Spiess-Mosaik soll erhalten bleiben

Homburg · An einer Stelle, die einen Bezug zum Wasser hat, soll das Mosaik von Willi Spiess aus dem alten Stadtbad künftig zu finden sein – zum Beispiel am oder in der Nähe des neuen Kombibades bei Bruchhof. Für die Suche bleibt Zeit: 2015 wird das ehemalige Hallenbad noch nicht abgerissen, sagt die Stadt.

 In der Milchbar im jetzt geschlossenen Homburger Stadtbad ist das Mosaik des Künstlers Willi Spiess noch zu finden. Vor einem Abriss des Gebäudes soll es gerettet werden. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

In der Milchbar im jetzt geschlossenen Homburger Stadtbad ist das Mosaik des Künstlers Willi Spiess noch zu finden. Vor einem Abriss des Gebäudes soll es gerettet werden. Foto: Stumm/SZ-Redaktion

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Das Stadtbad ist Geschichte, die Räume sind seit Anfang des Monats verwaist, das Gebäude wird wohl abgerissen - irgendwann. Doch ein Stück oder vielmehr viele kleine Stückchen sollen erhalten bleiben. Die Rede ist vom Mosaik in der ehemaligen Milchbar, der Cafeteria. Es stammt von dem Homburger Künstler Willi Spiess, geboren 1909, dessen Arbeiten in vielen Häusern hängen, in zahlreichen Ausstellungen präsentiert wurden und auch an öffentlichen Stellen zu sehen sind, zum Beispiel im Talzentrum. Spiess sei gerade für Homburg und die Großregion ein renommierter Künstler, betont Klaus Kell, Leiter des Amts für Kultur und Tourismus. "Wir haben gewusst, dass wir ein bedeutendes Werk haben - und das in monumentaler Größe", sagt er zu der Spiess-Arbeit im Stadtbad. Bei den Planungen des neuen Bades sei es nicht so im Fokus gewesen, gesteht Homburgs Stadtpressesprecher Jürgen Kruthoff. Ein Abbau im laufenden Betrieb des alten Bades wäre aber sowieso nicht unproblematisch gewesen. Wie es mit dem Spiess-Werk weitergehen soll, ist noch nicht klar. Nur so viel: Es soll erhalten werden. Die Zeit drängt nicht. Aus Kostengründen stehe der Abriss des Stadtbad-Gebäudes im kommenden Jahr nicht mehr im Haushalt, informiert Kruthoff. Das Mosaik hänge im Bad zudem sicher und trocken.

Nun müsse geklärt werden, "wie wir es demontieren und wo wir es aufstellen", sagt Kulturamtsleiter Kell. Klare Vorgabe: Es soll der Allgemeinheit zugänglich bleiben, so Kruthoff. Da es Wasser und Wasserwelten zeige, werde überlegt, wie es im Umfeld des neuen Kombibades präsentiert werden könne, führt Kell aus. Es gebe unterschiedliche Ansätze: von Fassadengestaltung bis zu einer freistehenden Variante. Die sollte überdacht und geschützt sein, so Kell. Grundsätzlich sei man auch für andere Plätze offen, es müsse nur eine Situation sein, wo ein "Wasserbezug" gegeben sei. Kell: "Mein Bemühen ist es", dass es von der alten direkt an die neue Stelle kommt und nicht zwischengelagert werden muss.

Da Mosaiken naturgemäß aus kleinen Teilen bestehen, im Stadtbad wurden überwiegend Glassteinchen verwendet, lassen sie sich nicht so leicht transportieren. Doch da sieht es recht gut aus. Vergangene Woche war Kell mit anderen vor Ort, und nachdem ein Stück der Heizungs-Verkleidung abmontiert wurde, habe sich gezeigt: Das Mosaik ist nicht direkt in die Wand eingelassen, berichtet Kell. Dies wurde weiter bestätigt: Er habe eine Frau getroffen, die als Schülerin beim Aufbau des Mosaiks geholfen habe. Große Platten seien an anderer Stelle ausgelegt worden, unter Anleitung und nach den Vorlagen von Spiess hätten mehrere Personen das Kunstwerk angefertigt. Entstanden ist es im Jahr 1970 , ausgewählt worden sei es offenbar aus mehreren Entwürfen, zitiert Kell aus den Akten. Gekostet habe es damals 15 000 D-Mark ohne Material, ein "Freundschaftspreis für seine Stadt", so Kell. Heute sei es deutlich mehr wert.

Das Spiess-Mosaik ist kein Einzelfall. Auch in anderen ausrangierten Hallenbädern sollte die Kunst umziehen. Zum Beispiel in Neunkirchen. Um das Poseidon-Mosaik von Franz Mörscher zu retten, wurde eine 36 Tonne schwere Wandscheibe ausgeschnitten. Am Ende wurde sie nie eingebaut, sondern eingelagert. Allerdings sind einige Kachelbilder aus dem alten im neuen Bad zu finden. Das Saarbrücker Stadtbad St. Johann zierte ein Fisch-Mosaik von Fritz Zolnhofer. Durch einen Umbau entstehen hier Wohnungen. Mit Ausnahme des Äußeren und des Mosaiks bleibt eigentlich kein Stein auf dem anderen.

Ab 20. Dezember können sich Badegäste in Homburg im Kombibad in die Fluten stürzen. Das Spiess-Mosaik wird dort zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher nicht zu sehen sein, vielleicht nur "noch" nicht. Die Arbeit hält die Stellung im alten Bad, bevor es hierhin oder an einen anderen Platz am Wasser umziehen darf.

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HintergrundWilli Spiess wurde 1909 in Homburg geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und entsprechenden Tätigkeiten ging er 1936 zu einem Kunststudium nach Karlsruhe, lebte ab dann seine Kunst. 1938 wechselte er an die Kunstakademie nach Stuttgart, dann veränderten Krieg und Kriegsdienst Spiess' Lebensweg, die Malerei begleitete ihn auch während seines Einsatzes in Frankreich und Russland. Nach Kriegsende kehrte Spiess nach Homburg zurück, unternahm dann immer wieder Studienreisen nach Paris. 1960 blieb er ein Jahr dort. 1974 zog Spiess nach Altstadt, wo er bis zu seinem Tod 1997 lebte und arbeitete. red

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