Porzellan „Weißes Gold“ aus Wörschweiler

Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken ließ im Gutenbrunnertal einst Porzellan herstellen. Eine besondere Ausstellung im Stadtmuseum Zweibrücken führt längst vergessene regionale Geschichte vor Augen.

 Im Gutenbrunner Tal nahe des ehemaligen Schlosses in Wörschweiler wurde einst Porzellan hergestelt. Von dem Schloss ist heute nur noch ein Teil, der noch bewohnt wird,  übrig geblieben.

Im Gutenbrunner Tal nahe des ehemaligen Schlosses in Wörschweiler wurde einst Porzellan hergestelt. Von dem Schloss ist heute nur noch ein Teil, der noch bewohnt wird,  übrig geblieben.

Foto: Thorsten Wolf

Jahrhunderte lang hüteten die Chinesen das Geheimnis der Porzellanherstellung. Erste Hinweise gab es bereits 1600 vor Christus. Mit dem Bekanntwerden der exotischen Heißgetränke Kaffee, Tee und Schokolade, die besonders gut aus Porzellan schmecken, begann in Europa die Jagd nach der Porzellanrezeptur, dem so genannten Arkanum. Auch in unserer Region wurde dann das begehrte Material hergestellt. Und das ist nun auch zu sehen: Porzellan aus der Gutenbrunner Zeit ist im Stadtmuseum Zweibrücken ausgestellt.

Im Jahr 1708 war es Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in Sachsen gelungen, weißes Hartporzellan herzustellen – erstmals in Europa. Dieses Wissen blieb nicht lange geheim. Bald war es eine Prestigesache für die Fürsten, ihre Hoftafeln mit eigenem „weißen Gold“ zu decken. Auch Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken förderte ab 1767 die Gründung einer „Porzellanfabrique“ in seinem Land. Acht Jahre ließ er, zuerst im Gutenbrunner Tal bei Wörschweiler und dann in Zweibrücken hochwertiges Porzellan produzieren. Unter Herzog Gustav Samuel Leopold von Pfalz-Zweibrücken entstand bereits ab 1723 im Tal das Schlösschen Luisenthal mit Schlosskapelle. Am 13. Mai 1723 heiratete er morganatisch (aus niedererem Stand) Luise Dorothea, Gräfin von Hoffmann (1700–1745), die Tochter des Erbbeständers des Gutenbrunnens und Jägermeisters Johann Heinrich Hoffmann. Ihr schenkte er den ganzen Wörschweiler Bann als Morgengabe: „den Gutenbrunn und Schwarzenackerhof nebst der dabei gelegenen Schweizerei und Molkerei, wie auch die Ziegel- und Glashütte nicht nur ad dies vitae [auf Lebenszeit], sondern das Erbbestandsrecht mit der Auflage, daß zur Subsistenz eines katholischen Priesters, welcher die von uns auf dem Gutenbrunn zu Ehren der heiligen Walburgis neu erbauten Kapelle bedienen möchte, 100 Gulden jeden Jahres entrichten solle, damit wenigstens dreimal jede Woche die heilige Messe da gelesen werden möge“ (aus Alfons Gebhardt: Der Gutenbrunnen zu Wörschweiler). Die Kapelle, die der heiligen Walpurgis geweiht ist, wurde 1725 errichtet. Ihr Grundstein stammt vom 27. April 1724. Von 1786 bis 1798 war sie das Gotteshaus einer selbstständigen katholischen Kirchengemeinde, zu der die Siedlungen Schwarzenbach, Schwarzenacker, Einöd und Ingweiler sowie Webenheim, Mimbach, Bierbach, Kirkel, Neuhäusel, Eschweilerhof, Abstäberhof, Bliesberger- und Audenkellerhof gehörten. Durch französische Revolutionstruppen wurde 1793 das Schloss größtenteils zerstört: Der Zentralbau wurde 1802 abgerissen, nur die Kapelle und ein Seitenflügel des Schlosses blieben erhalten. Seit 1827 sind Schloss und Hof Gutenbrunnen im Besitz der Familie Lilier.

