Saarpfalz-Blätter Historische Geschichten aus Homburg

Homburg · Die heimatkundlichen Blätter im Saarpfalz-Kreis berichten in der 138. Ausgabe über die Region im Dreißigjährigen Krieg.

 44 Geschütze und 9128 Kanonenkugeln standen zur Verfügung, zudem 430 „Musketen mit Luntenschlössern“: Die nassauische Festung Homburg war damit zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges bestens gerüstet.

44 Geschütze und 9128 Kanonenkugeln standen zur Verfügung, zudem 430 „Musketen mit Luntenschlössern“: Die nassauische Festung Homburg war damit zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges bestens gerüstet.

Foto: Martin Baus

„Auf den schwarzen Äckern“ lautet eine Flurbezeichnung im Umfeld des Kirchheimer Hofes im Bliesgau, und ähnlich wie es sich im gleichnamigen Schwarzen­acker verhält, ist der Boden auch dort besonders trächtig an Funden aus der Vergangenheit – mittelalterliche, römische oder keltische Zeugnisse gibt der Untergrund dort in schöner Regelmäßigkeit preis. Über die Entdeckung eines besonders reizvollen, aber auch besonders alten Objektes berichtet jetzt Hans Cappel (Blieskastel) in der neuen Ausgabe der „Saarpfalz“. Die heimatkundliche Zeitschrift des Saarpfalz-Kreises liegt nun in ihrer 138.­Ausgabe vor, und der passionierte „Feldbegeher“ berichtet darin über seine interessanten Auflese.

„Nichts Großes im materiellen Sinne lag da auf dem Feld. Ein kleines Stück blaues Glas, anmutend wie ein Stück vom Griff einer feinen neueren Schmuckschale …“, skizziert Cappel seine ersten Eindrücke. Aber das kleine, zunächst wenig attraktive Stückchen Glas erwies sich nach der Begutachtung unter wissenschaftlicher Lupe als kulturgeschichtlich bedeutsame Fundsache, nämlich als Bruchstück eines Armrings aus keltischer Zeit, der älter als 2200 Jahre ist. Unter spezieller Beleuchtung gab der Reif jene tiefblaue Färbung preis, die bei den alten Kelten besonders en vogue war. Möglicherweise, so Cappel, handelt es sich gar um das Fragment eines jener Amulette, deren Benutzung von Beginn der keltischen Glasproduktion an (der sogenannten „Latènezeit“ zwischen 488 bis 25 vor Christus) bis ins frühe Mittelalter hinein nachgewiesen sei.

Vier Jahrhunderte ist es genau her, dass 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, der weite Teile Europas in bis heute unvorstellbarem Ausmaß zerstörte. Wie es Homburg und seiner Umgebung in diesem kontinentalen Konflikt erging, ist das Thema von Jürgen Hüttermann. Ausgiebig zitiert er dazu aus Dokumenten, die sich in Archiven erhalten haben. Der Historiker aus Homburg resümiert schließlich, dass bis 1627 die Ausrüstung der Festung auf dem Schlossberg „mit militärischem Gerät gut war und dass die nassauische Besatzung etwa 45 Mann betrug“ – Homburg gehörte seinerzeit zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken. 1622 gibt beispielsweise die Rechnung des „Zeughauses“ (Waffen- und Munitionsarsenal) an, dass 44 Geschütze und 9128 Kanonenkugeln zur Verfügung standen. Die Zahl der „Musketen mit Lunten­schlössern“ war seit 1615 auf 430 angestiegen. Hüttermanns Fazit: In dem von ihm zunächst betrachteten ersten Kriegsjahrzehnt seien kriegerische Auseinandersetzungen quellenmäßig nicht zu belegen.

Indirekt einem der wichtigsten Akteure dieses Krieges widmen sich die Ausführungen von Hubert Roeder über die Fenster der Niederbexbacher Jakobuskirche. Das Gotteshaus, dessen Ursprünge bis ins 11.­Jahrhundert zurückreichen und die noch am romanischen Untergeschoss des Turmes zu erkennen sind, war 1909 weitgehend neu errichtet worden. Dabei fand ein Glasfenster zu Ehren von König Gustav Adolf in der Kirche Platz – der Schwede gilt als „Retter des schwer bedrängten deutschen Protestantismus“ im besagten Krieg. Passend dazu wurde die Zeile „Verzage nicht, du Häuflein klein“ aus einem zeitgenössischen Kirchenlied von 1632 beigefügt. Roeder, Vorsitzender des Heimkundevereins Höcherberg, vergleicht die Motivik der Niederbexbacher Glasmalereien – neben besagtem protestantischen Helden Martin Luther und dem segnenden Jesus – mit Darstellungen in anderen regionalen Sakralbauten wie Großbundenbach, Herrensohr oder Dellfeld.

Der französische Kunsthistoriker Philippe Cauchau (aus Bordeaux) beleuchtet schließlich die Rolle der beiden Architekten Jacques Hardouin-Mansart de Sagonne und Pierre Patte für barocke Gebäude in der Region. In Diensten des frankophilen Zweibrücker Herzogs Christian IV., entstanden unter ihrer Regie in der Region beispielsweise die Schlösser Jägersburg oder Herschweiler-Pettersheim. 200 Abschriften von Dokumenten, die als „Mauchenheimer Kopialbuch“ in der Fachwelt geläufig sind, stellt schließlich Markus Bauer aus Brücken vor. Diese Dokumente, die aus der Zeit zwischen 1301 und 1536 stammen, liefern wertvolle Informationen zur Geschichte zahlreicher Ortse in West- und Saarpfalz. Die Besitzungen der alten Adelsfamilie Mauchenheimer sollten später das Fundament für den Territorialbesitz der Grafen von der Leyen nachgerade im Bliesgau darstellen. Die Akten waren 1917/18 vom damaligen Zweibrücker „Bezirksamtmann“ (Landrat) Carl Pöhlmann ausgewertet worden.

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