Hilfe für Benin Und wieder geht’s nach Benin

Homburg · Benin ist ein afrikanisches Land, das Renate Schiestel-Eder ans Herz gewachsen ist. Im September wird sie nach Copargo reisen.

 Alltagsleben in Benin: Kinder schleppen Nahrungsmittel in großen Behältern auf dem Kopf.

Alltagsleben in Benin: Kinder schleppen Nahrungsmittel in großen Behältern auf dem Kopf.

Foto: Christine Skorupka

Renate Schiestel-Eder, die ehemalige Leiterin der MTA-Schule am Uniklinikum, hat Geduld, Ausdauer und eine gehörige Portion Lebensmut. Sonst würde sie es nicht schaffen, immer wieder nach Benin zu fahren. Zumal sie schon einmal knapp dem Tod von der Schippe gesprungen ist, denn sie hatte sich dort eine schwere Malaria eingefangen. Doch Schiestel-Eder hat für September wieder eine Reise in das afrikanische Land geplant, um den Fortgang der Projekte zu begutachten, die mit saarländischen Spendengeldern finanziert worden sind.

Was die Mitglieder des Vereins EFB (Entwicklungsförderung Benin) auf sich nehmen, ist harte Arbeit. „Wir dokumentieren genau vor Ort, ob und wie das Geld ankommt“, betont Schiestel-Eder, „denn mit der Patenkind-Masche ist schon viel Betrug angestellt worden. Das ist bei uns ganz anders“.

Einmal im Jahr sind die Vereinsmitglieder persönlich vor Ort, um die Fortführung der vom Verein initiierten Projekte zu begutachten. Diesmal sind es fünf Helferinnen, die  zwei Wochen im Herbst, vom 29. September bis 14. Oktober, nach Benin reisen werden: die erste Vorsitzende Christine Jordan-Decker, die beiden Vize-Vorsitzenden Renate Schiestel-Eder sowie die beiden Beisitzerinnen Christiane Skorupka und Heidrun Möller.

Heidrun Möller, die neun Jahre lang den Verein geführt hatte, wollte aus familiären Gründen etwas kürzer treten und hat den Vorsitz abgegeben. Aber nach Benin fährt sie immer noch gerne mit.

„Eigentlich hatten wir im Frühjahr fahren wollen“, erklärt Schiestel-Eder anlässlich eines Redaktionsbesuchs, „aber wir hatten Warnungen vom Auswärtigen Amt erhalten, dass Terroristen von Boko Haram in den Norden Benins einsickern könnten. Dann haben wir die Fahrt lieber verschoben.“

Allerdings berge das Datum im Oktober auch einige Risiken, allerdings eher meteorologischer Art: „Die Regenzeit ist noch nicht ganz vorbei“, sagte Benin-Expertin Schiestel-Eder, „das heißt, dass die Wege noch tiefe Löcher aufweisen und schwer zu befahren sind.“ So brauche man für 500 Kilometer landeinwärts von der Stadt Cotonou bis in die Provinz Copargo neun Stunden. In Cotonou, der wichtigsten Stadt des Landes, landet die Air-France-Maschine, die die fünf Vereinsdamen von Paris aus nehmen werden. Nach Copargo fahren sie jedes Jahr, denn das ist die Provinz, in der die meisten Hilfsprojekte angestoßen werden.

Einige Projekte liegen den Saarländern besonders am Herzen: Die Patenmädchen, deren Anzahl von 30 auf 40 erhöht wurde. „Die Mädchen, die wir zu Beginn unserer Aktivitäten gefördert haben, sind jetzt schon Abiturientinnen oder sogar Studentinnen“, freut sich Renate Schiestel-Eder.

Natürlich könne man nicht allen helfen, aber ein Lichtblick freut Renate Schiestel-Eder ganz besonders: Vor neun Jahren traf sie auf ein behindertes Mädchen, das nach einem Unfall am Bein nur mit Hilfe einer Krücke gehen konnte, die aus einer Astgabel bestand. Die Saarländerinnen erkannten schnell, dass das Mädchen intelligent war und finanzierten ihm die Schule.

