Ökumenisches Miteinander Ökumenisches Miteinander ist Sache des Einzelnen

Homburg/Speyer · Dekaninnen und Dekane beider Konfessionen blickten gemeinsam auf die strukturellen Veränderungen in der Kirche.

 Ein katholische und evangelische Bäuerin backen gemeinsam ihr Brot. Das „ökumenische“ Brot wurde dann auf dem Kirchentag verteilt.

Ein katholische und evangelische Bäuerin backen gemeinsam ihr Brot. Das „ökumenische“ Brot wurde dann auf dem Kirchentag verteilt.

Foto: picture alliance / dpa/Daniel Karmann

(red) Wo stehen das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz aktuell beim Thema Ökumene? Wie haben sich die Strukturveränderungen der letzten Jahre – die Gründung von 70 neuen Pfarreien auf katholischer Seite und die Bildung von Kooperationszonen mehrerer Kirchengemeinden auf evangelischer Seite – auf die Beziehung zwischen den Konfessionen ausgewirkt? Außerdem: Wie wurde der beim Ökumenischen Kirchentag 2015 unterzeichnete „Ökumenische Leitfaden“ in den Pfarreien und Kirchengemeinden aufgenommen?

Diesen Fragen gingen die Dekaninnen und Dekane beider Konfessionen bei einem Treffen mit Bischof  Karl-Heinz Wiesemann, Kirchenpräsident Christian Schad und den Mitgliedern der Leitungsebene von Bistum und Landeskirche nach, wie es in einer Pressemitteilung der Diözese Speyer heißt, zu der bekanntlich auch der Saarpfalz-Kreis gehört.

Die Konferenz, die am 18. Oktober im Speyerer Priesterseminar St. German tagte, konnte auf den Ergebnissen einer Umfrage zum Thema Ökumene in den Dekanaten und Kirchenbezirken des Bistums und der Landeskirche aufbauen. In den Ergebnissen habe sich gezeigt, dass der im Jahr 2015 verabschiedete „Ökumenische Leitfaden“ vor Ort sehr unterschiedlich angekommen sei. Das ökumenische Miteinander hänge stark vom persönlichen Engagement der Akteure und den strukturellen Voraussetzungen ab.

Die Antworten ließen erkennen, dass die ökumenische Zusammenarbeit vor allem auf der Ebene der Gemeinden gelebt wird. Das Grundanliegen des „Leitfadens“ sei fast überall durchgedrungen. Die Strukturveränderungen in beiden Kirchen seien gemeistert worden, ohne dass der Gesprächsfaden abgerissen und die Kooperation zwischen den Konfessionen beeinträchtigt worden seien. Positive Veränderungen in Folge des „Leitfadens“ würden indes nur von einem Teil der Dekanate und Kirchenbezirke berichtet, heißt es in dem Schreiben weiter.

Ein Fokus der Diskussion richtete sich auf die ökumenischen Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen. Sie würden von den Gläubigen hoch geschätzt. Vielerorts habe sich der Pfingstmontag als „Ökumene-Feiertag“ etabliert, berichteten die Dekaninnen und Dekane. Bischof Wiesemann und Kirchenpräsident Schad informierten über das Bemühen beider Kirchen, auf internationaler Ebene eine gemeinsame Erklärung zum Eucharistie-, Amts- und Kirchenverständnis zu erarbeiten. Dazu bedürfe es eines gemeinsamen Prozesses der Bewusstwerdung und Veränderung in beiden Kirchen.

Beim Interesse an theologischen Fragen gebe es in vielen Gemeinden „noch Luft nach oben“, stellten die Konferenzteilnehmer fest. Sie bekräftigten, dass Ökumene nicht auf Strukturen verkürzt werden dürfe, sondern aus dem gemeinsamen Gebet erwachsen müsse. „Not lehrt ökumenisch beten“, formulierte ein Teilnehmer pointiert. Als Perspektive der Entlastung wurde das Modell der „stellvertretenden Ökumene“ gesehen, bei dem ein haupt- oder ehrenamtlich Verantwortlicher beide Konfessionen vertritt.

Auch bei der gemeinsamen Nutzung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden würden die Möglichkeiten der Ökumene bisher nur in geringem Umfang ausgeschöpft. Oft werde dieser Bereich noch aus einer konfessionellen Binnenperspektive bearbeitet. „Vielleicht muss die Not noch größer werden, bis wir auch in diesem Feld stärker ökumenisch zusammenkommen“, mahnte eine Teilnehmerin. Aus der Perspektive der Gesellschaft und der Öffentlichkeit werden die Kirchen immer stärker gemeinsam wahrgenommen, machen viele Dekaninnen und Dekane schon jetzt die Erfahrung, wie es in der Pressemitteilung aus Speyer weiter lautet.

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