Raum für kreative Mädchen

Homburg · Lucia Fusca wird künftig das Mädchenatelier betreuen. Das Atelier bietet Raum für junge Mädchen, sich zu entwickeln und ihr eigenes Leben zu entwerfen, ohne dass sich Väter oder Brüder einmischen. Das gilt besonders für Mädchen mit Migrationshintergrund.

 Bei Lucia Fusca werden als Nachfolgerin von Heike Albrecht in Zukunft viele Fäden zusammenlaufen, wenn es darum geht, Mädchen auf viele Fragen des Lebens passende Antworten zu geben und ihnen Selbstvertrauen zu vermittelnFoto: Thorsten Wolf

Bei Lucia Fusca werden als Nachfolgerin von Heike Albrecht in Zukunft viele Fäden zusammenlaufen, wenn es darum geht, Mädchen auf viele Fragen des Lebens passende Antworten zu geben und ihnen Selbstvertrauen zu vermittelnFoto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

"Das Mädchenatelier ist eines meiner Kinder. Und wenn ein Kind läuft und die Zukunft gut aussieht, dann gehe ich mehr mit einem lachenden als mit einem weinenden Auge." Mit diesen Worten zog Heike Albrecht gestern am Rande eines Besuchs von Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger im Atelier für Mädchen und junge Frauen der Arbeiterwohlfahrt gleichsam einen Schlussstrich unter 13 Jahre Leitungsfunktion in der Einrichtung.

Und Albrecht, sie wechselt als persönliche Referentin von Stefan Pauluhn in die SPD-Landtagsfraktion , nutzte ihren letzten Arbeitstag dazu, auf mehr als ein Jahrzehnt "Dasein" für Mädchen , oft mit Migrationshintergrund , zurückzublicken. "Auf der einen Seite ist unsere Arbeit sehr leicht, weil wir relativ schnell an die Mädchen 'rankommen, weil sie sehr dankbar sind für unsere Hilfe und dafür, dass sie hier als Person wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite ist die Arbeit sehr schwierig, weil hinter jedem Mädchen und jeder jungen Frau noch ein männlicher Hintergrund steht, die großen Brüder oder die Väter , die es nicht so gerne sehen, wenn Mädchen Selbstbewusstsein entwickeln."

Doch was macht das Mädchenatelier der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Homburger Bahnhofsplatz 1 nun genau? Die Antwort: Das Atelier soll Mädchen ab dem Grundschulalter Raum und Möglichkeit geben, um kreativ zu sein, "neue Medien auszuprobieren, andere Mädchen kennen zu lernen und Workshops zu besuchen, die stark machen". Es geht um das Entwickeln eigener Lebensentwürfe und auch um die erfolgreiche Suche nach einer beruflichen Zukunft - etwa mit dem Projekt "Fit for Job".

Um all das und einiges mehr wird sich nun als Nachfolgerin von Heike Albrecht (die Leitung des Mädchenateliers wird allerdings an die Awo-Ausbildungswerkstätten übergehen) auch die 23-jährige Lucia Fusca kümmern, derzeit noch Studentin der Sozialen Arbeit und Pädagogik der Kindheit an der HTW in Saarbrücken und kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss. Gefragt, ob ihr eigener Migrationshintergrund die Arbeit mit den Mädchen einfacher oder schwerer mache, antwortete Fusca so: "Ich glaube, da man mir ansieht, dass ich nicht von hier komme, macht mir das den Zugang zu den Mädchen einfacher und ich kann auch ein bisschen Vorbild sein."

Und was nimmt sie sich für ihre Arbeit nun vor? "Offenheit zeigen und den Kontakt zu den Mädchen herstellen. Das ist das Wichtigste." In der ersten Zeit ihrer Arbeit im Atelier habe sie schon feststellen können, "dass mir die Mädchen Vertrauen entgegenbringen. Da bin ich schon ein bisschen stolz." Sie verstehe sich in ihrer Arbeit als "große Schwester, die auch mal sagen kann: ,,Vielleicht solltest Du Deine Wünsche und Träume mal überdenken".

Lucia Fusca wird sich wohl in den kommenden Monaten nicht nur auf ihre neue Arbeit, sondern auch auf eine veränderte Herausforderungen einstellen müssen, Stichwort: Flüchtlinge. Denn: Dass auch Mädchen aus Flüchtlingsfamilien den Weg ins Atelier finden werden, nannte Fusca als sehr wahrscheinlich. "Und das ist dann natürlich eine völlig neue Situation. Da wird es länger dauern, bis eine Vertrauensbasis da ist. Es wird darum gehen, den Mädchen einen angenehmen Zufluchtsort zu bieten."

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Mädchenatelier der Awo, finanziell getragen auch von der Stadt Homburg , dem Saarpfalz-Kreis und der Landesregierung, hat sich zum Ziel gesetzt, Mädchen ab dem Grundschulalter (oft mit Migrationshintergrund ) einen Rückzugsraum zu bieten, um ein eigenes Selbstbewusstsein zu entwickeln, Freundschaften zu schließen und zu pflegen und ihnen mit Workshopangeboten Instrumente für die Persönlichkeitsentwicklung und den Einstieg ins Berufsleben an die Hand zu geben. thw

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