Monsterjagd auf dem Campus

Homburg · Kaum ein Spiel fasziniert Jugendliche derzeit mehr als die Jagd nach virtuellen Monstern. Da diese Jagd nur auf dem Smartphone stattfindet, wird die Wirklichkeit ausgeblendet. Mit fatalen Folgen, vor allem für die Rettungskräfte am Klinikum.

 Auch Max, Dennis, Berkay und Chris (von links) gehören zu denjenigen, die auf dem Gelände des Uniklinikums ihrer Leidenschaft für Pokémon-Go nachgehen, als Radfahrer sind sie aber nicht Teil des kritisierten Park-Chaos' an der Hauptzufahrt. Foto: Thorsten Wolf

Auch Max, Dennis, Berkay und Chris (von links) gehören zu denjenigen, die auf dem Gelände des Uniklinikums ihrer Leidenschaft für Pokémon-Go nachgehen, als Radfahrer sind sie aber nicht Teil des kritisierten Park-Chaos' an der Hauptzufahrt. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Es tut sich Seltsames am Universitätsklinikum: Die Pokémon-Jäger sind unterwegs. Für real-existierende Spielunkundige: Bei Pokémon-Go handelt es sich im weitesten Sinne um eine Art Schnitzeljagd, bei der sich die Spieler mit Hilfe eines Smartphones in der realen Landschaft auf die Jagd nach Pokémon-Monstern machen, die auf ihrem Handy auftauchen. Diese Monster werden von einer Software in das von der Handy-Kamera vermittelte Bild der realen Umgebung eingeblendet.

Dass dieses Spiel derzeit der Renner schlechthin ist, ist hinlänglich bekannt. Dass die Spieler auf der Jagd nach Pokémon-Monstern sich dabei mitunter selbst und auch andere gefährden, auch - immerhin sehen viele Fans des Spiels ihre Umgebung in der Regel nur noch durch ihr Smartphone, was ihren Blickwinkel sehr begrenzt.

Nun hat sich auch die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes am Universitätsklinikum zu Wort gemeldet. Dort beobachtet man seit einiger Zeit, dass gerade in den Abendstunden und auch noch bei Dunkelheit viele jüngere Leute auf dem Gelände unterwegs sind, die leicht als Pokémon-Go-Spieler zu identifizieren sind, da sie ihren Blick kaum von ihrem Smartphone heben.

Warum gerade dort? Augenscheinlich ist das Gelände des Uniklinikums Heimat einiger so genannter Poké-Stops - zentrale Anlaufstellen für den Spielverlauf. Für die Rettungswache bringt das laut eigenem Bekunden einige Schwierigkeiten mit sich. Denn: Viele Spieler parkten ihre Autos einfach rechts und links der Hauptzufahrt und erschwerten damit die Durchfahrt für die Rettungsfahrzeuge . Und auch die Spieler selbst seien aufgrund ihres Jagdtriebs unsichere Verkehrsteilnehmer, da sie ihre reale Umgebung kaum noch wahrnehmen. In der Nacht zum Donnerstag machte sich unsere Zeitung auf, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Und: Tatsächlich ist der Bereich zwischen Haupteinfahrt und Bibliotheksgebäude ein Treff der Pokémon-Go-Szene.

Um 21.30 Uhr haben sich einige Spieler dort versammelt. Die einen haben gleich einen Campingstuhl mitgebracht, andere sitzen auf dem Boden und warten darauf, dass seltene Pokémons auf dem Display ihres Smartphones auftauchen. Und auch die von der DRK-Rettungswache kritisierten "Wildparker" gibt es schon, allerdings zu diesem noch recht frühen Abend sind es nur wenige. Doch das würde sich im Laufe der Nacht ändern, erzählt Pokémon-Spieler Berkay, "ab 23 Uhr wird's hier richtig voll". Und Mitspieler Max ergänzt: "Oder am Wochenende, dann ist hier gar kein Platz mehr." Zusammen mit Chris und Dennis sitzen Max und Berkay vor der Uni-Bibliothek am Straßenrand und warten auf ihren Fang. Mit "wild parken" haben die Vier nichts am Hut, sie sind mit dem Fahrrad da. Andere aber sind eben mit dem Auto vor Ort - und je mehr Spieler, desto kniffliger die Verkehrs-Situation. Für den ruhenden Verkehr auf dem Campus ist die Stadt Homburg zuständig. Dort ist das Problem bekannt. Nun sollen Gespräche mit der Klinikumsverwaltung und der Polizei geführt werden. Gegebenenfalls, so Pressesprecher Jürgen Kruthoff, werde man auch mit Kräften des Ordnungsamtes dort aktiv werden.

Zum Thema:

Auf einen Blick Bei Pokémon-Go handelt es sich im weitesten Sinne um eine Art digitales Geo-Caching (moderne Form einer Schnitzeljagd auf Basis von GPS-Daten), bei der sich die Spieler mittels Smartphone in der realen Welt auf die Jagd nach virtuellen Pokémon-Monstern machen. Diese werden von der entsprechenden Software in das von der Handy-Kamera vermittelte Bild der realen Umgebung eingeblendet. Ziel ist es dabei, möglichst viele der Pokémon-Monster zu fangen. Nachts findet man angeblich die besten. thw

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