Präzisionsarbeit in Sachen Jazz

Homburg · Eher leise Töne erklangen auf dem Marktplatz beim Jazz-Frühschoppen. Weniger laut und druckvoll, als mit fein ausgearbeiteten Stücken beeindruckte das Stefanie-Boltz-Quartett – auch wenn zeitweise Unruhe im Publikum herrschte.

 Stefanie Boltz zelebrierte am Samstag mit ihrem Quartett einen wunderbar feingliedrigen und nuancierten Jazz, der dem Jazzfrühschoppen eine ganz besondere Note gab. Foto: Thorsten Wolf

Stefanie Boltz zelebrierte am Samstag mit ihrem Quartett einen wunderbar feingliedrigen und nuancierten Jazz, der dem Jazzfrühschoppen eine ganz besondere Note gab. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Eine klare Definition von Jazz in Worte zu fassen, das fällt schwer. Viele unterschiedliche Stile sammeln sich unter dem Oberbegriff. Diese Diversifikation zeichnet seit Jahren auch den Homburger Jazzfrühschoppen als Teil des Musiksommers aus, viele Stile, viele Besetzungen waren in der Vergangenheit Gast auf dem historischen Marktplatz.

Am Samstag reihte sich das Stefanie-Boltz-Quartett in die Riege derer ein, die "ihren" Jazz inmitten der Homburger Altstadt präsentierten - und das auf eine sehr feingliedrige Art und Weise, nicht laut und nach vorne drückend, sondern zum Zuhören und Genießen.

Alleine schon die Stimme von Stefanie Boltz selbst war ein Genuss, leider aber auch einer, den so mancher im Randbereich des Marktplatzes vor lauter Eigengespräch nicht würdigen wollte oder konnte. Tatsächlich hatte man mitunter den Eindruck, Boltz und ihre ausnahmslos brillanten Mitmusiker (Sven Faller am Kontrabass, Philipp Stauber an der Gitarre und Tillmann Herpichböhm am Schlagzeug) hätten besser in einen kleinen Club als in die durchaus unruhige Atmosphäre eines Marktplatzes an einem Samstagmorgen gepasst.

Vor diesem Hintergrund war es besonders bemerkenswert, dass es der gebürtigen Münchnerin Boltz trotzdem gelang, mit ihrer klaren, ausdrucksstarken Stimme gegen so manches Tischgespräch anzusingen und den Vormittag mit der ihr eigenen, ganz besonderen Jazznote zu prägen. Vor Beginn ihres Premierenauftritts, der mit der wunderschönen Nummer "Sunrise"" begann, gab Stefanie Boltz einen kleinen Einblick in das, was sie als Sängerin ausmacht - mit durchaus überraschenden Aspekten, gerade mit Blick auf ihr "Wie". Denn: Von Hause aus ist Boltz, nach einem Studium "Sprechwissenschaft", eben gelernte Sprecherin. Diese Liebe zur Genauigkeit und Präzision in der Sprache, gemischt mit viel Gefühl - das zeichnet auch die Singstimme von Boltz aus. Nichts wird verhuscht, alles perfekt intoniert, ohne dabei glatt und kalt zu klingen.

Gefragt, wie man mit der Quartett-Besetzung auf dem Marktplatz mit seiner eigenen Charakteristik regieren werde, gab sich Boltz offen. "Ich weiß es noch nicht. Ich werde mich auf das einlassen, was hier stimmig erscheint. Und ich würde niemandem hier ein Konzert aufdrücken wollen, wenn es der Atmosphäre mehr entspricht zu sagen: Es gibt hier Gäste, die wollen 'nebenbei' genießen. Der Ort ist das Gesetz."

Nach dem ersten von insgesamt drei Sets zeigte sich Boltz zufrieden mit ihrer Premiere in Homburg , "das Publikum ist sehr aufgeschlossen. Es wird in vielen Bereichen konzentriert zugehört, man folgt uns. Und alle anderen, die vielleicht auch bewusst ein bisschen an der Seite sitzen, die dürfen auch gerne ein bisschen indirekter zuhören, das ist für mich völlig in Ordnung. Auch wenn sich die Leute dort ein bisschen unterhalten: Wir haben ja immer uns selbst, wir wollen immer miteinander schön musizieren. Insofern: Uns geht's immer gut."

Abschließend gefragt, ob sie bei entsprechender Anfrage noch einmal in Homburg auftreten werde, war Boltz Antwort eindeutig. "Natürlich sag' ich dann ja!"

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