Mit Gedichten erinnern sie an die Gefallenen

Homburg · Eine Delegation von Schülern des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums hat Fleury-devant-Douaumont besucht. Anlass war der 99. Jahrestag der Zerstörung des Ortes in der Nähe von Verdun im Ersten Weltkrieg.

 Die Schülerinnen des Saarpfalz-Gymnasiums (v. l.) Laura Ketter, Miriam Seitz und Nadine Beha bei ihren Gedichtvorträgen vor dem Ehrenmal in Fleury. Foto: Eberhard Jung

Die Schülerinnen des Saarpfalz-Gymnasiums (v. l.) Laura Ketter, Miriam Seitz und Nadine Beha bei ihren Gedichtvorträgen vor dem Ehrenmal in Fleury. Foto: Eberhard Jung

Foto: Eberhard Jung

Fleury-devant-Douaumont war zu Beginn des Ersten Weltkriegs ein kleines französisches Bauerndorf in der Nähe von Verdun. Im Verlauf der Kämpfe während des Jahres 1916 wechselte es 16 Mal den Besitzer und wurde durch den Masseneinsatz von modernen Kriegswaffen bis auf wenige Mauerreste völlig zerstört. Obwohl es nach dem Krieg nicht wiederaufgebaut wurde und heutzutage zu den sogenannten "Zerstörten Dörfern" (Villages détruits) zählt, behielt es den Status als französische Gemeinde.

Der Ort hat zwar keine Einwohner mehr, allerdings besitzt er eine Postleitzahl und einen Bürgermeister (seit 2008 Jean-Pierre Laparra), der vom Präfekten des Départements Meuse (Maas) bestimmt wird. Fleury-devant-Douaumont teilt damit das gleiche Schicksal wie acht weitere im Ersten Weltkrieg vernichtete Ortschaften im Umfeld von Verdun (Beaumont, Bezonvaux, Douaumont, Louvemont, Haumont, Ornes, Vaux und Cumières), die heute als bewaldete Schauplätze der Erinnerung dienen. Der Boden war ohnehin durch Granaten, Munitionsreste, Giftgas, Leichen und Tierkadaver so verseucht, dass die Fortsetzung der landschaftlichen Nutzung problematisch erschien.

Diese Region zu besuchen, ist bis zum heutigen Tag immer noch ein tief greifendes Erlebnis. Hier ist nach 100 Jahren der Erste Weltkrieg mit all seinen Schrecken und Grauen immer noch allgegenwärtig. Unzählige Kriegsgräber, Mahnmale und nicht zuletzt die Schlachtfelder mit dem Beinhaus, den Forts und Museen erinnern und mahnen vor den Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen.

Die Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums hat im Frühjahr ein umfangreiches Buch mit dem Titel "Der Große Krieg" herausgegeben, in dem unter anderem der Vernichtungskrieg in der "Hölle von Verdun" in zahlreichen Gedichten, Fotos und Zeichnungen dargestellt wird. Über den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Saarland (VDK) und die Reservistenkameradschaft Püttlingen erhielt der Bürgermeister von Fleury Kenntnis von dem Buch. Daraufhin wurden Teilnehmer der Geschichts-AG eingeladen, bei der Gedenkfeier zum 99. Jahrestag der Zerstörung von Fleury vor Ort mitzuwirken. Bernd Längler, der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Püttlingen, teilte dem Leiter der Geschichts-AG, Eberhard Jung, mit: "Seit 2006 nehmen wir alljährlich an der Gedenkfeier (. . .) in Uniform teil und gestalten diese Feierlichkeit inzwischen sogar aktiv mit." In Absprache mit Monsieur Laparra, dem Maire de Fleury, wünschte er sich den Vortrag von zwei Gedichten in deutscher und französischer Sprache. Eine achtköpfige Delegation der AG Geschichte folgte der Einladung. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst vor der Kapelle im Wald von Fleury trugen die Oberstufenschülerinnen Miriam Seitz und Nadine Beha am Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sehr einfühlsam die Gedichte "Fleury" und "Verschüttet" vor, während Laura Ketter das Publikum mit exzellenten Übersetzungen in französischer Sprache faszinierte. Die Feier klang aus mit der Niederlegung von Blumengebinden und Kränzen am Kriegerdenkmal, der französischen Gefallenenehrung "Sonnerie aux morts", dem Lied "Ich hatt' einen Kameraden" sowie der französischen und der deutschen Nationalhymne.

Eine nette Zugabe besorgten schließlich die Geschwister Miriam und Esther Seitz beim "Vin d'honneur", als sie sich vor der Kapelle von Fleury mit ihren Geigen in die Herzen der Anwesenden spielten und damit einen musikalischen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft leisteten. Für alle Anwesenden war die Schülerbeteiligung bei einem derart sensiblen Thema ein Novum, das sie mit überschwänglichem Lob aufnahmen. Bernd Längler betonte in seinem folgenden Rundbrief, "dass die jungen Damen neue Maßstäbe bei der Gedenkfeier in Fleury gesetzt haben", und verwies darauf, dass in der Regionalzeitung "L'Est Républicain" ein Bericht erschien mit einem Foto von Miriam, Nadine und Laura während ihres Gedichtvortrags.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort