Kunst, Klima und ein Delfin

Homburg · Reham Abo Al Nojoom ist aus ihrer Heimat Syrien geflohen. Bei der Kleiderausgabe traf sie in Limbach die Künstlerin Astrid Hilt. Nun arbeitet die junge Frau bei einem Kunstprojekt mit, das bei der Klimakonferenz in Paris präsentiert werden soll.

 Reham Abo Al Nojoom und Astrid Hilt (rechts) freuen sich über ihre Zusammenarbeit. Den Delfin, der Rehams Beitrag zum gemeinsamen Kunstprojekt zur Klimakonferenz ist, muss noch ausgehöhlt und bemalt werden. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Reham Abo Al Nojoom und Astrid Hilt (rechts) freuen sich über ihre Zusammenarbeit. Den Delfin, der Rehams Beitrag zum gemeinsamen Kunstprojekt zur Klimakonferenz ist, muss noch ausgehöhlt und bemalt werden. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Ein Delfin, eine junge Frau aus Syrien, eine Künstlerin aus Homburg , die Klimakonferenz in Paris und ein paar Zufälle. Aus diesen Zutaten ist eine ganz besondere Geschichte entstanden. Begonnen hat diese in Limbach bei der Kleiderausgabe für Flüchtlinge, bei der Astrid Hilt mithalf. Die 42-Jährige arbeitet seit vielen Jahren in ihrer Bildhauerwerkstatt in der Homburger Innenstadt und betreibt mit ihrem Mann ein Geschäft für Steinmetzarbeiten und Steinbildhauerei in Limbach.

Zur Kleiderausgabe kam an diesem Tag auch die 23-jährige Reham Abo Al Nojoom, die aus Syrien geflohen und seit etwas drei Monaten im Land ist. Nach ihrem Deutschkurs habe sie sich hier etwas zum Anziehen aussuchen wollen, berichten die beiden. Astrid Hilt brachte die junge Frau, die gut Englisch spricht, zurück und fragte sie dabei, was sie macht. Nach der Antwort, sie habe in Damaskus Kunst studiert, "war die Überraschung groß", sagt Hilt. Da sich die beiden gut verstanden, kam die Idee auf, etwas zusammen zu machen. Ein Projekt war schnell gefunden. Zur Klimakonferenz in Paris, die am 30. November beginnt und bis zum 11. Dezember läuft, war schon länger etwas geplant - gemeinsam mit Bekannten, berichtet Hilt. Einer sei ausgefallen, da sei Reham spontan eingesprungen.

Bei diesem Projekt gehe es in erster Linie darum, Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen, um sich gemeinsam für gutes Klima einzusetzen. Es sollte, erklärt Hilt, zudem etwas gefunden werden, was das Trennende zwischen den Religionen aufhebt. Nun treffen ein Delfin, eine Schildkröte, ein Adler und ein Feuersalamander aufeinander - alle aus Holz gefertigt, etwa von Hilt, ihrem Mann Ralf Jenewein und Reham. Die Tiere sollen in Paris gemeinsam mit den Menschen, die eingeladen wurden, sozusagen in einer Art Tanz auftreten.

Im Moment liegt der Holz-Delfin allerdings noch auf dem Rücken, beziehungsweise ist mit dem halb offenen Bauch nach oben auf eine Art Gestell in der Homburger Hinterhof-Werkstatt von Astrid Hilt gebunden. Es sieht nach Arbeit aus, Späne - und Holzstaub bedecken den Boden, Werkzeuge liegen bereit. Es gibt noch einiges zu tun, bis der Delfin in der französischen Hauptstadt sozusagen seinen großen Auftritt haben wird. Zum Beispiel müsse er noch ausgehöhlt werden, sonst sei er einfach zu schwer, erklärt Hilt. Und später soll er in Naturfarben bemalt werden. Das ist übrigens auch bei den anderen Tieren so, die entstanden sind und zum Teil in einen Baumstamm eingearbeitet wurden. Man habe, sagt Astrid Hilt, sich bemüht, Tiere auszuwählen, die viele Kulturen ansprechen. Der Delfin etwa sei in etlichen Ländern das Schutztier der Schiffbrüchigen, die Schildkröte sei mit dem Erdgeist verbunden.

Zwischen dem künstlerischen Anspruch und der Idee, damit auch für die Natur etwas zu bewegen, sind Astrid Hilt und Reham Abo Al Nojoom sich sehr nahe gekommen, haben Freundschaft geschlossen. Die 23-Jährige ist stolz auf ihre erste künstlerische Arbeit in Deutschland - und dass Kunst zu ihrem Leben schon lange dazu gehört, merkt man schnell, wenn sie spricht. Kinder zwischen drei und acht Jahren hat sie unterrichtet - und sie habe daran viel Spaß gehabt, sagt sie. Und die Familie? Ihr Vater lebe nicht mehr, der Bruder sei ebenfalls in Deutschland, die Mutter und die kleine Schwester lebten noch in Syrien, berichtet sie. Die Kunst wird Reham weiter begleiten, auch während sie darauf wartet, ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben kann. Im November wird sie bei einem Workshop der freien Kunstschule Artefix dabei sein, in dem es um das Thema Heimat geht, berichten die beiden - und dort kommen dann die beiden Themen, die in Rehams Leben gerade grundlegend sind, zusammen.

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