Zeitung macht Schule Karl Marx ist auch heute noch aktuell

Homburg · Im Zuge des Projektes „Zeitung macht Schule“ haben sich Schüler des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums mit ganz unterschiedlichen Themen beschäftigt. Heute der letzte Beitrag: Karl Marx.

 Schüler und Schülerinnen des Grundkurses Geschichte 12 am Saarpfalz-Gymnasium Homburg mit ihrem Lehrer Eberhard Jung zeigen inspirierende Veröffentlichungen über Karl Marx.

Schüler und Schülerinnen des Grundkurses Geschichte 12 am Saarpfalz-Gymnasium Homburg mit ihrem Lehrer Eberhard Jung zeigen inspirierende Veröffentlichungen über Karl Marx.

Foto: Eberhard Jung

„Am 5. Mai 1818 wurde Karl Marx, der einflussreichste Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus, in Trier geboren. Mit einem Jubiläumsprogramm von über 600 Veranstaltungen feierte die älteste Stadt Deutschlands 2018 seinen 200. Geburtstag. Die sozialistische Volksrepublik China schenkte Marx‘ Geburtsstadt eine monumentale Statue des Künstlers Wu Weishan, und im Mittelpunkt der Jubiläumsattraktionen standen vier Ausstellungen, die ein umfassendes Bild des Gelehrten mit der grauen Löwenmähne vermittelten.

Karl Marx gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und machte sich weltweit einen Namen als Ökonom, Gesellschaftswissenschaftler, politischer Journalist, revolutionärer Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Die theoretischen Grundlagen des nach ihm benannten Marxismus beeinflussen auch heute noch die Geschichts- und Sozialwissenschaften.

Viele Bestandteile seiner Forschung über den Kapitalismus sind gerade in armen Ländern noch aktuell. Im Kapitalismus sah er ein System des Schwindels und Betrugs. Er kritisierte Großkonzerne, die Menschen mit zu geringen Löhnen ausbeuten und den sogenannten „Mehrwert“ als Profit für sich einstecken. Marx beschrieb und analysierte die massenhafte Verelendung der Arbeiterklasse und prangerte diesen Missstand innerhalb des Kapitalismus an.

Seine Vorstellung von der klassenlosen Gesellschaft gefällt mir, sie bleibt jedoch eine Utopie. Von Gesinnungsgenossen, Armen und Ausgebeuteten („Proletariern“) der Industriellen Revolution wurden Karl Marx (1818-1883) und sein Mitstreiter Friedrich Engels (1820-1895) verehrt, in bürgerlichen Kreisen und staatlichen Institutionen verbreiteten sie jedoch Angst und Schrecken. Die „Bourgeoisie“ befürchtete einen gesellschaftlichen Umsturz und damit einen Verlust ihrer Privilegien. Die letzten Sätze des „Kommunistischen Manifests“, der gemeinsamen Schrift von Marx und Engels aus dem Jahre 1848, enthielt für das wohlhabende Großbürgertum („Kapitalisten“) eine existenzbedrohende Kampfansage: „Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“

Bis heute gehört Karl Marx zu den umstrittensten Gestalten der Weltgeschichte. Er wurde schon zeitlebens verteufelt und verehrt und lieferte, wie mein Banknachbar Leon Müller meint, „Zündstoff für kontroverse Diskussionen“. Viele seiner düsteren Prognosen erfüllten sich nicht, weil die Verelendung des Proletariats durch staatliche Sozialgesetze abgemildert wurde. Denn auch Unternehmer, Kirchenvertreter und die Arbeiterbewegung selbst versuchten, die schlimmsten Auswüchse der „Sozialen Frage“ mit Eigeninitiativen abzufedern.

Es hat dem Ansehen von Marx und Engels sehr geschadet, dass ihre Lehren von totalitären Systemen (Sowjetunion, Volksrepublik China, DDR, Kuba, Nordkorea u.a.) missbraucht und Menschen im Namen des Marxismus diktatorisch regiert, manipuliert, gnadenlos unterdrückt und ermordet wurden.

