Wahlnachlese Viel Schlaf gab es in der Wahlnacht nicht

Homburg · Sowohl für Markus Uhl (CDU) als auch für Esra Limbacher (SPD) gab es in den Tagen vor der Wahl kaum noch ein Privatleben. Uhl vertritt den Kreis nun in Berlin, Limbacher bleibt SPD-Fraktionsvorsitzender in Kirkel.

 Markus Uhl (CDU) musste am Wahlabend lange warten, bevor er sich bei der Wahlparty in Homburg so richtig über seinen Sieg freuen konnte.

Markus Uhl (CDU) musste am Wahlabend lange warten, bevor er sich bei der Wahlparty in Homburg so richtig über seinen Sieg freuen konnte.

Foto: Ulrike Stumm

Am Tag nach der Wahl hat Markus Uhl (CDU) ein bisschen länger geschlafen als sonst – ein kleines Bonbon nach den anstrengenden Wahlkampfwochen und der langen Zitternacht, die ihm letzlich den Wahlsieg bescherte. Viel Zeit, sich zu erholen, bleibt ihm allerdings nicht. Am Dienstagmorgen wird er schon nach Berlin fliegen zur Fraktionssitzung, in der sich die „alten“ und die neu gewählten Abgeordneten treffen werden.

Dass es trotz seines persönlichen Sieges nicht leicht sein wird, bis eine Regierung steht, ist ihm natürlich auch klar. Ein Termin ist aber gesetzt: Spätestens am 23. Oktober müsse der neue Bundestag zum ersten Mal zusammentreten. Viel früher werde es wohl auch nicht werden, vermutet er. Uhl, der ja als Nachfolger von Alexander Funk (CDU) schon seit ein paar Wochen Abgeordneter ist, liebäugelt ein bisschen mit dem Haushaltsausschuss, „weil man da viel bewegen kann“. Aber auch die Arbeit im Auschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, in dem er bereits Erfahrungen gesammelt hat, findet er spannend. Grundsätzlich hat er sich vorgenommen, seiner Aufgabe in Berlin mit Bodenständigkeit, Verwurzelung im Wahlkreis und Demut zu begegnen. Dass er das überhaupt tun kann, und das Direktmandat im Wahlkreis 299 gewonnen hat, verdankt er gerade einmal gut 3000 Stimmen. Mit 33,6 Prozent der Erststimmen hatte er am späten Sonntagabend vor seinem Kontrahenten Esra Limbacher (SPD) gelegen, der am Ende 31,4 Prozent holte.

Besonders stark war er im Bliestal. „Das sind CDU-Hochburgen“, so Uhl. Stolz ist er zudem auf das Ergebnis in St. Ingbert, da sei der Vorsprung schon beachtlich gewesen. Uhl konnte hier 37,3 Prozent der Erststimmen für sich verbuchen, Limbacher lag mit 28,4 Prozent deutlich dahinter.

Wichtig sei gewesen, „dass Homburg steht“. Hier landete er bei 34,9 Prozent der Erststimmen, sein SPD-Kontrahent bei 28,3 Prozent. Hinter Esra Limbacher lag Uhl beispielsweise in Neunkirchen und auch in Bexbach (Erststimmen, CDU: 32,0 Prozent, SPD: 33,1 Prozent). In der Höcherbergstadt lag 2013 noch Alexander Funk vor dem damaligen SPD-Direktkandidaten David Lindemann. Funk habe als Bex­bacher hier einen Heimvorteil gehabt, kommentierte Uhl dieses Ergebnis. Obwohl es insgesamt knapp war, er habe sogar einen etwas größeren Abstand vor seinem Kontrahenten als das bei der Bundestagswahl 2013 der Fall war. Damals trennten den siegreichen CDU-Direktkandidat Funk nur knapp unter 3000 Stimmen von SPD-Kontrahent Lindemann. Eine hauchdünne Sache war es also damals wie heute.

Das Wahlverhalten im Wahlkreis 299 zeigt, dass die Wähler sehr wohl zwischen Erst- und Zweitstimmer unterschieden haben und vielfach ihre Erststimme einem der beiden Spitzenkandidaten, Markus Uhl (CDU) oder Esra Limbacher (SPD),  gegeben haben, obwohl sie dann mit der Zweitstimme eine andere Partei gewählt haben.

Das kann man gut an den Zahlen festmachen, zum Beispiel in Kirkel, der Heimatgemeinde von Esra Limbacher, wo das Wahlverhalten besonders deutlich wird: über 40 Prozent der Wähler haben mit der ersten Stimme für den SPD-Kandidaten Limbacher gestimmt, aber nur 31 Prozent haben auch mit der Zweitstimme SPD gewählt.

In St. Ingbert erhielt Markus Uhl 37,3 Prozent der Stimmen, die CDU in der Zweitstimmen-Rubrik brachte es nur auf 34,3 Prozent. Allerdings fallen diese Schwankungen zwischen Erst- und Zweitstimme bei der SPD größer aus als bei der CDU, was vermutlich daran liegt, dass die ehemals traditionellen SPD-Wähler mit der ersten Stimme zwar den SPD-Kandidaten Esra Limbacher unterstützen wollten, mit der zweiten Stimme aber eher Die Linke oder eine andere Partei gewählt haben.

Bei den kleinen Parteien, die mit Kandidaten an den Start gingen, die innerhalb der breiten Bevölkerung nicht so bekannt waren, verhält es sich umgekehrt, denn diese konnten in den meisten Fällen weniger Zuspruch bei der Erststimme auf sich verbuchen als ihre Bundespartei.

Esra Limbacher wusste die Unterstützung trotz der knappen Niederlage zu schätzen, er hatte über 600 Termine wahrgenommen, fast 13 500 Haushalte besucht, über 217 Bürgerfragen konkret und ausführlich beantwortet und über soziale Medien über 300 000 Menschen erreicht: „Ich denke, all diese Dialoge waren nicht umsonst - es ist ein Fundament aus Vertrauen entstanden, auf das wir in Zukunft aufbauen können“, so Limbacher.

 Es war kein guter Tag für die Sozialdemokraten. Angespannte Mienen zeigten daher auch David Lindemann, SPD-Kandidat im Jahr 2013, der unterlegene SPD-Direktkandidat im Wahlkreis 299, Esra Limbacher, und die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Astrid Klug (von links).

Es war kein guter Tag für die Sozialdemokraten. Angespannte Mienen zeigten daher auch David Lindemann, SPD-Kandidat im Jahr 2013, der unterlegene SPD-Direktkandidat im Wahlkreis 299, Esra Limbacher, und die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Astrid Klug (von links).

Foto: Thorsten Wolf

Wenn sich die Ausgangsposition einmal ändere, werde die SPD wieder siegen. „Ich bin überzeugt: Die SPD hat in ihrer Geschichte oft bewiesen, dass sie die besseren Ideen für eine gerechte, sichere und gute Zukunft unseres Landes hat“, betonte Esra Limbacher. Ohne Absicherung durch einen sicheren Listenplatz und zu einer für die Sozialdemokratie schwierigen Zeit, habe er sich „auf den Weg gemacht, die Menschen im Wahlkreis von unsere Ideen, Zielen und Werten zu überzeugen“. Esra Limbacher wird weiterhin im Kirkeler Gemeinderat die SPD-Fraktion anführen.

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