Inzwischen studiert die junge Dame fürs Lehramt und hat schon eine Zusage, nach dem Abschluss an ihrer eigenen, ehemaligen Schule unterrichten zu dürfen. „Das ist für uns ein toller Erfolg“, freut sich Renate Schiestel-Eder, „denn Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen werden ausgegrenzt und sogar verstoßen, das hätte diesem Mädchen auch bevorgestanden. Nun wird sie für sich selbst sorgen können und ein Vorbild sein.“

Wichtig ist auch ein Landwirtschaftsprojekt: Nach drei Jahren leben von anfänglich zwölf Familien nun 500 Menschen von den Agrarprodukten, die sie unter Anleitung verbessert haben, es gibt sogar Überschüsse, die auf dem Markt verkauft werden.

Auch die Kurse in der Erwachsenenbildung verliefen erfolgreich, „viele Frauen, die vorher Analphabeten waren, finden damit Anschluss ans öffentliche Leben.“ Zu den Dauermaßnahmen zählen Nähprojekte, Unterstützung einer zweiten Krankenstation, Förderung von Kindergärten und Schulen. Allerdings gibt es auch immer wieder Rückschläge oder Projekte, die an der Gleichgültigkeit der Betroffenen scheitern. Zum Beispiel Bauprojekte, die im Sande verlaufen oder Solarzellen, die verrotten, anstatt zur Energiegewinnung genutzt zu werden. „Mit diesen Rückschlägen muss man leben“, erklärt Schiestel-Eder, „aber diese Rückschläge werden durch die positiven Erlebnisse wieder aufgewogen“.

So kümmerten sich ein Pfleger und eine Krankenschwester aufopferungsvoll um die Patienten in einem entlegenen Provinzkrankenhaus, das auch mit saarländischem Geld unterstützt wird. Die beiden erhielten ein Jahr lang vom Staat keinen Lohn, „das Geld wurde einfach nicht ausbezahlt“, so Schiestel-Eder, „deshalb sind wir eingesprungen und haben den beiden das Geld gegeben, das waren ja kaum 150 Euro“. Dennoch ärgert es sie, „dass wir hier diesen Machenschaften noch Vorschub leisten“.

 Die Gruppe der Helferinnen aus Deutschland ist in Benin oft zum Essen eingeladen. Hier wird gerade das Abendessen gekocht.

Die Gruppe der Helferinnen aus Deutschland ist in Benin oft zum Essen eingeladen. Hier wird gerade das Abendessen gekocht.

Foto: Christine Skorupka
 Bunte Gewänder, fröhliche Gesichter und ein Baby auf dem Rücken: So ist das positive Bild von Afrika.

Bunte Gewänder, fröhliche Gesichter und ein Baby auf dem Rücken: So ist das positive Bild von Afrika.

Foto: Christine Skorupka
 Die Frauen aus Benin haben es den Helferinnen aus dem Saarland angetan. Sie sind hübsch, lebensfroh und zupackend. Deshalb werden sie besonders unterstützt mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Frauen aus Benin haben es den Helferinnen aus dem Saarland angetan. Sie sind hübsch, lebensfroh und zupackend. Deshalb werden sie besonders unterstützt mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Foto: Christine Skorupka

Für 160 Euro im Jahr kann man dafür sorgen, dass Mädchen auch über das 13. Lebensjahr hinaus (ab dann kostet es in Benin Schulgeld) unterrichtet werden können. Die Mädchen haben dann einen Mittleren Bildungsabschluss und können sich selbst helfen. Sie bekommen weniger Kinder und haben die Möglichkeit, sich und die Familie besser zu ernähren – so die Erfahrung des EFB (Vereins zur Entwicklungsförderung Benin). Zu den wichtigsten Projekten des Vereins zählen der Betrieb einer Getreidemühle, eine Krankenstation und landwirtschaftliche Projekte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort