Das Problem mit dem Kiffen Von den Erfahrungen eines Ex-Kiffers

Homburg · Buchautor Amon Barth war zu Besuch am Homburger Mannlich-Gymnasium. Der 33-Jährige erzählte den Schülern, wie er als junger Mann in den Suchtkreislauf geriet und wie er von der Droge Haschisch loskam.

 Buchautor Amon Barth berichtete den Schülern des Mannlich-Gymnasiums von seiner Cannabis-Sucht und der dadurch ausgelösten Psychose. Eingeladen hatte Barth die Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Arbeiterwohlfahrt.

Buchautor Amon Barth berichtete den Schülern des Mannlich-Gymnasiums von seiner Cannabis-Sucht und der dadurch ausgelösten Psychose. Eingeladen hatte Barth die Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Arbeiterwohlfahrt.

Foto: Sebastian Dingler

Derzeit wird wieder viel über die Freigabe von Cannabis diskutiert, zumal die aus Hanf gewonnene Droge ja auch heilende Wirkung besitzt. Wozu der Konsum von Haschisch aber auch führen kann, erzählte am Dienstag der Autor Amon Barth den Schülern der Oberstufe des Homburger Mannlich-Gymnasiums.

Seine eigene Kiffer-Karriere hatte Barth 2005 in seinem Buch „Breit. Mein Leben als Kiffer“ beschrieben. Die Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Arbeiterwohlfahrt, „Praesent“, hatte den 33-Jährigen nun schon zum dritten Mal ins Mannlich-Gymnasium eingeladen. „Amon Barth ist jemand, der den Kopf und die Herzen der Jugendlichen erreicht, sie können sich mit ihm identifizieren“, meinte Ralph Dejon von der Awo. Zur Arbeit von „Praesent“ sagte er: „Niemand hat den Vorsatz, süchtig zu werden, von daher ist es schwierig, jemanden davon abzuhalten. Es geht also in unserer Arbeit mehr um eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und dem, was ein Suchtmittel bietet.“

In Schulen ist die Fachstelle um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht bemüht – dazu gehörte eben auch der Vortrag von Amon Barth. Zunächst las dieser aus seinem Buch, danach konnten die Schüler Fragen stellen. Eindringlich und detailliert schilderte der Ex-Kiffer, wie er als Jugendlicher in den Suchtkreislauf geriet: wie die fußballbegeisterten Freunde langweilig wurden, wie die dauernde Anspannung mittels der Joints kurzfristig abfiel, wie er dem Mädchen, in das er verliebt war, nicht näherkam und wie ihm dann irgendwann alles gleichgültiger wurde. „Der Übergang vom Gelegenheits- zum Dauerkiffer war kein großer Schritt“, erzählte Barth von den Anfängen seiner Drogenkarriere. Er habe sich dann nur noch zur Schule geschleppt und „durchs Leben geschoben“. Interessant war auch, wie er im Nachhinein die beiden sich streitenden Seiten in ihm schilderte: Wie er einerseits glaubte, das Kiffen sei gut für ihn und andererseits schon ahnte, dass das nicht stimmt.
Barth betonte mehrfach, dass das nicht allen Haschisch-Konsumenten so ergehen muss – bei ihm jedoch führte der dauernde Rausch in die Psychose: So glaubte er, dass er nur noch von Agenten und Außerirdischen umgeben sei oder dass alle seine Gedanken lesen könnten. Außerdem hielt er seine Mutter und andere für Hologramme und glaubte fest daran, sich in einem Computerspiel zu befinden. Folgerichtig landete er vier Wochen in der Psychiatrie, fing danach aber sofort wieder mit dem Kiffen an. Wie er aus dem Teufelskreis von Sucht und psychischer Krankheit herauskommen konnte, erzählte Barth erst in der Fragerunde. Der Tod der Großmutter, an der er sehr hing, habe ihn aufgerüttelt. Ihr zuliebe habe er das Abitur machen wollen und gewusst, dass er das mit seiner Kifferei niemals schaffen würde. Könnte er die Uhr zurückdrehen, meinte er zu einer Schülerfrage, würde er sich wohl andere Freunde suchen und mehr kreativere Hobbys ausüben.

Interessant war auch die Frage, die vielleicht nicht ganz ernst gemeint gestellt wurde: Welche Substanz Barth den jungen Leuten empfehlen könne, „um einen halbwegs verantwortungsvollen Rausch zu erlangen“. „Das ist eine sehr, sehr gute Frage, weil sie das aufnimmt, was wir alle wissen: dass man als Jugendlicher sein Leben genießen will und gerne Party macht“, meinte der Autor dazu. Der größte Rausch sei aber der nicht so ekstatische, sondern jener, wenn man ganz intensiv mit der eigenen Persönlichkeit kreativ involviert sei. Als Beispiele nannte er gemeinsames Musikmachen, ein gutes Gespräch führen oder ein Bild zeichnen – das ergebe vielleicht keinen intensiven Rausch, mache aber eigentlich glücklicher. Sein Buch wird 2019 in einer überarbeiteten und leicht erweiterten Version neu erscheinen.

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