Stradivari-Instrumente Vier Legenden auf einen Streich

Homburg · Beim Homburger Meisterkonzert am 7. Dezember spielt das Quartetto di Cremona. Das erhielt gerade als Leihgabe vier Instrumente des berühmten Geigenbauers Stradivari. Ebenfalls zu hören: der Pianist Aaron Pilsan.

 Das Quartetto di Cremona kommt nach Homburg.

Das Quartetto di Cremona kommt nach Homburg.

Foto: Elisa Caldana

Ein Instrument des legendären Geigenbauers Antonio Stradivari (um 1644 bis 1737) in den Händen zu halten, hat für einen Streicher vermutlich dieselbe Bedeutung wie eine Fahrt mit einem Lamborghini oder einem Ferrari für einen Autofan. Vielleicht ist es sogar ein bisschen mehr, denn schließlich sind nur einige hundert seiner Instrumente erhalten – Nachschub unmöglich. Und eine Geige, eine Bratsche oder ein Cello des Meisters irgendwo zu entdecken, hat etwas von einem Sechser im Lotto – auch finanziell.

Beim nächsten Homburger Meisterkonzert am Donnerstag, 7. Dezember, 20 Uhr, im Kulturzentrum Saalbau könnten vier Stradivaris zu hören sein. Zu Gast ist nämlich das Quartetto di Cremona. Und dies hat erst kürzlich einen Instrumentensatz von Antonio Stradivari übernommen, nur einige Monate nachdem sie mit dem Echo Klassik 2017 ausgezeichnet wurden in der Kategorie  „Kammermusikeinspielung (Musik bis 19. Jahrhundert) / Streicher”. Maßgeblich war hier die siebte Folge der Einspielung aller Streichquartette von Ludwig van Beethoven.

Das Quartett ist stolz auf diese besondere Leihgabe, beschreibt Details dazu in einer Pressemitteilung. Ihr Konzertdebut auf diesen Legenden gaben sie Ende September. Die vier Instrumente haben bereits eine lange gemeinsame Tradition, zuletzt wurden sie vom Hagen Streichquartett gespielt. Davor strich etwa auch das Tokyo Quartet die wertvollen Saiteninstrumente. Die Stradivaris erhielten die vier italienischen Musiker leihweise von der Nippon Music Foundation. Der Wert: unschätzbar, musikalisch wie finanziell. Wie so viele Stradivari-Instrumente, die die Zeit überdauert haben, erzählt man sich ihre Geschichten wie die von prominenten Persönlichkeiten.

Die beiden Violinen, die sich nun die beiden Geiger des Quartetto di Cremona unters Kinn legen, sind in den Jahren 1680 und 1727 entstanden, spannen so also einen Bogen von Stradivaris früher Arbeit als Schützling von Nicolò Amati bis zu seinen späten, reifen Jahren. Die Bratsche entstand 1731. Paganini (1782 bis 1840) soll von ihrem Klang so begeistert gewesen sein, dass er seinen Freund, den französischen Komponisten Hector Berlioz (1803 bis 1869), beauftragt haben soll, ein neues Werk für das Instrument zu komponieren. Das Cello schließlich aus dem Jahr 1736 soll das letzte sein, das der berühmte Geigenbauer geschaffen hat. Bekannt ist das Instrumenten-Set als „Paganini-Quartett“ Der gefeierte Violinenvirtuose Paganini soll die Instrumente einzeln während des 19. Jahrhunderts erstanden haben. Das Set wurde dann wieder auseinandergerissen, bevor es letztlich erneut zusammengeführt wurde durch den New Yorker Geschäftsmann Emil Hermann. Die Nippon Music Foundation erwarb das Instrumenten-Quartett schließlich im Jahr 1994. Letztlich kehren die vier Instrumente nun sozusagen an ihren Ursprungsort zurück. Zur Geschichte der Stadt Cremona, Heimat und Namensgeberin des Quartetto di Cremona, gehören nämlich auch die Werkstätten der berühmten Geigenbauer, zum Teil ganzer Dynastien. Neben Stradivari kennt man heute etwa noch Amati oder auch Guarneri.

Nachdem auch das Hagen-Quartett bereits in Homburg zu Gast war und 2015 die vier Stradivaris im Saalbau zum Klingen brachte, wird es nun also das italienische Ensemble sein mit Cristiano Gualco als Primarius, Paolo Andreoli (zweite Geige), mit dem Bratscher Simone Gramaglia und dem Cellisten Giovanni Scaglione.

Die Werkfolge des Quartetto di Cremona beginnt mit dem langsamen Satz für Streichquartett Es-Dur von Anton Webern (1883 bis 1945). Das darauf folgende Streichquartett a-Moll opus 132 von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) entstand 1825, also zwei Jahre vor seinem Tod, den der Trauermarsch im langsamen Satz bereits erahnen lässt.Zum Meisterkonzertfinale erklingt das Klavierquintett Es-Dur opus 44 von Robert Schumann (1810 - 1856). Den Klavierpart übernimmt der junge Pianist Aaron Pilsan.

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