Radfahren in Homburg Wie Homburg fahrradfreundlicher wird

Homburg · Der ADFC Saar sieht Nachholbedarf beim Radverkehr in Homburg. Thomas Fläschner aus dem saarländischen Landesvorstand stellt Verbesserungsansätze vor, um mehr Menschen Lust zu machen, aufs Rad umzusteigen. 

 Radfahrer sind ein eher seltenes Bild im morgendlichen Berufsverkehr in Homburg. Der ADFC hat einige Vorschläge, wie man das ändern kann. 

Radfahrer sind ein eher seltenes Bild im morgendlichen Berufsverkehr in Homburg. Der ADFC hat einige Vorschläge, wie man das ändern kann. 

Foto: dpa/Jens Büttner

Im Moment sorgt das Dauer-Regenwetter dafür, dass sich in der Regel wirklich nur hartgesottene und erprobte Radler auf die Straßen wagen. Doch auch wenn Sonne und angenehme Temperaturen für beste Bedingungen sorgen, bleibt der Anteil der Radfahrer am Straßenverkehr in Homburg eher mickrig. Bei drei Prozent lag er im Jahr 1992. Eine uralte Zahl, sagt Thomas Fläschner aus dem Landesvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Saar , allerdings sei es auch die einzige, die er gefunden habe. Mittlerweile liege man höher, doch auch nicht über fünf Prozent, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei habe Homburg ganz günstige geografische Bedingungen: Das Gebiet sei ziemlich flach, die Entfernungen relativ kurz. Es sei immer jedoch auch eine Frage der Fahrradkultur, betonte er. Läge Homburg im Münsterland, dann wäre der Anteil der Radler deutlich höher.

Dabei sei nicht alles schlecht, von außerhalb komme man ganz gut nach Homburg hinein, erläutert Fläschner. Allerdings werde es schwierig, sobald man als Radler die innerörtliche Lage erreiche. Oder anders ausgedrückt: Rund um Homburg gebe es schöne Freizeitwege, auf denen Radfahrer am Wochenende gerne unterwegs seien. In der Stadt und für das Radfahren im Alltag lasse sich aber noch einiges verbessern. Der ADFC will Lust machen aufs Radfahren und in dieser Sache vor Ort  aktiv werden.

Das Thema jedenfalls interessiert die Menschen. Zu einer Infoveranstaltung in der vergangenen Woche seien mehr als 40 Personen ins Bistro 1680 am Marktplatz gekommen. Die Anwesenden hätten sich sehr intensiv eingebracht. Und neben allgemeiner Kritik ging es auch um ganz konkrete Stellen, an denen es noch nicht so richtig klappt mit dem entspannten Radfahren. Ein Beispiel: die Talstraße: Hier funktioniere die Trennung von Gehweg für die Fußgänger und markiertem Radweg nicht wirklich. Ein Grund dafür: Die Piktogramme, die vereinfachte bildliche Darstellung als Hinweis auf dem Radweg, seien verblasst. Zudem würden bei Festen auf dem Christian-Weber-Platz Buden auf den Fahrradweg gestellt. „Das geht aber nicht, wenn es eine Hauptachse ist“, so Fläschner.

Es sei, sagt Fläschner, auch die Kritik aufgekommen, die Stadt habe in der Vergangenheit nicht auf Beschwerden reagiert. Dass die Verwaltung das Thema aber jetzt auf dem Schirm hat, zeigt sich nicht nur in der Aktion Stadtradeln. Bei dieser Kampagne werden Radkilometer gesammelt. Im Frühsommer will man daran erneut teilnehmen. Die erste Beigeordnete der Stadt, Christine Becker, und der „Fahrradbeauftrage“ Stephan Bentz waren beim Treffen dabei und hörten sich die Vorschläge an. Um Dinge, die relativ schnell zu beheben sind, will sich die Stadt schnell kümmern, so das Versprechen, das Pressesprecher Jürgen Kruthoff gestern übermittelte. Dinge, die mehr Geld kosten, erforderten aber eine gewisse Planung, fügte er hinzu.

