Schüleraustausch Kulturschock beim Grillen überwunden

Homburg · Schüler aus Georgien lernen bei einem Austauschprogramm den Alltag ihrer Gastfamilien in Homburg kennen.

 Vor dem Erbacher Mehrgenerationenhaus trafen sich die georgischen Austauschschüler zum gemeinsamen Grill-Nachmittag mit ihren Gastfamilien. Mit dabei waren auch die städtische Beigeordnete Christine Becker (vorne, Zweite von rechts) und der Direktor des Saarpfalz-Gymnasiums, Jürgen Mathieu (hintere Reihe, Dritter von rechts).

Vor dem Erbacher Mehrgenerationenhaus trafen sich die georgischen Austauschschüler zum gemeinsamen Grill-Nachmittag mit ihren Gastfamilien. Mit dabei waren auch die städtische Beigeordnete Christine Becker (vorne, Zweite von rechts) und der Direktor des Saarpfalz-Gymnasiums, Jürgen Mathieu (hintere Reihe, Dritter von rechts).

Foto: Sebastian Dingler

Simone Lukas ist nicht nur Lehrerin für Bildende Kunst und Geschichte am Saarpfalz-Gymnasium in Homburg, sie kümmert sich dort auch um die Schüleraustauschprogramme. Sie selbst bezeichnet sich diesbezüglich als „Koordinatorin, Organisatorin und Mutti für alles.“ Gerade sind wieder neue Schüler eingetroffen, dieses Mal aus dem fernen Georgien.

Begonnen hatte der Austausch mit dem Land am Schwarzen Meer über eine Aktion der evangelischen Kirche. Das Saarpfalz-Gymnasium habe die Sache dann ausgeweitet, so Lukas, und eine Kooperation mit einer deutsch-georgischen Schule in Tiflis begonnen, die den schlichten Namen „21. Schule“ trägt. Die Schüler dort werden ab der zweiten Klasse in Deutsch unterrichtet und bringen im Alter von 16 Jahren schon ganz gute Sprachkenntnisse mit. Neun Mädchen und drei Jungs der „21. Schule“ waren dieser Tage angekommen, dazu noch neun Jugendliche von der evangelischen Kirchengemeinde in Tiflis.

Auf sie warteten vielerlei Aktivitäten im Saarpfalz-Kreis. „Das Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto ‚Bildung Macht Zukunft‘“, erklärte Simone Lukas. Man wolle mit den Austauschschülern Pflegearbeiten auf dem Schlossberg durchführen, nachdem diese letztes Jahr im Römermuseum in Schwarzenacker geleistet wurden.

Ein großes Thema sollte auch die Geschichte der deutschen Demokratie werden. Dazu nahmen die Jugendlichen an einer historischen Stadtführung durch Homburg teil, bei der die Schauspielerin Monika Link ins Kostüm und die Rolle von Regina Wirth, der Ehefrau des Siebenpfeiffer-Mitstreiters und Vormärz-Kämpfers Johann Wirth, schlüpfte. Gerade am Wochenende bei den Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich „200 Jahre Landkreis Homburg“ wurde noch einmal ausführlich auf die Kämpfer für Pressefreiheit eingegangen. Der damalige Landcommissär des Kreises, Philipp Jakob Siebenpfeiffer, spielte eben mit Wirth eine bedeutende Rolle.

Anschließend, nach dieser Exkursion in die Geschichte der heutigen Kreis- und Universitätsstadt, wurden Landratsamt und Rathaus besucht – aus dem Grund, „dass unsere und die georgischen Schüler auch mal Ämter kennen lernen und keine Angst haben dort hin zu gehen“, meinte Lehrerin Lukas.

Für den Samstag stand der Besuch im Mannheimer Technikum an. Dem christlichen Jugenddorf in Schwarzenbach werde auch noch eine Visite abgestattet, um sich die Werkstätten anzuschauen – das könnte spannend für die Gäste sein, denn in Georgien gibt es keine vergleichbare handwerkliche Berufsausbildung. Und natürlich werden die georgischen Schüler auch am Unterricht im Saarpfalz-Gymnasium teilnehmen. An der Schule werden die Georgier außerdem Waffeln backen sowie gesunde Shakes herstellen und verkaufen. Die Einnahmen sollen für den Einkauf gesunder Lebensmittel verwendet werden, die ebenso wie Schulmaterial der Tafel gespendet werden.

Simone Lukas war es wichtig, dass die Austauschschüler sehen, dass es auch in Deutschland Jugendarmut gibt. Zum ersten Kennenlernen trafen sich am Tag der Ankunft die Austauschschüler am Jugendtreff Checkpoint in Erbach.  Gekommen waren auch der Schulleiter des Gymnasiums, Jürgen Mathieu sowie die Beigeordnete der Stadt Homburg, Christine Becker. Beim gemeinsamen Grillen lernten sich die Jugendlichen besser kennen. Von georgischer Seite aus werden die Austauschschüler von zwei ihrer Lehrerinnen und einem Vertreter der evangelischen Kirche betreut.

Eine davon, Salome Mgaloblischwili, war mittlerweile bereits zum dritten Mal nach Deutschland gekommen. Sie kannte schon die Besonderheiten des Austauschs: „Für die Schüler ist das natürlich ein kultureller Schock. Sie lernen zwar schon ab der Kindheit Deutsch, wissen aber nicht, wie es hier ist. Ihnen gefällt aber meistens die Schule, der Unterricht und auch das Land. Und hinterher geben sie immer positive Rückmeldungen.“

Für Mgaloblischwili gestalten sich  der Aufenthalt in Deutschland und das Drumherum ungleich schwieriger als für die deutschen Betreuerinnen in Georgien. Beispielsweise muss sie darum kämpfen, dass ihr Gehalt während des Austauschs voll weiter gezahlt wird. Und der Flugpreis von 200 bis 400 Euro ist beim georgischen Lohnniveau eine ganz andere Sache – und einfach viel Geld. Auch deshalb ist die Aktion auf Sponsoren angewiesen. Vor allem kann Simone Lukas nach dem mühseligen Stellen von Anträgen auf Gelder des Pasch-Programms zurückgreifen. Dieses ist eine Initiative des deutschen Außenministeriums, die den Schüleraustausch fördert.

Im Herbst kommt es zum Gegenbesuch, dann fliegt Lukas mit den deutschen Schülern in die georgische Hauptstadt Tiflis: „Auch da kommt es für unsere Schülerinnen und Schüler zum Kulturschock – und zum großen Erstaunen darüber, wie herzlich und menschlich die Georgier sind und wie stark sie den Familienzusammenhalt pflegen“, weiß die Lehrerin am Saarpfalz-Gymnasium aus Erfahrung zu berichten.

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