Zuneigung zu älteren Menschen

Homburg · Die Pflegeberufe stehen derzeit auf dem Prüfstand. Nicht nur die Spezial-Ausbildung in der Kinderkrankenpflege soll abgeschafft werden, sondern auch in der Altenpflege. Dagegen wehren sich erfahrene Altenpflegerinnen wie Renate Polack.

Renate Polack ist seit vielen Jahren in der Altenpflege tätig. Nun ist sie ärgerlich, denn ein aktueller Referentenentwurf der Bundesregierung zur Reform des Pflegeberufs sieht vor, die Fachausbildung zur Altenpflegerin abzuschaffen. Künftig wird es dann nur noch eine generelle Pflegeausbildung geben - mit einer Spezialisierung im letzten der drei Ausbildungsjahre.

Das ist das gleiche Schicksal, das auch die Kinderkrankenpflege trifft, darüber haben wir bereits berichtet. Renate Polack ist Pflegedienstleiterin in der Pro Seniore Residenz in Erbach und wehrt sich dagegen, dass gerade die beiden sensiblen Bereiche, nämlich Kinder- und Altenpflege, zu Gunsten einer allgemein gehaltenen Ausbildung abgeschafft werden sollen.

"Wer bisher Altenpfleger oder Altenpflegerin werden wollte, hatte von Anfang an eine auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtete Ausbildung. Den Beruf der Altenpflege gibt es nun seit fast 40 Jahren. Er hat sich etabliert und ist für die steigende Anzahl alter Menschen, sowie die immer höher steigende Anzahl der an Demenz erkrankten Menschen, unerlässlich", betont Renate Polack.

Altenpflege sei Langzeitpflege und das Altenheim oft letzte Wohnstätte für Menschen die zu Hause nicht mehr versorgt werden könnten oder auch Pflege zu Hause in anderer Form benötigten.

Altenpfleger lernen drei Jahre lang, sich auf die Bedürfnisse alter Menschen einzustellen, ihre mehrfachen Krankheitsbilder kennen zu lernen und die Pflege fach- und sachgerecht durchzuführen.

"Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Beziehungspflege. Mitarbeiter sind Lebenswegbegleiter, Tagesstruktur schaffende und Sorgen und Nöte wahrnehmende, vertraute Personen, die in ganz naher Beziehung zu den zu pflegenden alten Menschen stehen. Wer sich wohl und sicher in seinem Altenheim fühlt, ist auch gesünder, Wunden heilen besser, Krankheitssymptome werden reduziert und sogar Schmerzen gelindert", betont die erfahrene Krankenschwester und Altenpflegerin.

Dass der Gesetzgeber nun eine Reform auf den Weg bringen wolle, die diesen Beruf abschafft, sei unter der demographischen Entwicklung der Bevölkerung nicht nachvollziehbar. Bei den Menschen komme die offensichtlich von der Politik gewünschte zunehmende Akademisierung der Pflegeberufe nicht an, betont Polack. "Diese studierten Gesundheitsfachberufler werden jedenfalls nicht am Bett stehen und den Menschen Nähe und Wärme vermitteln oder sich auf deren Demenz einstellen, sondern in der Gesundheitsverwaltung arbeiten wollen."

Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass mit der Ausbildung zur Altenpflegehelferin eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen wurde, auch geringer qualifizierten Bewerbern einen Berufseinstieg zu ermöglichen. Diese wertvolle Ressource gehe mit einer verstärkten Akademisierung verloren: "Die Pflegehelfer sind heute wertvolle Mitarbeiter bei der Versorgung unserer alten Menschen und oft ihre direkten Ansprechpartner", so Polack. Die voll examinierten Altenpfleger blieben hingegen oft in administrativen Tätigkeiten hängen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sei es für die Krankenkassen, Heimaufsicht, Gesundheitsamt, Berufsgenossenschaft, Medizinproduktegesetz oder die immer höher steigenden Anforderungen des Infektionsschutzes. Schon heute reiche die Anzahl der Pflegekräfte nicht aus, um den steigenden Bedarf in der Gesundheitsbranche zu decken.

Grundsätzlich sei es wichtig, eine europäische Anerkennung der Gesundheitsfachberufe anzustoßen, ,,aber nicht auf Kosten der Altenpflege. Diese wird keinen Gewinn aus der generalistischen Ausbildung ziehen, die Bewerber werden sich noch weniger für die Altenpflege entscheiden und der Fachkraftmangel noch ausgeprägter", befürchtet Renate Polack.

Die Altenpflege werde am Ende kaum Bewerber aus der generalistischen Ausbildung erhalten, "schon deshalb nicht, weil in der Langzeitpflege mit dem unvermeidlichen Zerfall des Menschen und natürlichem Altersabbau wenig vorzeigbare Erfolge zu verzeichnen sind".

In Zusammenarbeit mit der Altenpflegeschule St. Wendel, dem Sanitätshaus Doppler und der Knappschaft wird Schülerinnen und Schülern am Dienstag, 23. Februar und Mittwoch, 24. Februar, von 9 bis 13 Uhr Gelegenheit gegeben, das Berufsbild der Altenpflege näher kennen zu lernen. Schauplatz ist die Pro Seniore Residenz Am Steinhübel, Steinhübel 8 in Homburg anlässlich des Tages der Ausbildung, der unter dem Motto "Ausbildungsplätze - fertig - los!" steht. Es gibt auch Informationen zu FSJ, BFD und Praktikum in den jeweiligen Bereichen. Man erhält Informationen zu Karrieremöglichkeiten in der Pflege und Zukunftsperspektiven bei deutschlandweiten Senioreneinrichtungen. Der Eintritt ist frei.

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