Was aber muss passieren, um mehr Menschen fürs Radfahren zu begeistern? Es sollten, so Fläschner vom ADFC, Lücken im Wegenetz geschlossen werden. Wenn Straßen breiter seien, ließen sich durch abgetrennte Streifen auf der Fahrbahn, Radwege schaffen. Grundsätzlich gebe es die Möglichkeit eines so genannten Radfahrstreifens, der durch eine dicke weiße Linie abtrennt werde. Dieser sei ausschließlich für Radfahrer reserviert. Der durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnete Schutzstreifen dürfe hingegen vom Kfz-Verkehr auch mal mitbenutzt werden. „Das ist besser als nichts“, so Fläschner. Aber: Wenn wirklich mehr Leute im Alltag aufs Rad gebracht werden sollten, dann dürfe man sich nicht auf die Unerschrockenen fokussieren, sondern auf diejenigen, die hier ängstlicher, vorsichtiger seien – und diese Gelegenheitsradler seien in der Mehrheit. Sie brauchten andere Bedingungen. Ein Mittel seien beispielsweise alternative, parallele Routen im verkehrsberuhigten Bereich. Diese Nebenrouten müssten entsprechend ausgeschildert werden.

Fläschner führte weitere Vorschläge an, sie seien alle vergleichsweise günstig umzusetzen. So könne man Einbahnstraßen für Radfahrer in der Gegenrichtung freigeben. Bei Sackgassen könne man darauf hinweisen, wenn Radfahrer im Gegensatz zu Autos hier doch durchfahren könnten. Wichtig sei, dass alles gut kommuniziert werde. So sollten Angebote für Radfahrer etwa auf der Internetseite der Stadt präsentiert werden.

Ebenfalls ein Anliegen: die Abstellmöglichkeiten fürs Fahrrad. Teilweise gebe es gar keine, etwa am historischen Marktplatz. Das führe dazu, dass die Räder an Laternen und Schildern angeschlossen werden. „Das sieht nicht toll aus.“ Vorhandene Ständer seien zum Teil nicht geeignet, da man Vorderrad und Rahmen mit einem üblichen Bügelschloss nicht an einem festen Gegenstand anschließen könne. Fürs schnelle Abstellen und Einkaufen zu belebten Zeiten gehe das noch, abends beim Kinobesuch sei das nicht ausreichend.

 In der Homburger Innenstadt, hier ein beispielhafter Blick in die St. Michaelstraße, könnten bestimmte Einbahnstraßen für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben werden, schlägt der ADFC vor. Dies ist nur eine Maßnahme, um die Stadt fahrradfreundlicher zu machen.

In der Homburger Innenstadt, hier ein beispielhafter Blick in die St. Michaelstraße, könnten bestimmte Einbahnstraßen für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben werden, schlägt der ADFC vor. Dies ist nur eine Maßnahme, um die Stadt fahrradfreundlicher zu machen.

Foto: Thomas Fläschner/ADFC
 In Sackgassen, wie zum Beispiel hier in der Kirchenstraße, gibt es für Radfahrer oft doch eine Durchfahrtsmöglichkeit.

In Sackgassen, wie zum Beispiel hier in der Kirchenstraße, gibt es für Radfahrer oft doch eine Durchfahrtsmöglichkeit.

Foto: Thomas Fläschner/ADFC
 Es gibt in Homburg zu wenige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, kritisiert der ADFC. Vorhandene seien nicht immer gut. Bei den Ständern vor dem Saarpfalz Center könne man etwa nicht Vorderrad und Rahmen mit einem Bügelschloss an einen festen Gegenstand anschließen.

Es gibt in Homburg zu wenige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, kritisiert der ADFC. Vorhandene seien nicht immer gut. Bei den Ständern vor dem Saarpfalz Center könne man etwa nicht Vorderrad und Rahmen mit einem Bügelschloss an einen festen Gegenstand anschließen.

Foto: Thomas Fläschner/ADFC

Der ADFC will am Thema dranbleiben. Das nächste Treffen für alle Interessierten in Homburg ist bereits geplant: am Mittwoch, 7. Februar, 19 Uhr, im Siebenpfeifferhaus in der Kirchenstraße.

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