Zur Beurteilung von Karl Marx und seiner Aktualität hat der Leiter der  AG Geschichte, Eberhard Jung,  von Mitschülern des Grundkurses Geschichte 12 einige Stellungnahmen erhalten:

Giulia Di Franco hat die Trierer Ausstellung „Karl Marx 1818–1883. Leben. Werk. Zeit.“ im Rheinischen Landesmuseum besucht. Sie kommt zum Ergebnis: „200 Jahre nach Marx‘ Geburt hat sich der Kapitalismus durchgesetzt und viele Menschen profitieren davon, weil er vielerorts auch Wohlstand und eine Verbesserung der Lebensumstände bewirkt hat. Aber Marx warnte auch vor der Finanzaristokratie und ist damit heute noch aktuell.“ Sie verweist auf betrügerische Machenschaften in Wirtschaftskreisen, Steuerhinterziehung, extrem hohe Managergehälter, den „Raubtierkapitalismus“ von Banken, Firmen und Großkonzernen.

Lea Maas findet die Gesellschaftskritik von Marx faszinierend und betont die weltweite Auswirkung seiner Lehren. Sie beklagt die heute immer noch feststellbaren Formen kapitalistischer Ausbeutung, ein Auseinanderdriften von Arm und Reich sowie die Zunahme von Kinder- und Altersarmut in der sogenannten Wohlstandsgesellschaft.

Auch Sofia Macievskij kritisiert die wirtschaftliche Ausbeutung und Ungerechtigkeit in der Welt. Sie stellt fest: „Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich, so werden zum Beispiel Arbeitszeiten verlängert und Sozialleistungen gekürzt. Am deutlichsten sichtbar wird dies in Entwicklungsländern wie Bangladesch.“ Bei uns stellt sie eine Zunahme von schlecht bezahlten Minijobbern und eine wachsende Entfremdung unter den Menschen fest. „Alles wird zur Ware, alles lässt sich verkaufen.“

Julius Draxel sieht einen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Verarmung und dem Aufstieg populistischer Parteien. Er gibt zu bedenken: „Schon die erste Demokratie auf deutschem Boden, die Weimarer Republik, scheiterte aufgrund von wirtschaftlicher Instabilität und sozialem Abstieg. Damit sich so ein Szenario nicht wiederholt, benötigt man nachhaltige Lösungen für die Probleme, die einen gewissen Wohlstand für alle Menschen garantieren.“

Joshua Pfeiffer erkennt, dass unsere kapitalistische Welt mit ihrem Streben nach Wachstum und Profit zunehmend vor größeren Problemen steht. Er nennt da den Klimawandel, die Ausbeutung von Entwicklungsländern und den Raubbau an der Natur. Daraus ergibt sich die Frage: Sind wir tatsächlich bereit, für den Kapitalismus unsere Lebensgrundlagen aufzuopfern?

Laurin Seichter aus der Klasse 9a und Teilnehmer der AG Geschichte finden, dass Marx oft missverstanden wurde und daher zu Unrecht so stark umstritten sei. Er fordert: „Man sollte ihn als Held der Arbeiterbewegung ansehen, weil er dazu beigetragen hat, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen bewusst zu machen und enorm zu verbessern.“

Ebenfalls aus der AG Geschichte meldet sich Cecilia Klein (De 11) zu Wort: „Marx‘ Einsatz für Presse- und Meinungsfreiheit ist bewundernswert. Er riskierte dafür persönliche Nachteile und stand häufig mittellos da. Seine offene Kritik an der Pressezensur erregte die Aufmerksamkeit der preußischen Behörden, die ihn Zeit seines Lebens mit Argusaugen beobachteten, Verbote aussprachen und ihn zur Flucht ins Ausland drängten. Um ihrem strengen Blick entgehen zu können, legte Marx sogar 1845 seine preußische Staatsbürgerschaft ab und blieb von da an staatenlos. Vergleicht man ihn mit unseren Freiheitskämpfern Philipp Jakob Siebenpfeiffer, Johann Georg August Wirth und Friedrich Schüler, so steht er diesen in nichts nach. Im gebührt die gleiche Dankbarkeit, doch sollten wir selbst als verantwortungsvolle Bürger heutzutage nicht untätig bleiben, sondern aktiv unsere Demokratie mit ihren Freiheitsrechten unterstützen.“

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