Tausche Stofftasche gegen Plastiktüte

Homburg · Auf dem Homburger Marktplatz gab's gestern eine besondere Tausch-Aktion. Und die soll auch weitergehen.

 Christel Bernard, Beate Ruffing, Annegret Harz, Angelika Fernes und Elke Liiv (von links) präsentierten gestern Morgen auf dem Homburger Marktplatz ganz anschaulich die Geschichte „Stofftaschen statt Plastiktüten“. Foto: Thorsten Wolf

Christel Bernard, Beate Ruffing, Annegret Harz, Angelika Fernes und Elke Liiv (von links) präsentierten gestern Morgen auf dem Homburger Marktplatz ganz anschaulich die Geschichte „Stofftaschen statt Plastiktüten“. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Mit Tauschgeschäften ist das ja so eine Sache. Man sollte schon genau hinschauen, ob man für das, was man bietet, auch etwas Wertiges bekommt. So und auch anders gesehen machten da gestern die einen richtig guten Handel, die am Stand der Aquis, der Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalz-Kreis, auf dem Homburger Marktplatz ihre alten Plastiktüten gegen feine, neue und bunte Stofftaschen eintauschten.

Apropos "Handel": Ganz im Zeichen eines eben fairen stand die ganze Aktion. Wie das? "Die Stofftaschen wurden aus Stoff genäht, der unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde", erläuterte Beate Ruffing, mitverantwortlich dafür, dass sich der Saarpfalz-Kreis seit 2015 "Fair-Trade-Kreis" nennen darf.

Dass aus dem fairen Stoff nicht minder faire Taschen wurden, dafür sorgte die Näherinnen des "Kirkeler Nähkästchens", einer Einrichtung der Aquis. Nadelführend hier: Die Archäologin und Aquis-Abteilungsleiterin, Christel Bernard, vielen bekannt als Chef-Ausgräberin auf der Kirkeler Burg. Dass aber Ruffing, Bernard und die Näherinnen mit dem Projekt "Stofftasche statt Plastiktüte" aktiv werden konnten, dafür sorgte ein Impuls der Unternehmerin Ingrid Graf, zu Hause in St. Ingbert und mit ihrem Unternehmen CBA in Kirkel präsent. "Sie sagte, dass wir etwas tun müssen gegen den Plastikmüll. So sind wir auf die Idee gekommen, Stofftaschen zu nähen. Wir sind dann mit der Aquis ins Gespräch gekommen", erzählte Beate Ruffing, während am Stand hinter ihr Tausch um Tausch stattfand.

Und tatsächlich machen die Stofftaschen mit ihren unterschiedlichen Motiven richtig was her. "Es war schon wichtig, dass jede dieser Taschen individuell gestaltet wird, es geht hier nicht um Massenproduktion", verdeutlichte Christel Bernard. "Die bei der Aquis beschäftigten Damen entwickeln wirklich ihre Kreativität." Drei der Näherinnen waren gestern Morgen auch damit befasst, den Tauschhandel für die gute Sache ganz praktisch umzusetzen. Das erledigten Angelika Fernes, Elke Liiv und Annegret Harz mit Bravour und echter Überzeugung, immer wieder suchten sie auch das Gespräch mit den Tauschwilligen und klärten darüber auf, um was es eigentlich geht.

"Die meisten fragen natürlich, wer die Stofftaschen hergestellt hat und wie sie gemacht wurden", gab Annegret Harz Einblick in den "Kundennahbereich". Besonders gefragt seien Motive mit Tier- und Blumenmotive.

Doch der Tausch von schnödem Kunststoff gegen wertigen Stoff ist nur ein Teil der Geschichte. Denn: Aus den eingesammelten Plastiktüten soll per "upcycling" etwas Sinnvolles werden, einfach wegschmeißen steht nicht auf dem Plan.

"Aus diesem Müll soll etwas entstehen", klärte Christel Bernard auf und präsentierte hier ein kleines Körbchen, genäht aus Plastiktüten und nur eine Idee, wie man mit dem Zivilisations-Müll sinnvoll umgehen kann.

Gefragt, wann so eine Aktion denn nun ein Erfolg jenseits wohlfeiler Symbolik sei, antwortete Beate Ruffing: "Für uns ist dieser Erfolg zum einen natürlich am guten Zuspruch zu messen, den wir heute Morgen hier haben. Und später natürlich, wenn uns diese Taschen in der Stadt wieder begegnen."

Auch die Verantwortlichen der Träger der guten Aktion machten sich gestern ein Bild vor Ort, so Ulrike Zawar, beim Saarpfalz-Kreis verantwortlich für den Bereich Soziales und Geschäftsführerin der Aquis, Dieter Knicker als erster Kreisbeigeordneter, Dietmar Schönberger, der Leiter des Jobcenters und als solcher Träger der finanziellen Logistik des Projektes, und Stephan Schmid, bei der Aquis verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Programmen. Zawar: "Das ist eine sinnvolle Beschäftigung, die gemeinnützig, zusätzlich und wettbewerbsneutral ist. Das macht den Frauen auch Spaß. Und wenn das Ganze noch nachhaltig ist, dann ist es umso besser!"

Zum Thema:

Wer gestern noch keine Möglichkeit hatte, Plastiktüten gegen Stofftaschen einzutauschen oder noch mehr für die gute Sache machen will, der hat am kommenden Dienstag, 11. April, eine zweite Chance, dann steht der Stand der Aquis wieder auf dem Homburger Marktplatz.

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