Neue Stiftung zieht in Gut Königsbruch

Bruchhof · In dem Anwesen, das von Grund auf saniert wurde und wird, passiert etwas. Jetzt zieht dort die Künstlerin Katharina Pieper ein. Sie will hier den Nachlass von Schriftkünstler Jean Larcher zeigen, plant ein Museum, Workshops und mehr.

Aus einem heruntergekommenen Anwesen, das in Teilen kurz vor dem Zusammenbruch stand, ein barockes Kleinod zu machen: Das hört sich nach Mammutaufgabe an. Und genau das trifft auf den Tascher Hof in Bruchhof zu, aus dem Stück für Stück ein saniertes Gut Königsbruch wird mit mindestens einem wunderbaren Garten. Die Investoren, die Familie von Wegner, haben sich an dieses Projekt gewagt, und sie stecken noch mittendrin. Wer vorbeifährt, der sieht, wie hier langsam aus einer, ja, Bruchbude, hinter der nur der Kenner mehr erkannte, wieder ein wunderbares Gut wird. Inzwischen hat sich nicht nur äußerlich an den Gebäuden einiges getan. Es wird hier auch wieder gewohnt: Das Verwalterhaus ist grundsaniert und bezogen. Am Herrenhaus, am Garten sind deutlich Fortschritte zu sehen.

Nun wird auch die ehemalige Scheune, der alte Stall belebt: Die Künstlerin Katharina Pieper zieht hier mit ihrer Stiftung Schriftkultur ein. Nach Ostern sei es soweit, sagte sie auf Nachfrage. Dahinter steckt eine längere Geschichte. Sie habe schon seit vielen Jahren vor, eine Galerie zu eröffnen. Vor zwei Jahren verstarb Piepers Lebensgefährte, der französische Schriftkünstler Jean Larcher. Und er hinterließ ihr ein großes Erbe: Original-Kalligrafien, Reinzeichnungen, Druckvorlagen, Bücher gehören zum Beispiel dazu. Das alles liege im Moment im Depot im Zeitungsmuseum in Wadgassen. Ihr Thema, so Pieper, sei es aber immer gewesen, es nach Homburg zu holen. 2015 las sie dann vom Großprojekt, bei dem Gut Königsbruch aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden sollte, und ihr fiel auf, dass sie die Investoren, die Familie von Wegner kannte. Sie erfuhr auch, dass für die ehemalige Scheune noch nach einer Verwendung gesucht wurde, und wusste sofort: "Das ist genau das, was ich suche. Es kam sozusagen zu mir", sagt sie heute. Sie nahm Kontakt auf, und es passte.

2016 gründete sie die Stiftung Schriftkultur als gemeinnützige Einrichtung. Das Ziel: Das Kulturgut Schrift, die Schriftkunst, die Kalligrafie, die Typografie sowie die Handschrift als Kommunikationsmittel und als Kunstform zu fördern und zu verbreiten. Es soll, so Piper, ein wichtiges, einzigartiges Archiv für Schriftkunst und Kalligrafie entstehen - und noch mehr. Eine Galerie ist für wechselnde Ausstellungen vorgesehen, im Gewölbekeller ist ein kleines Museum geplant mit einer ständigen Sammlung zur Kultur der Schrift. Gezeigt werden sollen unter anderem Schreibwerkzeuge aller Art, dazu kommt ein historischer Überblick über die Entwicklung der Schrift. Führungen sollen angeboten werden, mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen will die Stiftung kooperieren. Dazu kommt in den Räumen eine Bibliothek auf Basis der Büchersammlungen von Jean Larcher und Katharina Pieper. Zudem will sie hier Workshops anbieten, Seminare, Vorträge - als Dozentin arbeitet sie selbst schon lange.

Auch die notwendige Infrastruktur kann jetzt geschaffen werden. Erst kürzlich genehmigte der Bau- und Umweltausschuss der Stadt 36 Pkw-Parkplätze im rückwärtigen Bereich des Guts. Sie sollen den Besuchern der Angebote der Stiftung zur Verfügung stehen. Die Workshops, so hieß es in den Unterlagen zur Sitzung weiter, würden im Durchschnitt von 15 bis 20 Personen besucht. Die Parkplätze selbst müssten noch erschlossen werden. Hierzu sei ein Minimalausbau der verlängerten Bechhofer Straße erforderlich. Die Parkplätze lägen im Außenbereich in direkter Nachbarschaft zum Bebauungsplan Tascher Hof, das Landschaftsschutzgebiet sei bereits aufgehoben worden, die Forstbehörde werde noch gehört.

Wer mehr wissen möchte, erfährt Einzelheiten zum Umbau von Gut Königsbruch in Bruchhof und auch zur neuen Stiftung Schriftkultur im Internetwww.gutkoenigsbruch.de

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Das heutige Gut Königsbruch war vielen lange eher als Tascher Hof geläufig. Dieser Name geht auf einen der letzten Besitzer, Rudolf Tascher aus Beaumarais, zurück. Für die jetzigen Eigentümer und Investoren ist die Geschichte wichtig, so dass diese in Namensgebungen einfloss. Herzog Christian IV. ließ das Gut, das als Keimzelle von Bruchhof bewertet wird, im Jahre 1766 erbauen. Karl II. August schenkte das Gut seiner Frau Amalie - nach dieser ersten weibliche Besitzerin soll der Barockgarten benannt werden. Das Gut Königsbruch, wie es jetzt wieder heißt, hatte eine wechselvolle Geschichte mit vielen Nutzungen und Eigentümern. Zuletzt durch Leerstand und Mangelnutzung gekennzeichnet, drohte der Hof komplett zu verfallen. Das Anwesen steht unter Denkmalschutz.

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