Träume, Engel und eine mysteriöse Sinfonie

Homburg. Gestern Turandot, davor "Die schöne Helena" im Staatstheater, eben noch eine Probe fürs Verdi-Requiem und an diesem Sonntag: Wagner. "Die nächsten zwei Wochen sind spannend", sagt Stefanie Krahnenfeld, lacht und bestellt zwei Kugeln Eis. Nicht nur für sie wird es aufregend, auch für Homburg. Denn hier wird sie am Sonntag, 7

 Das Homburger Kammersinfonie-Orchester wagt unter Dirigent Markus Korselt erneut Besonderes: Zu hören gibt es an diesem Sonntag, 7. November, Wagners Wesendonck-Lieder, gesungen von Stefanie Krahnenfeld, und Bruckners nullte Sinfonie. Fotos: Thorsten Wolf/SZ/Veranstalter

Das Homburger Kammersinfonie-Orchester wagt unter Dirigent Markus Korselt erneut Besonderes: Zu hören gibt es an diesem Sonntag, 7. November, Wagners Wesendonck-Lieder, gesungen von Stefanie Krahnenfeld, und Bruckners nullte Sinfonie. Fotos: Thorsten Wolf/SZ/Veranstalter

Homburg. Gestern Turandot, davor "Die schöne Helena" im Staatstheater, eben noch eine Probe fürs Verdi-Requiem und an diesem Sonntag: Wagner. "Die nächsten zwei Wochen sind spannend", sagt Stefanie Krahnenfeld, lacht und bestellt zwei Kugeln Eis. Nicht nur für sie wird es aufregend, auch für Homburg. Denn hier wird sie am Sonntag, 7. November, im Saalbau Richard Wagners Wesendonck-Lieder singen, begleitet vom Homburger Kammersinfonie-Orchester. Gemeinsam mit dem musikalischen Leiter des Orchesters, Markus Korselt, spricht sie im Vorfeld über dieses Konzert, zu dem auch Bruckners mysteriöse Nullte Sinfonie gehört. Genauer gesagt werden es drei von fünf Liedern sein, die sie in den Saalbau mitbringt. Wagner schrieb sie einst für seine Liebe und Muse Mathilde Wesendonck. Schmerzen, Träume, Engel: Die Titel verraten die Emotionen, die dahinter stecken. "Pur, jung, reine Liebe, reiner Schmerz": Sie sind schwer zu fassen, diese Lieder, sicher ist jedoch, dass ihre Harmonien stark an die Oper "Tristan und Isolde" erinnern, in der Wagner auch die Trennung von Mathilde Wesendonck verarbeitet habe. "Es sind Miniaturen, da passiert auf zwei Seiten mehr als in manch' einem Opernakt", sagt Krahnenfeld. Unverkennbar Wagner, fehle ihnen aber die Überhöhung und das Pathetische. Sie freut sich darauf, das ist ihr anzusehen, vielleicht auch weil es - bis auf eine Ausnahme beim Studium in New York - der erste Wagner ist, den sie singt - auf jeden Fall mein "deutsches Wagner-Debüt". Deswegen gehe sie da, wie so oft, unbekümmert dran. Den Saalbau als Aufführungsort schätzt sie sowieso, wickelte schon 2009 im Neujahrskonzert das Publikum um den Finger. "Es ist ein freundlicher Saal, in dem man gut singen und musizieren kann, nicht zu groß und nicht zu klein." Und der große Wechsel, den sie selbst gerade auf der Bühne erlebt zwischen der Komik der schönen Helena, dem Ernst im Verdi-Requiem und den Wagnerschen Emotionen? "Das schließt sich alles eigentlich überhaupt nicht aus", sagt Krahnenfeld. Komik und Tragik "liegen ohnehin nah beieinander". Die Lieder, ursprünglich für Klavier und Stimme geschrieben und erst später orchestriert, stehen vor dem zweiten großen Stück des Abends, sind quasi Auftakt und doch viel mehr zur großen nullten Bruckner-Sinfonie, an die sich das Homburger Kammersinfonie-Orchester wagt. "Es hat - nach meinen Recherchen - 150 Jahre gedauert, bis eine Bruckner-Sinfonie in Homburg gespielt wird", und es werde wohl noch mal so lange dauern, bis das wieder passiert, beschreibt Korselt. Natürlich sei das auch ein Wagnis, "aber das Orchester will das um jeden Preis. Wir werfen in dem Konzert alles in die Waagschale, was wir haben, so schnell kommt so etwas nicht wieder", auch weil es extrem "zehrt an den Kräften". Bruckners Sinfonien gehörten zu den größten und aufwendigsten Werken für klassische Orchester. Seine "Nullte" wurde posthum uraufgeführt, da Bruckner sie nach Kritik selbst zurückzog. Seitdem sei die mysteriöse Nullte Sinfonie nur selten zu hören. Sie entstand aber in einer Zeit, als Bruckner sehr stark von Wagner beeinflusst war, erklärt Korselt. "Er war sein großes Vorbild, danach hat er komponiert." Das werde man wieder erkennen und deswegen seien die Wagner-Lieder und die Bruckner-Sinfonie auch nicht zwei Konzertteile, sondern "gehören für mich zusammen". Daher wird es am Sonntag keine echte Pause, sondern nur ein fünfminütiges Atemholen geben zwischen den Stücken. Ein Konzert-Erlebnis, "wie wir es bisher hier nicht hatten", verspricht Korselt - und er ist "vorsichtig optimistisch, dass es umwerfend wird". "Wir wollen keine nette Musik machen." Markus Korselt

 Stefanie Krahnenfeld

Stefanie Krahnenfeld

 Anton Bruckner

Anton Bruckner

HintergrundDas Konzert des Homburger Kammersinfonie-Orchesters mit der Sopranistin Stefanie Krahnenfeld beginnt am Sonntag, 7. November, um 18 Uhr im Saalbau in Homburg, Zweibrücker Straße. Zu hören sind Wagners Wesendonck-Lieder und Bruckners nullte Sinfonie. Karten zu 15 Euro gibt es an der Abendkasse und im Vorverkauf beim Kultur- und Verkehrsamt Homburg, Tel. (0 68 41) 10 11 66. Für 222 Kinder, Jugendliche und Studenten ist der Eintritt frei. ust

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort