Pflanzaktion Vergissmeinnicht als Symbol einer Krankheit

Homburg · Die lokalen Allianz für Demenz hatte zur Pflanzaktion in den Garten der Villa Kaiser in der Homburger Kaiserstraße eingeladen.

 Sie pflanzten Vergissmeinnicht um: Ulrike Nermerich (PSP), Elke Gries, Christine Becker, Raimund Konrad, Theophil Gallo, Horst Schneider, Dagmar Hentschel und Nina Göbel-Jung (von links nach rechts).

Sie pflanzten Vergissmeinnicht um: Ulrike Nermerich (PSP), Elke Gries, Christine Becker, Raimund Konrad, Theophil Gallo, Horst Schneider, Dagmar Hentschel und Nina Göbel-Jung (von links nach rechts).

Foto: Sebastian Dingler

Die Krankheit Demenz wird oft verbunden mit der nachlassenden Fähigkeit, sich an etwas zu erinnern, auch wenn sie noch andere Aspekte enthält. Somit ist die Blume Vergissmeinnicht der ideale Symbolträger für eine Aktion, die sich für die Verbesserung der Situation von Demenzkranken einsetzt. Das saarländische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat nun eine Vergissmeinnicht-Pflanzaktion gestartet, die auf lokaler Ebene auf die Nöte der Betroffenen aufmerksam machen soll.

In Homburg war es der Vorsitzende der lokalen Allianz für Demenz im Saarpfalz-Kreis, Horst Schneider, der seine Netzwerkpartner eingeladen hatte, um sie mit Vergissmeinnicht-Pflanzen zu bestücken. Schneider ist auch Geschäftsführer der Psychosozialen Projekte (PSP). Im Garten der Villa Kaiser, einer Einrichtung der PSP für die Tagespflege von Demenzkranken in der Kaiserstraße, wurden jetzt bei strahlendem Sonnenschein die blauen Blümchen in Körbe gepflanzt. Die ganze Aktion stand auch im Zeichen dessen, dass 2019 zum „Jahr der Demenz“ vom saarländischen Landtag ausgerufen wurde.

Neu ist auch ein Demenzplan, der ein demenzfreundliches Saarland umsetzen möchte. Die Stadt Homburg war mit der hauptamtlichen Beigeordneten Christine Becker und dem Kulturbeigeordneten Raimund Konrad vertreten, für den Kreis war Landrat Theophil Gallo anwesend. Für das Diakoniezentrum Schlossberg nahm Nina Göbel-Jung an der Aktion teil, für das Christliche Jugenddorf CJD Dagmar Hentschel. Insgesamt sind es 52 Netzwerkpartner, die mit der lokalen Allianz kooperieren, darunter Sozialdienste, Senioreneinrichtungen, Betriebskrankenkassen und Kliniken. Bedarf sieht Horst Schneider noch in der Schulung von Berufsgruppen, die mit Demenzkranken in Kontakt kommen und möglicherweise nicht adäquat mit diesen Personen umgehen. Er denkt dabei etwa an Behördenmitarbeiter, Polizisten oder Bankangestellte.

Für letztere brachte die Chefärztin der St. Ingberter Klink für Altersmedizin, Elke Gries, ein Beispiel: „Wenn der Demenzkranke zum fünften Mal im Monat Geld abhebt, und das Konto ist dann leer, dann wird das ärgerlich. Es wäre wünschenswert, dass da der Bankangestellte gemäßigt reagiert und Verständnis aufbringt.“ Die Neurologin sieht beim Thema Demenz auch viel Bedarf bei den pflegenden Angehörigen. „Demenzkranke werden zu einem großen Prozentsatz in den Familien versorgt, überwiegend von Frauen. Die pflegenden Angehörigen haben schlechte Chancen an der Teilhabe, die kommen selber kaum noch raus. Es braucht Angebote, um die Demenzkranken zumindest zeitweise auch außerhalb der Familien versorgen zu können.“

Für die Betroffenen selbst sollte es Angebote geben wie die so genannte Biografiearbeit: Dabei werden alte Erinnerungen geweckt und dadurch Fähigkeiten noch mal aktiviert. Das geschieht beispielsweise mit alten Gegenständen aus der Jugendzeit der Demenzkranken. Weitere Aktivitäten der Allianz werden dieses Jahr Vorträge, demenzsensible Gottesdienste und ein Memory Walk im September sein.

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