Zu Gast in der Redaktion Studenten brauchen Kraft und Trost

Homburg · Pfarrer Stefan Seckinger war zu Gast in der Redaktion. Er ist der neue Hochschulpfarrer auf dem Campus und in Homburg bestens bekannt.

Der Bischof von Speyer hat Pfarrer Stefan Seckinger wieder unter junge Leute geschickt. Da, wo gelehrt und gelernt wird. Also in jene akademische Welt, in der sich Stefan Seckinger am wohlsten fühlt. Seckinger, der über neun Jahre Schulseelsorger am Gymnasium Johanneum war und dort die KSJ (Katholische Studierende Jugend) betreut hat, ist neuer Hochschulseelsorger für die Technische Universität Kaiserslautern, die Hochschule Kaiserlautern mit den Außenstellen Pirmasens und Zweibrücken – und die Medizinische Fakultät in Homburg.

Pfarrer Stefan Seckinger freut es, „denn ich studiere selbst gerne und fühle mich im Kreise von Studenten sehr wohl.“ Natürlich ist Stefan Seckinger mit 41 Jahren aus dem Studentenalter hinaus, aber an seinem Lebenslauf lässt sich ablesen, dass er nach dem Theologiestudium und der anschließenden Promotion nie mit dem Lernen aufgehört hat.

Er hat Psychologie und Personalentwicklung oben drauf gesattelt und eine weitere Promotion über Dantes Göttliche Komödie abgeliefert. Nach seiner Arbeit am Johanneum war Seckinger ein Jahr lang für die Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern zuständig und unterrichtete auch am Gymnasium in Winnweiler. Eigentlich der Auftakt einer klassischen Laufbahn eines katholischen Pfarrers, nämlich die Übernahme einer Pfarrei, „was mich nicht gewundert hätte, wenn ich diesen Auftrag über viele Jahre bekommen hätte, denn wir brauchen dringend Seelsorger in den Pfarreien“, betont Seckinger. Außerdem hatte er beste Voraussetzungen: „Ich habe nebenher am Institut für Wirtschaftswissenschaften in Hagen den Betriebswirt gemacht. Ich bin zwar kein Verwaltungsmensch, aber wenn man eine Pfarrei leitet, muss man von Betriebswirtschaft Ahnung haben.“

Dass er aber dann doch zum Hochschulpfarrer berufen wurde, erfüllt ihn mit besonderer Freude: „Es ist ein mutiger Schritt, auch ein sehr moderner Schritt des Bischofs. Denn diese Entscheidung fußt auf einer Überzeugung, die ich teile: Wenn die jungen Leute nicht mehr in die Pfarreien kommen, müssen wir zu ihnen kommen.“ Und Seckinger weiß, dass Jugendliche einerseits in den Pfarreien fehlen, sie aber andererseits noch lange nicht das Interesse am Glauben verloren haben.

„Es gibt Lebensphasen, in denen man sich mal mehr, mal weniger mit Glaubensfragen beschäftigt“. In der Studienphase eher weniger, „aber wenn die Angebote vor Ort da sind, werden sie angenommen.“

Warum ist Seckinger nur für die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes zuständig? „Das hat einen ganz pragmatischen Hintergrund: Die Medizinische Fakultät am Standort Homburg gehört zum Bistum Speyer, der Rest der Universität des Saarlandes am Standort Saarbrücken zum Bistum Trier. Es war für den Saarbrücker Hochschulseelsorger schwierig, auch noch häufig in Homburg präsent zu sein, so dass wir uns auf unsere Bistumsgrenzen geeinigt haben.“

Für den Pfälzer Stefan Seckinger war dies eine gute Lösung: „Ich bin Homburg ohnehin verbunden, vor allem durch meine langjährige Arbeit am Johanneum.“ Er findet es lustig, dass ihm jetzt am Uniklinikum ehemalige Johanneums-Schüler als Medizin-Studenten oder junge Ärzte über den Weg laufen und ganz erstaunt ausrufen: „Mensch, Stefan, was machst Du denn hier?“

Was macht Pfarrer Dr. Dr. Stefan Seckingerer am Uniklinikum? „Das ist sehr unterschiedlich. Einerseits habe ich Veranstaltungen zu festen Zeiten, dann bin ich in Notfällen sowieso immer zu erreichen – und ich bin ich bei Vorlesungen dabei, vor allem, wenn es um Medizin-Ethik geht.“ Einmal im Semester findet ein Gottesdienst statt, ebenso eine Exkursion, die auch weit weg führen kann, zum Beispiel in eine Partnerhochschulgemeinde nach Ruanda, und mehrere Themenabende.

