Hilfe für Benin Zu Besuch bei Freunden in  Copargo

Homburg/Copargo · Fünf Damen aus dem Verein Entwicklungsförderung Benin waren wieder vor Ort, um die Fortschritte zu sehen.

 Auf dem Handwerkermarkt der Stadt Cotonou, dem Regierungssitz von Benin, verkaufen Korbflechterinnen ihre bunten Körbe. 

Auf dem Handwerkermarkt der Stadt Cotonou, dem Regierungssitz von Benin, verkaufen Korbflechterinnen ihre bunten Körbe. 

Foto: Christiane Skorupka

„Unsere Patenkinder sind keine Karteileichen“, betont Renate Schiestel-Eder. Sie kann das bezeugen, denn sie ist  jedes Jahr persönlich dabei, wenn die jährliche Reise des saarländischen Vereins „Entwicklungshilfe für Benin“ nach Benin geht.

Was sich zunächst anhört wie Urlaub, ist in Wirklichkeit harte Arbeit. Natürlich ist auch immer eine Prise Abenteuer dabei. „Man weiß beim Start in Paris nie, was einen bei der Ankunft in Cotonou erwartet“, lacht Renate Schiestel-Eder.

Diesmal waren es die Koffer, die nicht mit den fünf Damen des Vereins EFB (Entwicklungsförderung Benin) angekommen waren.  Also musste das Quintett aus dem Saarland noch einen Tag länger in der Großstadt ausharren, bevor sie die neunstündige Fahrt in die Provinz antreten konnten: nach Copargo, wo die meisten saarländischen  Hilfsprojekte angesiedelt sind. Mit dabei waren diesmal die Präsidentin des Vereins, Christine Jordan-Decker, und die Vorstandsdamen Ulrike Schumacher, Christine Skorupka, Renate Schiestel-Eder und die ehemalige Präsidentin Heidrun Möller.  Zweck der zweiwöchigen Reise ist,  die mit Spendengeld finanzierten Einrichtungen zu begutachten und neue Spenden zu überreichen. Dazu gehören Besuche in verschiedenen Schulen, um die aus dem Saarland geförderten Patenkinder zu sehen. „Wir dokumentieren genau vor Ort, ob und wie das Geld ankommt“, betont Schiestel-Eder, „denn mit der Patenkind-Masche ist schon viel Betrug angestellt worden. Das ist bei uns ganz anders.“

Meistens findet die Fahrt im Oktober statt,  gegen Ende der Regenzeit, wenn das Klima erträglich ist. „Aber einige Regengüsse hatten wir trotzdem noch“, erzählt Schiestel-Eder. Einmal habe es dermaßen gegossen, dass der Transporter mit den saarländischen Damen im Wasser stecken blieb, gegenüber hatte das Regenwasser sogar einen Tümpel gebildet, in dem Kinder badeten.

Irgendwann ging es dann aber doch weiter. Die Gemeinde Copargo mit ihrem Bürgermeister Ignac Onorou, der kürzlich sogar einen Preis für die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft erhielt, ist etwa so groß wie Neunkirchen. Die Schulen und Krankenstationen, die von der EFB  gefördert werden, liegen weit auseinander in verschiedenen Vororten, weshalb es immer sehr aufwändig ist, alle zu besuchen. „Wir müssen allein vier verschiedene Schulen abklappern“, so Schiestel-Eder.

Die Patenmädchen, deren Anzahl von 30 auf 40 erhöht wurde, gehören zum Pflichtprogramm. „Die Mädchen, die wir zu Beginn unserer Aktivitäten gefördert haben, sind jetzt schon Abiturientinnen“, freut sich Renate Schiestel-Eder. 160 Euro gibt die EFB pro Jahr für ein Patenkind aus, darin enthalten sind zwei Schuluniformen, das Schulgeld, das Schulmaterial und ein tägliches Schulfrühstück. Das Alter der Mädchen liegt zwischen 14 und 17 Jahren.

Wichtig ist auch ein Landwirtschaftsprojekt: Die wenigen Familien, die damit begonnen haben,  können sich und weitere Mitglieder selbst ernähren, es gibt sogar Überschüsse, die auf dem Markt verkauft werden. Auch die Kurse in der Erwachsenenbildung verliefen erfolgreich, „vor allem junge Männer, die vorher Analphabeten waren, finden damit Anschluss ans öffentliche Leben.“ Die Nachfrage, an der Erwachsenenbildung teilnehmen zu dürfen, sei enorm.

 Hier sieben der insgesamt 40 Patenmädchen des saarländischen Hilfsvereins: Vom Spendengeld werden den Mädchen zwei Schuluniformen, das Schulgeld, Schulmaterial und ein Frühstück finanziert.

Hier sieben der insgesamt 40 Patenmädchen des saarländischen Hilfsvereins: Vom Spendengeld werden den Mädchen zwei Schuluniformen, das Schulgeld, Schulmaterial und ein Frühstück finanziert.

Foto: Christiane Skorupka
 Die Hauptarbeit erledigen die Frauen. Noch dazu bekommen sie viele Kinder. Mit mehr Bildung möchte der Hilfsverein diesen Teufelskreis durchbrechen.

Die Hauptarbeit erledigen die Frauen. Noch dazu bekommen sie viele Kinder. Mit mehr Bildung möchte der Hilfsverein diesen Teufelskreis durchbrechen.

Foto: Christiane Skorupka
  Für das Landwirtschaftsprojekt gab es sogar einen Nachhaltigkeitspreis.

 Für das Landwirtschaftsprojekt gab es sogar einen Nachhaltigkeitspreis.

Foto: Christiane Skorupka

Zu den Dauermaßnahmen zählt die Unterstützung von zwei Krankenstationen und die Förderung von Kindergärten. Leider habe die Zeit nicht gereicht, beide Krankenstationen zu besuchen, berichtet Renate Schiestel-Eder:  „Eine Station konnten wir sehen, die 25 Kilometer entfernt im Busch liegt.“ Hier sei alles „sehr sauber“ gewesen, Medikamente wurden vorschriftsmäßig in Kühlschränken aufbewahrt und die einzige gelernte Pflegekraft mache ihre Arbeit mit Hilfe angelernter Pflegerinnen und Pfleger sehr gewissenhaft. Diese Krankenstation sei auf Entbindungen und Verbrennungen spezialisiert. „Wir haben den Pflegerinnen noch einige zusätzliche Geschenke gemacht.“ Zumal sie im vergangenen Jahr keinen Lohn bekommen hätten, „man hat sie auf der Gehaltsliste einfach vergessen. Auch sowas kommt vor.“ Die Kindergärten seien ebenfalls gut aufgestellt und das Personal kümmere sich gut um die Kleinen. Trotzdem bleibe noch viel zu tun. Mit einem Sack voll neuer Ideen sind die fünf engagierten Saarländerinnen aus Benin zurückgekommen. Im kommenden Jahr werden sie wieder dorthin fahren, keine Frage. Sie hängen einfach an dem schönen Land und den netten Menschen dort.

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