Jazz-Frühschoppen Mit Root-Jazz den Nerv der Zeit getroffen

Homburg · Der Schweizer Marco Marchi und seine Mojo Workers spielten sich beim Jazzfrühschoppen in Homburg in die Herzen der Jazz-Fans.

 Marco Marchi (mitte) und seine Mojo Workers ließen am Samstag den ursprünglichen Jazz wieder aufleben und brachten die Gäste auf dem historischen Marktplatz musikalisch zurück an die Wurzeln dieses inzwischen so vielfältigen Genres.

Marco Marchi (mitte) und seine Mojo Workers ließen am Samstag den ursprünglichen Jazz wieder aufleben und brachten die Gäste auf dem historischen Marktplatz musikalisch zurück an die Wurzeln dieses inzwischen so vielfältigen Genres.

Foto: Thorsten Wolf

Was Marco Marchi und seine Mojo Workers da am Samstag beim Homburger Jazzfrühschoppen auf dem historischen Marktplatz abgeliefert haben, das war wirklich ein Spaß. Die Schweizer Combo mit Bandleader Marchi an der Gitarre, Marco Simoncelli an der Bluesharp, Fabio Bianchi an Tuba und E-Bass sowie Toby Glaser an den Drums und dem Waschbrett lieferte Root-Jazz vom Feinsten und ging mit ihrer Lesart des Jazz ganz, ganz weit zurück an die Ursprünge dieser Musik.

Im Gespräch mit unserer Zeitung nach dem ersten von insgesamt drei begeisternden Sets ließ sich Marchi ein bisschen in seine Jazz-Seele schauen. „Ich wollte weit, weit, weit zurückgehen, an die Wurzeln des Jazz, an die Wurzeln aller heutigen Musik. Ich war sehr interessiert an der Musik, die im frühen 19. Jahrhundert in New Orleans gespielt wurde. Und da haben wir jede Menge guter Sachen gefunden, haben die Songs gespielt – und für mich war es perfekt. So haben wir uns entschlossen, den Menschen diesen Jazz nahe zu bringen. Und ich glaube, sie mögen es.“

Damit lag Marco Marchi auch am Samstag goldrichtig, mit seinen sehr ursprünglichen Arrangements berührten er und seine Mojo Workers die Gäste des Jazzfrühschoppens. Und die dankten es den vier Musikern immer wieder mit lautstarkem Applaus. Doch was macht diesen ursprünglichen Jazz aus? Marchi: „Es ist der Groove, der Groove ist der Herzschlag dieser Musik. Das ist das Wichtigste, viel wichtiger als große Soli oder großartiges Singen.“ So gehe es schlicht um Gefühl. Im Vergleich dazu sei moderner Jazz zu oft gesteuert vom Verstand. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung des Jazz war sich Marco Marchi sicher, dass diese Musikrichtung, trotz vieler Unkenrufe, nicht sterben werde. „Jazz ist erst mal ein Wort, das für ganz viele Bedeutungen steht.“ Das sei wie mit dem Begriff Blues, „das bedeutet alles und nichts“. So sei für ihn der Jazz mit seinen ganz unterschiedlichen Stilrichtungen sehr lebendig.

Mitten in seiner Premiere in Homburg stellte der Ausnahme-Musiker sowohl dem Spielort als auch dem Publikum ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, „ich kann die Energie der Leute spüren. Und das ist ganz wichtig für unsere Musik“. Wichtig für die Musik sind aber natürlich auch die Mojo Workers, sprich die anderen drei der Schweizer Formation. „Es ist cool, mit Marco zu spielen“, brachte Fabio Bianchi seine musikalische Liaison mit dem Bandleader auf den Punkt. „Er ist ein Instinktmusiker. Wir spielen ja den traditionellen Jazz nicht einfach nach. Wir lassen uns inspirieren und machen was Eigenes draus. Und das liegt an ihm.“ Dies bedeute, dass vieles auf der Basis von Improvisationen im Moment entstehe – getragen eben von Inspiration und den daraus entstehenden Ideen. „Wichtig ist: Wir spielen keine abgekarteten und tausend Mal geprobten Sachen.“

Doch wie ist es, in einer solchen Welt der musikalischen Improvisation zu leben? Wie groß ist die Distanz zwischen dem Herzen des Musikers Marco Marchi und seiner Musik? „Das ist das wichtigste, was ein Musiker machen muss: Sich direkt mit seinem Herzen verbinden“, verdeutlichte Marchi seinen Weg. „Für meine Musik ist das absolut entscheidend, anders geht es nicht.“ Dabei sei es durchaus schwierig, Musiker wie Bianchi, Glaser und Simoncelli zu finden, Musiker, die dies ebenso wie er verstünden. „Ich bin so glücklich, dass ich so hervorragende und fantastische Musiker habe.“

Von dieser Güte konnten sich die Gäste des Jazzfrühschoppens am Samstag ohne Mühe überzeugen. Das Quartett aus der Schweiz lieferte dabei nicht nur ursprünglichen Jazz mit fantastischen Solopassagen, gerade auch Fabio Bianchi verstand es, auch mit seinen Zwischenmoderationen den Jazz von Marco Marchi und den Mojo Workers  unter die Leute zu bringen, ganz nah ran – eben dorthin, wohin der Jazz gehört.

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