elektroindustrie. „Wir sind klar gegen eine ideologisch geprägte, zum Teil irrationale und unsachliche Debatte.“ Die IG Metall müsse diesbezüglich klar Position beziehen. Auch sparte der erste Bevollmächtigte nicht mit Kritik am Management von Thyssen Krupp Gerlach – dem mangele es an Einsicht bei den Tarifverhandlungen. Zum Schluss appellierte Reinstädtler: „Nur Aufstehen und aufrecht Gehen bringt uns voran.“

 Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts) ehrten die IG Metall-Mitglieder mit 70-jährigem Jubiläum: Lothar Gaffga, Manfred Eichinger, Kurt Maurer und Werner Grub (von links nach rechts). Foto: Sebastian Dingler

Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts) ehrten die IG Metall-Mitglieder mit 70-jährigem Jubiläum: Lothar Gaffga, Manfred Eichinger, Kurt Maurer und Werner Grub (von links nach rechts). Foto: Sebastian Dingler

Foto: Mario Moschel/Sebastian Dingler
 Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts) ehrten die IG Metall-Mitglieder mit 70-jährigem Jubiläum: Lothar Gaffga, Manfred Eichinger, Kurt Maurer und Werner Grub (von links nach rechts). Foto: Sebastian Dingler

Ralf Cavelius (links) und Ralf Reinstädtler (rechts) ehrten die IG Metall-Mitglieder mit 70-jährigem Jubiläum: Lothar Gaffga, Manfred Eichinger, Kurt Maurer und Werner Grub (von links nach rechts). Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Anschließend konnten die Anwesenden der 521 Jubilaren geehrt werden - von den 1948 in die Gewerkschaft eingetretenen waren immerhin vier auf die Bühne gekommen.

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