Hospizwoche Niemand sollte an Schmerzen leiden

St. Ingbert/Homburg · Mit dem Monat November sind auch die saarpfälzischen Hospiztage zu Ende gegangen. Große Resonanz fand vor allem das letzte Thema der 8. Hospiztage im Saarpfalz-Kreis: „Schmerz los werden“ von Professor Sven Gottschling.

 Zu Beginn der Hospiztage waren die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes in unserer Homburger Lokalredaktion. Nun sind die Veranstaltungen erfolgreich abgeschlossen.

Zu Beginn der Hospiztage waren die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes in unserer Homburger Lokalredaktion. Nun sind die Veranstaltungen erfolgreich abgeschlossen.

Foto: Christine maack

Mit dem Monat  November sind auch die saarpfälzischen Hospiztage zu Ende gegangen. Am 3. November begannen sie mit der Benefizveranstaltung des Homburger Frauenkabaretts unter dem Motto „Neues aus dem Spätmittelalter“,die schnell ausverkauft war.

Die Auftaktveranstaltung am 6. November im Forum in Homburg war ebenfalls sehr gut besucht. Nachdem der Schirmherr der Hospiztage, Landrat Theophil Gallo, die Anwesenden begrüßt hatte, konnte Michael De Ridder seine Gedanken zu dem Thema „Wie wollen wir sterben?“ vortragen. Spannende Diskussionen entfachten sich bei der Frage „Welche Formen der Sterbehilfe sind in Deutschland eigentlich erlaubt“?

Im Kreiskrankenhaus St. Ingbert  informierte die Rechtsanwältin Nicola Voges am 9. November über das Thema „Mein Testament – wie kann ich gut vorsorgen?“. Es stellte sich heraus, dass Vererben gar nicht so leicht ist. Und dass es sinnvoll ist, sich insbesondere auch um die eigene Patientenverfügung, rechtzeitig Gedanken zu machen.

„In Würde leben bis zuletzt“ war der Titel des Workshops am 11. November mit Dorothee Neurohr-Gebhardt. Es war eine persönliche und zum Teil philosophische Annäherung an das Thema.

In der voll besetzten Kinowerkstatt in St. Ingbert konnten sich die Zuschauer am 17. November nach dem Film „Zu guter Letzt“ anhand der Handlung fragen, welche vier Eigenschaften ihr Leben ausmacht. Welche Menschen habe ich geliebt? War mein Leben produktiv? Habe ich jemandem geholfen, und gibt es etwas Besonderes, das mich ausmacht?

Der ökumenische Gottesdienst am 18. November mit Dekan Andreas Sturm fand unter der Beteiligung der Hospizgruppe St. Ingbert/ Mandelbachtal statt. „Was am Ende wichtig ist, ist dass ich mein Leben gelebt habe – voller Liebe, Kraft und Zuversicht.“, so der letzte Satz von Edeltraud Ruffing, der stellvertretenden Leitung der Hospizgruppe. Die beiden Chöre Schola und TonArt boten den musikalischen Rahmen dazu.

Große Resonanz fand vor allem das letzte Thema der 8. Hospiztage im Saarpfalz-Kreis: „Schmerz los werden“. Fast 200 Menschen folgten am 30. November der Einladung des Ökumenischen Hospizdienstes in die festlich geschmückte Pro-Seniore-Residenz Hohenburg. Von Professor Sven Gottschling erfuhren sie, was man gegen Schmerzen tun kann. Gottschling ist Chefarzt am Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapieam Uniklinikum.

„Viel zu viele Patienten leiden unnötig unter Schmerzen, weil sie nicht richtig schmerztherapeutisch behandelt werden“, Gottschling bei seiner Einführung. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, kranken Menschen ihre Schmerzen zu nehmen und ihnen mehr Lebensqualität zu geben. Insbesondere Kinder und Senioren würden nicht richtig eingeschätzt. Klassischen, frei verkäuflichen Schmerzmitteln, steht der zweifache Bestseller-Autor skeptisch gegenüber: „Zu viele Nebenwirkungen, die zu wenig bekannt sind.“

Stattdessen unterscheidet er zwischen chronischen und akuten Beschwerden, die unterschiedlich behandelt werden müssten. Die Schmerzmittelgabe nach einer Operation beispielsweise sollte frühzeitig und gezielt eingesetzt werden. „Ein Feuer löscht man nicht erst, wenn schon der ganze Wald brennt.“, so Gottschling.

Chronische Schmerzen dagegen müssten auch mit einer Verhaltensänderung des Patienten einhergehen. Schmerzen entstünden im Kopf,  und wenn die Schmerzen im Gedächtnis erst einmal verankert seien, nutzt es oft nichts mehr,  nach dem Entstehungsort zu schauen. Ähnlich wie bei Phantomschmerzen, bei denen man ja beispielsweise auch den fehlenden Fuß nicht mehr behandeln könne. Stattdessen sollte man bei der Schmerztherapie auch zurückgreifen auf individuell abgestimmte, alternative Methoden wie Akkupunktur, Psychotherapie, Bewegung, Stressabbau, Meditation und Ähnliches.

Gottschling informierte auch darüber, dass es am Uniklinik seit Ende letzten Jahres eine altersübergreifende Palliativstation gibt. Aber Bedarf und Nachfrage seien groß und „es muss noch viel getan werden.“

Zum Gelingen der Hospiztage trugen die Katholische Erwachsenenbildung und der  Hospizverein Saarpfalz bei, dessen Vorstand in diesem Monat von den Lesern der Saarbrücker Zeitung zu „Saarlands Besten“ gewählt wurde. Auch die Zusammenarbeit der vielfältigen Dienstleister im Saarpfalz-Kreis funktioniert gut, vor allem auch beim neu gegründeten Palliativnetz. Der Saarpfalz-Kreis hatte gerade erst am 7. November zur Gründungsveranstaltung eingeladen, und die ersten Teilnehmer haben ihre Unterschrift bereits geleistet. Darunter Vertreter der Caritas, der Diakonie, des St. Jakobushospizes, des Palliativzentrums und der Altenpflegeheime.

 Fast 200 Menschen waren der Einladung des Ökumenischen Hospizdienstes in die Hohenburg Residenz  in Homburg gefolgt.

Fast 200 Menschen waren der Einladung des Ökumenischen Hospizdienstes in die Hohenburg Residenz  in Homburg gefolgt.

Foto: Gabriele John-Neumann

Im Saarland sei die palliative Versorgung besonders gut ausgebaut und vernetzt, „aber es kann und muss noch viel getan werden, denn kein Mensch soll alleine gelassen werden oder unnötige Schmerzen leiden“, betonte Gabriele John-Neumann vom Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz.  Nicht zuletzt durch die vielen verschiedenen Veranstaltungen des Ökumenischen Ambulanten Hospizdienstes, auch im Rahmen der Hospiztage, wachse das Bewusstsein der Bevölkerung für dieses Thema.

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