„Der beherzte Patient“ Schicksal aus vollem Herzen akzeptieren

Homburg · Bettina Kübler stellte Schülern am Saarpfalz-Gymnasium in Homburg ihr Buch „Der beherzte Patient“ vor.

 Autorin Bettina Kübler erzählte gestern Vormittag Schülern des Saarpfalz-Gymnasiums von ihrem Umgang mit der Krankheit Krebs.

Autorin Bettina Kübler erzählte gestern Vormittag Schülern des Saarpfalz-Gymnasiums von ihrem Umgang mit der Krankheit Krebs.

Foto: Sebastian Dingler

„Inspirierend“ war am Ende der am häufigsten gebrauchte Kommentar der Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums, die der Lesung von Bettina Kübler folgten. Deutschlehrer Eberhard Jung hatte die in Bexbach wohnende Autorin und Journalistin eingeladen, weil ihn ihr Buch „Der beherzte Patient“ am meisten angesprochen hatte aus der Liste der Lesungen, die bei der HomBuch-Buchmesse im September stattfinden werden.

Bettina Kübler saß beim Termin im Saarpfalz-Gymnasium nicht am Pult und las aus ihrem Buch, sondern wählte die Form eines sehr lebendigen Vortrags, um ihre Botschaft zu vermitteln: „Ich habe Krebs – aber hey, mir geht’s gut, ich führe ein tolles Leben!“ Diese Kernaussage stellte sie gleich zu Beginn in den Raum.

Beim Thema Krebs seien wir alle darauf konditioniert, betroffen zu reagieren. Sie wollte die Schüler ermutigen, die Dinge anders anzugehen, denn, so sagte sie: „Ich persönlich verbinde Krebs mit Glück!“. Außerdem meinte sie: „Was ich erzähle, ist meine Geschichte, aber es ist auch übertragbar auf andere schwierige Situationen im Leben.“

Was folgte, war die schier unglaubliche Story von falschen Diagnosen renommierter Ärzte, vom freien Fall ins Bodenlose angesichts der scheinbar unheilbaren Krankheit, von der Suche nach den richtigen Behandlungsmethoden, vor allem aber von der Einstellung zu sich selbst und zum Leben. Sieben Jahre hat sie jetzt überlebt, nachdem Ärzte schon darüber diskutiert hatten, ihre Behandlung abzubrechen.

Die Autorin beklagte, dass die Schulmedizin viel zu sehr mit Statistiken und Zahlen agiere – „bin ich denn eine Zahl, bin ich eine Wahrscheinlichkeit?“ –- und warnte davor, dass Statistiken zur selbst erfüllenden Prophezeiung würden, wenn sie dem Patienten mitgeteilt werden.

Viel geholfen hätten ihr ihre Familie, ihre Freunde und ihr Internet-Blog, auf dem sie über den Krankheitsverlauf berichtet. „Das ist meine Klagemauer und mein Wunderding“, meinte sie. Freunde schrieben ihr in Momenten zurück, wenn es gerade aussichtslos erschien, sie habe sich dadurch „getragen“ gefühlt. Ansonsten war für sie die „integrative Medizin“ wichtig, die vorurteilsfrei alle Heilungsansätze kombiniert. Kübler sprach sich nicht gegen die Schulmedizin aus, sie nehme auch weiterhin Chemotherapie-Tabletten, aber sie beschrieb auch, was ihr sonst geholfen habe: das chinesische Qigong, das indische Ayurveda, Yoga, Joggen, das Umstellen der Ernährung. Radikal gab sie sich nicht, was letzteres betrifft – sie esse schon mal Schokolade oder Fleisch.

Wichtig sei auch die Entspannung für sie gewesen, die Meditation zur Stressreduzierung.

Das schien schwer vorstellbar bei der Journalistin, die sich als wahres Energiebündel präsentierte. Ihre Karriere beim Hessischen Rundfunk hängte sie an den Nagel, gab dort ihre Führungspositionen ab. Und dann, als es ihr besser ging, kam der nächste Rückschlag, als Metastasen in den Eierstöcken und im Bauchfell festgestellt wurden. Ein Arzt habe ihr da den für sie wichtigen Satz mitgegeben: „Die wirkliche Heilung liegt in dir selbst und in deinem Herzen.“ Das sei die schwierigste Aufgabe gewesen – den Weg zum eigenen Herz zu finden. „Wenn ich mein Herz öffne, dann kommt die Hilfe von außen“, gab Bettina Kübler den atemlos lauschenden Schülern mit auf den Weg.

Schülersprecher Johannes Eckardt (18) sagte hinterher: „Ich fand den Vortrag sehr inspirierend. Er hat alternative Lebensweisen aufgezeigt, wie man in problematischen Situationen handeln kann. Ich hatte auch schon schwierige Situationen in meinem Leben, wo ich erst mal den Kopf in den Sand gesteckt habe. Für die Zukunft war der Vortrag sehr hilfreich.“

Sogar „mehr als inspirierend“ empfand Alissa Becker (19) die Begegnung mit Bettina Kübler: „Sie hat so offen geredet und wirkte ziemlich glücklich. Ich fand die Schilderung ihrer Methoden sehr gut, etwa, dass man an den Geist zuerst denken muss.“

Die 16-jährige Vianne Bacher aus der 10. Klasse meinte: „Ich bin beeindruckt. Es war sehr inspirierend, wenn man sieht, wie ein Mensch, der zum Tode verurteilt ist, sein Leben trotzdem noch weiterlebt.“

Wer Bettina Kübler live erleben möchte: Bei der Buchmesse HomBuch liest sie aus ihrem Buch „Der beherzte Patient“ am Sonntag, 3. September, um 12.45 Uhr im kleinen Saal des Saalbaus in Homburg.

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