Malen ist wie Tanzen

Homburg · Am Montag um 18.30 Uhr ist die Eröffnung der Einzelausstellung von Annette Bachmann-Vicktor im Saalbau. Wir durften uns schon mal umsehen und trafen auf experimentelle Malerei und eine sympathische Künstlerin.

 Vor der Ausstellungseröffnung am Montag sind noch einige Feinheiten zu klären, zum Beispiel, wie das Bild mit Namen „Schwefelgelb“ von Annette Bachmann-Vicktor richtig hängt. Dafür hat die Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier (r) den richtigen Blick. Fotos: Maack

Vor der Ausstellungseröffnung am Montag sind noch einige Feinheiten zu klären, zum Beispiel, wie das Bild mit Namen „Schwefelgelb“ von Annette Bachmann-Vicktor richtig hängt. Dafür hat die Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier (r) den richtigen Blick. Fotos: Maack

. Mal haut Annette Bachmann-Vicktor mit der Schnur auf ihre noch nassen Bilder, mal spritzt sie mit dem Kaffeelöffel drüber, mal tupft sie mit einer Rolle über die Leinwand. Was daraus wird? "Ich lasse mich von meinem Inneren leiten", sagt die Künstlerin, die aus Homburg stammt und in Wadgassen wohnt.

Und manchmal muss sie auch 'rausgehen, zum Beispiel, wenn sie eine ätzende Farbe auf eine rostige Schicht aufgetragen hat: "Ich will gar nicht dabei sein, wenn sich das entwickelt."

Mal kann es wunderschön werden, wie ihre "kleinen Rostbilder", mal hat die Leinwand am Ende gar einen Riss - und alles ist hin. Auf ihren kleinen Rostbildern, die im Saalbau hängen, schlingern sich blaue Farbschichten wie Quallen oder Hummer über eine braune Oberfläche, die tatsächlich aus rostigen Eisenpartikeln besteht. Annette Bachmann-Vicktor hat schon mehrere Ausstellungen im Saarland und in Homburg gehabt, sie ist auch bei der Artmosphäre im Herbst in der Innenstadt vertreten. Vom 29. Februar bis 20. März werden ihre Bilder erstmals in einer Einzelausstellung im Saalbau präsentiert, die sie zusammen mit der Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier konzipiert hat.

Die Ausstellung trägt den Titel "Risiko und Chance". Das treffe ihren Arbeitsprozess ziemlich genau, sagt Bachmann-Vicktor, "denn oft habe ich eine Farbe im Kopf und eine gewisse Richtung, aber ich weiß noch nicht, was daraus wird, es ist eine experimentelle Malerei , es ist wie Tanzen".

Die gelernte Kunsterzieherin, die auch Entspannungsübungen, Meditation und sogar Kräuterwanderungen anbietet, erkennt sich in einem Ausspruch des Künstlers Alexander Jeanmaire wieder: "Alles, was du wissen musst, ist bereits in dir". Das bedeutet die Möglichkeit, dass ihr ein gutes Bild gelingen kann. Es birgt aber auch das Risiko, dass dies eben nicht der Fall ist. Annette Bachmann-Vicktor zeigt es an einem Werk in ihrer neuen Ausstellung: "Ich hatte so eine fixe Idee, dass da unbedingt orange drin sein sollte. Aber es wurde einfach nichts. Egal, was ich machte, dieses Bild wollte nicht gelingen." Und so hat sie orange mit weiß abgetönt "und plötzlich gefiel mir das Bild immer besser." Sie möchte dieses Gefühl, eine Chance zu haben, über die Kunst hinaus auf das Leben selbst übertragen und den Menschen Mut machen, ihre Stärken zu erkennen und sich etwas zuzutrauen.

Die meisten Bilder gelingen ihr von Anfang an, einige tragen poetische Titel, die schon fast an Paul Klee erinnern: "Sonnenuntergang in Atlantis" oder "Wilde Karde, Verpuppung und Entfaltung". Seit Annette Bachmann-Vicktor denken kann, malt sie und hat sich stetig weiter entwickelt, auch mit Hilfe ihrer Lehrmeister, darunter die Berliner Künstlerin Katharina Schnitzler. Vor zehn Jahren malte Annette Bachmann-Vicktor noch gegenständliche Provence-Bilder, jetzt ist ihre Kunst abstrakter geworden und wirkt, als habe sie sich von innen heraus befreit.

 Blau in allen Schattierungen ist eine Lieblingsfarbe von Annette Bachmann-Vicktor, wie man auch an ihrer Kleidung sieht.

Blau in allen Schattierungen ist eine Lieblingsfarbe von Annette Bachmann-Vicktor, wie man auch an ihrer Kleidung sieht.

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Auf einen BlickDie Ausstellung in der Galerie im Saalbau steht unter dem Leitmotiv ,,Risiko und Chance". Vernissage und Eröffnung am Montag, 29. Februar um 18.30 Uhr, die Einführung gibt Françoise Mathis-Sandmaier (Kuratorin). Für die literarische Umrahmung sorgt Raphael Klein. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten Mittwoch bis Freitag von 11 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 16 Uhr, sowie vor dem Theatergastspiel am 3.März und dem Meisterkonzert am 10.März von 19 bis 20 Uhr. Nähere Informationen zur Ausstellung sowie zu dem Seminar, das im Rahmen der Ausstellung am 16. März stattfindet, gibt es auch im Internet. redlebensart-kunst.de

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