Endgültige Schließung GE Nun ist das Werkstor endgültig zu

Bexbach · Die Maschinenhallen sind leer, die Computer aus. Die alte BBC, am Ende General Electric, existiert nicht mehr.

 Vor dem Werkstor von GE verbrannten die Mitarbeiter symbolisch Kreuze mit Werks-t-shirts. Trotz des Regens brannte das Feuer kurze Zeit lichterloh.   

Vor dem Werkstor von GE verbrannten die Mitarbeiter symbolisch Kreuze mit Werks-t-shirts. Trotz des Regens brannte das Feuer kurze Zeit lichterloh.  

Foto: Christine Maack

Das Wetter gestern hätte nicht passender sein können: Es kübelte vom Himmel, es war grau, kalt und ungemütlich. So, wie sich die rund 100 ehemaligen Beschäftigten der Firma General Electric in Bexbach gestern fühlten, die zur „Abschiedsparty“ ans Firmengelände In der Kolling gekommen waren.  Wobei das Wort Abschiedsparty nur ironisch benutzt wurde, denn von Partystimmung im positiven Sinn konnte kaum die Rede sein. Gestern war offiziell der letzte Tag der Tubinenbaufirma, die 1971 unter dem Namen BBC an der ehemaligen Brotfabrik am Blumengarten begonnen hatte und nun gestern endgültig anonym endete. „Als das Firmenemblem abmontiert wurde, hatte ich Tränen in den Augen“, sagt Petra Lück-Schmidt, die 32 Jahre im Betrieb gearbeitet hat. „Ich war damals das erste Lehrmädchen in der Werkstatt und mächtig stolz darauf“, erinnert sich die gelernte Zerspanungsmechanikerin.

Damals sei ein Mädchen an der Werkbank ein äußerst ungewöhnlicher Anblick gewesen, „aber mir hat diese Arbeit auf Anhieb Spaß gemacht.“ Ihr Vater, ihre Mutter und ihr Sohn waren damals bei BBC beschäftigt, „meine Mutter ist zum Glück schon lange in Rente, die musste sich das Elend nicht mehr ansehen“, sagt Petra Lück-Schmidt, „für mich hat es leider nicht mehr gereicht“.

Ihr Sohn, der den Abwärtstrend längst bemerkt hatte, hat woanders Arbeit gefunden, „für mich mit 53 wird es knapp“, seufzt Petra Lück-Schmidt. Sie hat die letzten persönlichen Überreste aus ihrem Schreibtisch geholt, eine Tüte mit CD’s: „Da sind Bilder von unserem Betrieb drauf“, sagt sie. Alles längst vorbei, die Hallen sind leer, schauderhaft sei das, sagt ein Kollege. Die Server seien schon vor ein paar Tagen abgestellt worden. Wenn die Maschinen das Herz waren, so waren die Server die Hauptschlagadern. Alles ist nun stillgelegt, klinisch tot.

„Ich will mich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen, ich werde jetzt einen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen, meine Akkus sind leer“, sagt Ralph Vowinkel, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Turbinenbaufirma in Bexbach. Einer Achterbahnfahrt habe die Situation im Betrieb seit etwa vier Jahren geglichen, „und ich bin froh, dass es vorbei ist.“

Seit über 38 Jahren war der gelernte Werkzeugmacher im Betrieb beschäftigt, der erst BBC, dann Asea, dann ABB, dann Alstom und am Ende General Electric hieß. Vowinkel wird in die Transfergesellschaft wechseln und versuchen, eine andere Stelle zu bekommen. „Wir haben alles versucht, was ging“, sagt Petra Lück-Schmidt, „wir sind bis Mannheim und bis Paris gefahren. Hat alles nichts genützt.“

Irgendwie sei er froh, dass es nun vorbei sei, seufzt Vowinkel. Aus Mannheim zur Unterstützung der Bexbacher Kollegen ist Hans Lekotsky angereist. Er findet, „dass das alles ein Elend ist.“ In Mannheim Käfertal, dem einst stolzen Standort von BBC und später Asea Brown Boveri, sei die Stimmung ebenfalls am Tiefpunkt, „da läuft auch nichts mehr“. Vor dem Bexbacher Werkstor haben Mitarbeiter Kreuze aufgestellt, die sie mit T-shirts mit General-Electric-Emblem überzogen haben. Nach Vowinkels kurzer Abschiedsrede stecken einige Mitarbeiter mit ihren Fackeln die Kreuze an, die trotz des Regengusses noch eine zeitlang brennen. Der Anblick stimmt traurig. „Wir sind eben nur Arbeitnehmer“, sagt Hans Lekotsky, „wir sind nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, wir sind darauf angewiesen, dass uns jemand Arbeit gibt.“ Von 799 Leuten in Mannheim bekämen nun auch 600 „einen Tritt in den Hintern“. Ordentliche Industrie-Arbeitsplätze seien das alles gewesen, sagt er. Auch in Mannheim seien die Hallen inzwischen leer, „ein grausamer Anblick“.

 Petra Lück-Schmidt war das erste Lehrmädchen im Fach Zerspanungstechnik bei BBC.

Petra Lück-Schmidt war das erste Lehrmädchen im Fach Zerspanungstechnik bei BBC.

Foto: Christine Maack

Unter einem kleinen Zelt finden die ehemaligen Beschäftigten nach ihrem kurzen Fackelzug etwas Schutz vor dem Regen, es gibt Bier und Brezeln. Viele Male habe man mit Bier und Brezeln den Feierabend eingeläutet, als die Turbinenbau-Firma in guten Zeiten bis zu 300 Beschäftigte hatte, „aber das ist lange her“, sagt Vowinkel. Die Bexbacher Schokoladenfabrik Fuchs und Hoffmann wird nach Informationen der Mitarbeiter in die Hallen einziehen.

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