Kita-Forum Viele Eltern wollen Superkinder

Homburg · Beim Kita-Forum Saarpfalz wurde über den Wandel in der Erziehung und über die Forderungen der Eltern diskutiert.

 Immer mehr Eltern neigen dazu, ihre Kinder schon früh auf Leistung zu programmieren. Damit sind die Erzieherinnen konfrontiert.  

Immer mehr Eltern neigen dazu, ihre Kinder schon früh auf Leistung zu programmieren. Damit sind die Erzieherinnen konfrontiert.  

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

(red) Es ist nicht zu übersehen, Umfragen und wissenschaftliche Studien belegen es deutlich: Eltern stehen heutzutage unter einem erheblichen Druck und scheinen zunehmend in allen Fragen der Erziehung und Förderung ihrer Kinder verunsichert. Der 14. Fachtag des Kita-Forums Saarpfalz griff diese Problematik auf und beschäftigte sich mit dem Thema „Wenn Eltern (über)fordern!“.

Bei vielen Eltern ist eine deutliche und einseitige Ausrichtung all ihrer Bemühungen auf den möglichst hohen Schulabschluss ihres Kindes festzustellen, obwohl es noch gar nicht in der Schule ist.

Sie stützen sich dabei oftmals auf Informationen aus dem Internet, das eine unübersehbare Fülle an mehr oder weniger seriösen pädagogischen, medizinischen, psychologischen, aber auch esoterisch angehauchten Ratgebern, Foren und Erfahrungsberichten zur Verfügung stellt. Diese stiften allerdings mehr Verwirrung als dass sie solides Wissen vermitteln. Damit steht die Kindertageseinrichtung mehr und mehr im Brennpunkt elterlicher Forderungen, die oft weit über den pädagogischen Auftrag von Erziehung, Bildung und Betreuung hinausgehen, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung Homburg.

Somit ging es dem Referenten Professor Wolfgang Beudels von der Hochschule Koblenz, Fachbereich Sozialwissenschaften, in seinem Hauptvortrag „Wenn Eltern (über)fordern! Zusammensetzen, auseinandersetzen und das Kind im Blick behalten“ darum, Zusammenhänge näher zu beleuchten und verschiedene Verursachungsfaktoren einander gegenüberzustellen, die zu „Elterndruck“ und zu „Druck durch Eltern“ führen. „An die Erzieherinnen und Erzieher wird in der heutigen Zeit eine Vielzahl von Problemen herangetragen, für die früher das familiäre Umfeld meistens schon Lösungen parat hatte. Deshalb gilt es mehr denn je, veränderten Herausforderungen aufmerksam zu begegnen und gute Lösungsansätze zu finden. Ich freue mich, wenn das Fortbildungsangebot des Kita-Forums hierzu einen Beitrag leisten kann, wie mit diesen Anforderungen professionell und besser umgegangen werden kann“, so Landrat  Theophil Gallo bei der Begrüßung von mehr als 200 pädagogischen Fachkräften vor allem aus Kindertageseinrichtungen. Die Teilnehmer kamen in der Mehrzahl aus dem Saarpfalz-Kreis, aber auch aus anderen Landkreisen und der Pfalz. „Das große Interesse und die positiven Rückmeldungen zeigen die Aktualität und Brisanz des Themas, alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung“, ergänzte Gallo.

Der Referent nahm Eltern als Betroffene und gleichzeitig als Gestalter von Kindheit in den Blick und diskutierte die Auswirkungen auf die Kinder als Leidtragende. Viele Eltern setzten die Kita mit einer Vorschule gleich und erwarteten, dass möglichst nach Stundenplan und unterteilt in Fächer schulisches Wissens vermittelt wird, selbstverständlich mit vorzeigbaren Ergebnissen.

In diesem Zusammenhang wollen Eltern den Entwicklungsstand ihres Kindes permanent mit dem anderer Kinder vergleichen und erwarten oft von den pädagogischen Fachkräften genaue Auskunft darüber, wo sich ihr Kind im Spannungsfeld von „überdurchschnittlich“, „normal“ und „auffällig“ befindet.

Auf der anderen Seite scheint die Zahl der Kinder, die aus sehr unterschiedlichen Gründen schon früh Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten zeigen, immer weiter zu wachsen.

 Professor Wolfgang Beudels beim Fachtag im Homburger Forum:  „Auffällige Kinder als pädagogische Herausforderung“.

Professor Wolfgang Beudels beim Fachtag im Homburger Forum:  „Auffällige Kinder als pädagogische Herausforderung“.

Foto: Yvonne Apitz-Bimboes/Saarpfalz-Kreis

Dies erhöht ebenfalls den Druck, der auf Kitas und pädagogische Fachkräfte ausgeübt wird. Es wird erwartet, dass Auffälligkeiten, gar Störungen im Rahmen des alltäglichen Angebotes oder durch zusätzliche Fördermaßnahmen erfolgreich behandelt werden. Auf dieser Basis entwickelte Beudels im Dialog mit den Teilnehmern Konsequenzen für die Gestaltung und Ausrichtung des pädagogischen Angebots der Kitas, für den Umgang mit Eltern, aber auch für die Haltung der pädagogischen Fachkraft. Als Ergänzung zum Fachvortrag fanden vier Workshops zu den Themen: „Im Dialog mit der Vielfalt – Zusammenarbeit mit Eltern konstruktiv gestalten“, „Wie sage ich es meinen Eltern? Lernen lernen statt Wissensvermittlung, als Bildungsauftrag der Kita“, „Familiäre Wirklichkeit/Psychodynamische Aspekte der Zusammenarbeit von Fachkräften und Eltern“ und „Auffällige Kinder als pädagogische Herausforderung“ statt.

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