Präventionsprojekt „Viele tappen unwissend in die Schuldenfalle“

Homburg · In einem Präventionsprojekt sollen Neubürger auch über Mietwesen, Energiepreise und Mahnverfahren aufgeklärt werden.

 Aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen kommen die Frauen und Männer, die an einem Integrationskurs teilnehmen. Foto: Dieter Schmidt/Caritas

Aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen kommen die Frauen und Männer, die an einem Integrationskurs teilnehmen. Foto: Dieter Schmidt/Caritas

Foto: Dieter Schmidt/Caritas

Sie kommen aus Kriegsgebieten und aus ganz anderen Kulturkreisen. Alles ist neu. Alles ist schwierig. Zunächst gilt es für die saarländischen Neubürger die deutsche Sprache zu lernen. Doch alarmierende Zahlen zeigen: Sie müssen auch über Fallstricke des täglichen Lebens aufgeklärt werden. Sonst drohen Schulden.

Der Jahresbericht 2016 des Caritas-Zentrums Saarpfalz belegt es schwarz auf weiß. Immer mehr Migranten kommen zur Schuldnerberatung. 26 Prozent der Neuzugänge im vergangenen Jahr hatten einen Migrationshintergrund - ein Anstieg von gut elf auf knapp 26 Prozent.

"Viele davon tappen unwissend in die Schuldenfalle", berichtet Elke Lenhard-Ambos von der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas. "Sie kennen sich einfach noch nicht genug mit Handyverträgen, Mietkosten- oder Energieabrechnungen aus. Dann überlesen sie womöglich auch noch eine Mahnung. Am Ende meldet sich ein Inkassobüro."

Ähnliches berichten Anna Schabert und Anne Neisius vom Fachdienst für Migration und Integration. Beide erwarten, dass das Problem an Schärfe noch weiter zunehmen wird. Deshalb haben die Caritas-Mitarbeiterinnen in St. Ingbert und Homburg zusammen mit dem Einrichtungsleiter Andreas Heinz die Initiative ergriffen und sind auf weitere Partner aktiv zugegangen: Das Ziel: So früh wie möglich mit den Migrantinnen und Migranten ins Gespräch zu kommen. Das geht am besten über die Integrationskurse, in denen ohnehin nicht nur Deutsch gelehrt wird, sondern auch weitergehende soziale Kompetenzen vermittelt werden. Natascha Tselios-Politz von der Biosphären-VHS St. Ingbert zeigte sich von der Idee sofort begeistert. Auch der Flüchtlingskoordinator des Jobcenters des Saarpfalz-Kreises, Bawar Tarboush, unterstützte die Projektidee und steht nun selbst zusammen mit einer Caritas-Mitarbeiterin vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Er klärt über das deutsche Mietwesen, über Energiepreise inklusive möglicher Fallstricke ebenso auf wie über drohende Mahn- und Vollstreckungsverfahren. "Aufklärung über diese Themen ist sehr wichtig, weil in Deutschland doch vieles anders läuft und abgerechnet wird wie etwa in Syrien. Das ist letztlich genauso wichtig wie Deutsch sprechen zu können."

Zum Thema:

 Projektvorstellung (von links) durch Natascha Tselios-Politz (VHS), Elke Lenhard-Ambos, Anna Schabert, Anne Neisius (Caritas-Zentrum Saarpfalz) Bawar Tarboush (Jobcenter Saarpfalz-Kreis). Foto: Dieter Schmidt/Caritas

Projektvorstellung (von links) durch Natascha Tselios-Politz (VHS), Elke Lenhard-Ambos, Anna Schabert, Anne Neisius (Caritas-Zentrum Saarpfalz) Bawar Tarboush (Jobcenter Saarpfalz-Kreis). Foto: Dieter Schmidt/Caritas

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Vielseitige Hilfen In den Integrationskursen der Biosphären-Volkshochschule in St. Ingbert und des Internationalen Bundes in Homburg lernen Migrantinnen und Migranten jetzt nicht nur die deutsche Sprache, sondern werden auch auf Schuldenfallen und Fallstricke hingewiesen. Das Präventionsprojekt wird von fünf Partnern getragen. Daran sind die Biosphären-Volkshochschule St. Ingbert, das Caritas-Zentrum Saarpfalz in Homburg, das Jobcenter des Saarpfalz-Kreises, die Schuldnerberatung des Saarpfalz-Kreises sowie der Internationale Bund Homburg beteiligt.

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