Zurück zur Porzellanherstellung: Trotz künstlerischer Güte fehlte aber – wie in anderen Kleinstaaten auch – der Absatzmarkt für die teure Luxusware. Mit dem Tod des Herzogs Christian IV. im Jahr 1775 endeten die Subventionen, die Produktion wurde eingestellt. Von 1765 bis 1767 war in Gutenbrunnen die Porzellanmanufaktur der Zweibrücker Herzöge untergebracht. 1767 verlegte man die Manufaktur nach Zweibrücken, wo sie bis zum Tode Christians IV. 1775 weitergeführt wurde. Das Porzellan erhielt den Aufdruck „P. Z.“ (Pfalz Zweibrücken). Eines der Produkte aus Gutenbrunnen ist im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt. Von der Firma Villeroy & Boch in Mettlach wurden Nachbildungen einzelner Teile dieses feinen Porzellangeschirrs als Replik gefertigt.

Zum Besitz des Schlosses Gutenbrunnen gehörte eine Mühle an der Blies, die später zu einer Papiermühle und Pappdosen-Manufaktur umgestaltet wurde. 1793 wurde die Manufaktur als Teil des Besitzes von Schloss Gutenbrunnen beschlagnahmt und zum französischen Nationalgut erklärt. Das Anwesen wurde versteigert. Im Dezember 1854 kaufte Peter (III.) Adt die Papiermühle von Georg Lilier und gestaltete sie 1867 zur Fabrik um. Diese war bis 1948 in Betrieb.

Charlotte Glück, promovierte Historikerin und Leiterin des Stadtmuseums in Zweibrücken, sagt denn auch: „Die wenigen erhaltenen Zweibrücker Porzellane, rund 250 Teile, sind heute heiß begehrte Sammlerstücke. Die Ausstellung ergänzt die weltweit größte Sammlung des Stadtmuseums (83 Teile) durch 45 Leihgaben aus der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Saarlandmuseum Saarbrücken und Privatsammlungen. Sie veranschaulicht die Esskultur des Rokokos und lüftet das einst strenggehütete Geheimnis des Arkanums.“

 Schreibgarnitur, Marke P.Z., um 1768, vermutlich von Modellmeister Laurentius Russinger gestaltet. Der Aufdruck P.Z. steht für Pfalz Zweibrücken. 

Schreibgarnitur, Marke P.Z., um 1768, vermutlich von Modellmeister Laurentius Russinger gestaltet. Der Aufdruck P.Z. steht für Pfalz Zweibrücken. 

Foto: accent studios carsten clüsserath
 Ovale Deckelterrine mit dem Dekor bunte deutsche Blumen und plastischem Granatapfel, Marke P.Z.

Ovale Deckelterrine mit dem Dekor bunte deutsche Blumen und plastischem Granatapfel, Marke P.Z.

Foto: Stadtmuseum Zweibrücken
 Gewürzschälchen mit sitzendem Knaben um 1767/1768.

Gewürzschälchen mit sitzendem Knaben um 1767/1768.

Foto: accent studios carsten clüsserath
 Eine Teekanne mit Dekor-Blumengirlanden an Schleifen, Blaumalerei, Marke P.Z, um das Jahr 1770.

Eine Teekanne mit Dekor-Blumengirlanden an Schleifen, Blaumalerei, Marke P.Z, um das Jahr 1770.

Foto: accent studios carsten clüsserath
 Bilderhändler oder Allegorie des Winters,  um 1769/70.

Bilderhändler oder Allegorie des Winters,  um 1769/70.

Foto: Stadtmuseum Zweibrücken

Ausstellungs-Infos: „Heiß begehrt – 250 Jahre Zweibrücker Porzellan“ Stadtmuseum, bis 11. Februar. Öffnungszeiten: Dienstags, 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis sonntags und feiertags, 14 bis 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten und Führungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich, Telefon (0 63 32) 87 13 80 oder (0 63 32) 87 13 81.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort