Sie erweckten Genesis zu neuem Leben

Homburg · Die Coverband Nursery Cryme spielte am Samstag die Lieder von Genesis unter der Führung von Peter Gabriel detailreich im Musikpark nach.

 Sie spielten die alten Genesis-Songs mit unglaublicher Originalität nach: Nursery Cryme bei ihrem Auftritt im Musikpark Homburg. Foto: Sebastian Dingler

Sie spielten die alten Genesis-Songs mit unglaublicher Originalität nach: Nursery Cryme bei ihrem Auftritt im Musikpark Homburg. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

"Ich kann heute Nacht nicht schlafen": Musiker sind meistens selbst große Fans von anderen Musikern. Also gründen sich Coverbands landauf, landab.

Die spielen eben das nach, was sie immer schon toll fanden. "Honky Tonk Woman", "Sweet Home Alabama", "Highway to hell" - diese einfach zu spielenden Stücke beherrscht so ziemlich jede Coverband. Anders liegt der Fall, wenn Musikbegeisterte einen spezielleren Geschmack haben und dann etwas so Kompliziertes wie die alten Genesis-Platten nachspielen wollen. Schließlich galt die Kultband um Peter Gabriel und Phil Collins als Vertreter des Progressive Rock, der am schwierigsten nachzuspielenden Form der Rockmusik.

Tempowechsel, schnelle Läufe, unglaubliche Vielfalt an Sounds - da ist es eher unwahrscheinlich, dass man passende Mitstreiter findet. Die Vorgaben von Genesis sind außerdem: Der Sänger muss Querflöte spielen, Bassist und Keyboarder auch mal eine Gitarre bedienen können. Große Virtuosität gehört natürlich dazu, außerdem sollte jemand so singen können wie Peter Gabriel. Dass das alles zusammen kommt bei der Band Nursery Cryme, die am Samstag im Homburger Musikpark spielte, grenzt schon an ein Wunder. Um so mehr, als es sich bei den Bandmitgliedern größtenteils um Hobbymusiker handelt, die im Großraum Kaiserslautern wohnen oder wohnten.

Sänger Stefan Möhnen hatte schon im frühen Teenie-Alter festgestellt, dass er Peter Gabriels Stimmlage trifft; zusammen mit Gitarrist Ralf Zangerle war es ihm dann gelungen, eine solch famose Truppe zusammenzustellen, die in der Lage ist, die alten Genesis-Klassiker eins zu eins abzubilden. Das Spiel auf der Querflöte eignete er sich extra für die Band an. Keyboarder Donovan Aston hatte ja schon im vergangenen November ein Gastspiel im Musikpark gegeben und dabei Songs aus Peter Gabriels Solo-Karriere gesungen; dass da jemand den Gabriel noch besser geben könnte, war danach kaum zu vermuten. Doch Möhnen machte das so gut, dass man nur die Augen schließen musste, um die originalen Genesis zu hören.

"Ich kann heute Nacht nicht schlafen", sagte hinterher die völlig hingerissene Angelika Schmidt aus Homburg: "Nursery Cryme sind keine Coverband, die spielen aus dem Herzen". Die beiden Jüngsten im Publikum, Helena Krohn aus Zweibrücken und Miriam Mathis aus Saarbrücken, beide 24 Jahre alt, schwärmten ebenfalls in höchsten Tönen von der Darbietung. "Wir kennen diese Musik von unseren Eltern. Genesis hat meinen Musikgeschmack sehr geprägt. Das war ein Herzenswunsch, das mal live zu erleben", sagte Helena, die mit ihrem Faible auch ihre Freundin angesteckt hat. "Die Musik von heutzutage ist echt nicht so toll, das damals war noch echte Kunst", meinte Miriam. Von Möhnen waren die jungen Frauen besonders begeistert: "Der Sänger war so nah dran am Original, Wahnsinn!"

Eine tolle Sache waren auch die Erklärungen der Texte, die Stefan Möhnen bei den meisten Songs abgab, denn ähnlich vertrackt wie die Musik war bei den frühen Genesis auch die Lyrik. Dass es sich bei "The Return of the Giant Hogweed" um ein Stück über den Großen Bärenklau handelt oder "Supper's Ready" um Regenwürmer, die als Vogelmahlzeit dienen, wussten viele vorher nicht. Erfreulich war auch der Zuspruch, den Nursery Cryme erfuhr: Mit etwa 200 Zuhörern war der Musikpark gut gefüllt.

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