Schülerfirma Schülerfirma startet mit Wuchteln durch

Homburg · An der Homburger Robert-Bosch-Gemeinschaftsschule machen Siebtklässler ihre Bastel-Ideen zu Geld.

 Schulleiterin Barbara Neumann (links) hat mit ihrer Bastel-AG die Schülerfirma „Creative Company“ gegründet. 

Schulleiterin Barbara Neumann (links) hat mit ihrer Bastel-AG die Schülerfirma „Creative Company“ gegründet. 

Foto: Sebastian Dingler

Bastel-Arbeitsgemeinschaften gibt es an vielen Schulen, das ist nichts Außergewöhnliches. Wenn sich aber deren Produkte gut verkaufen, wenn der Wunsch nach Marketing, Buchhaltung und Vertrieb vorhanden ist, dann kann sich so eine Bastel-AG schnell mal in eine Firma verwandeln. So ist das an der Robert Bosch-Gemeinschaftsschule in Homburg passiert, als die acht Schülerinnen und der Schüler aus der siebten Klasse feststellen, dass sie mit ihren Bastelarbeiten Geld verdienen können.

AG-Leiterin ist die Schuldirektorin Barbara Neumann. Sie nahm den Wunsch der Schüler nach einer Firmengründung gerne auf. „Bei der Firma war schnell klar, wer welche Aufgaben übernimmt“, meint sie beim Treffen in den Werkräumen, dem Firmensitz sozusagen. Die Geschäftsführung der „Creative Company“, so der Firmenname, besteht aus Liv Bahlmann und Jessamyn Hanauer, die Buchhaltung übernimmt Clara Kirsch. Chiara Müller und Charmaine Kirchner kümmern sich um die Werbung, den Vertrieb und Verkauf regeln Leonie Stock, Jacqueline Klesen und Lara Stolz. Alle Mädchen kommen aus der Klasse 7a. Aber da ist ja auch noch der Technikbeauftragte und einzige Junge der Gruppe, Lennox Feix. Er kommt aus der 7b und ist offenbar auch für die Scherze zuständig: „Ich habe sehr viel Arbeit! Ich hole einen Schlüssel und schließe auf“, beschreibt er seine Tätigkeit.

Das will Barbara Neumann so nicht stehen lassen: „Lennie ist auch für den Strom oder den Heißkleber zuständig, er achtet einfach darauf, dass alles funktioniert.“ Wie alle anderen bastelt er natürlich auch. Das Geschäftsmodell gründet vor allem auf zwei Produkten: Zum einen sind da Stofftaschen, auf die mittels Lavendelöl beliebige Motive gedruckt werden können. Lara erklärt den Prozess: „Wir haben Bilder falsch herum mit Tapeband auf die Taschen geklebt, mit Lavendelöl eingepinselt und dann mit einem Löffel ganz fest drauf gerieben, dann wurde das gedruckt. Wenn die Lehrer irgendeinen besonderen Spruch oder ein Bild haben wollen, drucken wir den drauf.“ Problem ist nur: Das Lavendelöl riecht sehr stark. Vielleicht könnten Atemschutzmasken helfen, schlägt jemand vor. „Ja, am besten solche Teile wie beim Lackierer“, meint Lennox. Die Taschen seien bei den Lehrern sehr gefragt, die Produktion komme kaum mehr nach.

Das andere Produkt von „Creative Company“ sind die Wuchtel. Ergeben hat sich das Kunstwort für die Stofffiguren aus einem Vertipper: „Wir wollten im Internet nachschauen, wie Wichtel aussehen. Da hat Frau Neumann das falsch geschrieben, da ist Wuchtel dabei herausgekommen. Seitdem sind das eben die Wuchtel“, erzählt Leonie. Hauptsächlich gibt es sie in zwei Ausführungen: Als mit Sand gefüllte Stofffigur oder als „Wendewuchtel“. Diese werden aus zwei verschiedenen alten Strümpfen zusammengenäht und sind praktisch zwei Figuren in einem. Je nachdem, wie man sie stülpt, erscheint die eine oder die andere Figur. „Mit Wendewuchteln kann man so wunderbare Sachen machen wie den Schweinehund“, meint Barbara Neumann. Für zwei oder drei Euro werden die Wuchtel verkauft, die bayrische Ausführung mit Lederhosen kostet vier Euro.

Buchhalterin Clara weiß den reinen Materialwert: „Ein Euro zehn.“ Verkauft wurden die lustigen Figuren beim Nikolausmarkt, da wurden stolze 260 Euro Gewinn erzielt. Damit soll ein Betriebsausflug in die Wissenswerkstatt am Eurobahnhof in Saarbrücken realisiert werden. Ein anderer Plan ist der Wanderwuchtel. Er soll um die ganze Welt geschickt werden und an verschiedenen Orten fotografiert werden - „wir wollen mal gucken, wie weit so ein Wuchtel kommt“, meint Barbara Neumann. Jeden Mittwochnachmittag treffen sich die neun Kinder und besprechen zunächst die Firmengeschicke, bevor gebastelt wird.

Wie in einer echten Firma kann man nicht einfach so mitmachen – wer dazustoßen möchte, muss sich bewerben. Eine neue Vermarktungschance könnte der Online-Verkauf über die Webseite der Schule sein. Aber auch jetzt schon können Interessenten per E-Mail eine Bestellung aufgeben, wenn sie der Schulleiterin schreiben: E-Mail barbara.neumann@saarpfalz-kreis.de.

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