„Ich bin erst ein paar Monate dabei und sozusagen noch ganz am Anfang“, entschuldigt sich Seckinger, „das muss sich alles einspielen.“ Dennoch: ein paar Unterschiede zwischen seiner Tätigkeit in Kaiserslautern und in Homburg spürt er deutlich. In Kaiserslautern an der TU liege der Schwerpunkt auf ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern, „da stellen sich existentielle Fragen nicht so häufig wie bei den Medizinern“. Die Grenzen des Lebens, der Gedanke ans Scheitern der Medizin und auch an die Sterblichkeit der nächsten Angehörigen oder bei sich selbst, „das muss man als Medizinstudent zulassen, das gehört zu den Erfahrungen, die man machen muss.“ Wenn sich Studienanfänger davon überfordert fühlen, können sie sich an Pfarrer Seckinger wenden. „Aber auch ältere Semester, auch Ärzte oder Professoren, können mich ansprechen, ich bin für die gesamte Fakultät zuständig.“

Er ist der Überzeugung, dass ein guter Arzt auch „eine Art Seelsorger“ sein müsse, oft genug sei der Arzt oder die Ärztin Überbringer schlechter Nachrichten. „Der Glaube kann in diesen sehr schwierigen Situationen Kraft, Trost und Zuversicht spenden. Nicht nur den Angehörigen, sondern auch den Verantwortlichen, die diese schlechte Nachricht aussprechen müssen. Wenn von ihnen Kraft ausgeht, fühlen sich die Menschen nicht völlig verloren.“

Seckinger sieht, dass der Kontakt immer mehr in Gang kommt, dass Studenten auch mal mit eigenen Wünschen zu ihm kommen: „Kürzlich wurde ich gebeten, eine Taizé-Andacht zu ermöglichen. Dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen. Es war ein stilles und konzentriertes Gebet, das allen viel gegeben hat.“ Er sagt, er stehe „für die Kirche, die ´rausgeht“. Da die Studenten gerade in der Medizin von überall her kämen, sei es eine Herausforderung, „allen gerecht zu werden und allen so etwas wie Heimat im Glauben zu vermitteln.“

Mit den evangelischen Kollegen versteht sich Seckinger hervorragend: „Wir machen viele Dinge ökumenisch. Das hilft beiden Seiten, wir unterstützen uns, wo es geht.“ Auch zu anderen religiösen Gruppen gibt es Verbindungen, in Kaiserslautern auch mit einer islamischen Gemeinschaft, „in dieser Gruppe haben vor allem die jungen Frauen das Sagen. Die sind sehr aufgeschlossen uns gegenüber.“ Es sei wichtig, „den Dialog zu pflegen und von unserer Seite Gesprächsbereitschaft zu zeigen“.

Was Seckinger jetzt schon sagen kann: „Ich lerne täglich dazu. Es ist eine sehr schöne Aufgabe.“ Er begegne den Studenten auf Augenhöhe, es sei vielfach ein akademischer Austausch, Gespräche über die „letzten Fragen“, über den Sinn des Lebens, über Ethik und Moral. Diesem Anspruch wolle er gerecht werden, „die Fragen an die Kirche sind nicht mit Ritualen oder Standard-Antworten zu lösen.“

Stefan Seckinger liebt die akademische Herausforderung, er feilt an Predigten, die zum Nachdenken anregen und die den Menschen etwas mitgeben können. Der Bischof hat ihn schon an die richtige Stelle gesetzt.

 Pfarrer Stefan Seckinger ist in Homburg vielen Schülerinnen und Schülern aus dem Johanneum noch gut in Erinnerung.

Pfarrer Stefan Seckinger ist in Homburg vielen Schülerinnen und Schülern aus dem Johanneum noch gut in Erinnerung.

Foto: Christine Maack
 Medizin-Studenten haben oft Probleme, mit dem Tod umzugehen. Pfarrer Seckinger ist für sie da.

Medizin-Studenten haben oft Probleme, mit dem Tod umzugehen. Pfarrer Seckinger ist für sie da.

Foto: David Oliver Betz

Kontakt: Stefan.Seckinger@bistum-speyer.de

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