Kultur soll zurück auf die Straße

Homburg/St Ingbert · Mit Andrea Kihm hat die Kulturabteilung des St. Ingberter Rathauses nach zwei Männern wieder eine Chefin. Die neue Leiterin will trotz knapper Kassen etwas bewegen. Ein Kulturstammtisch soll Ideen bündeln.

 Das bekannte Werk Kandinskis zieht mit Andrea Kihm im Rathaus um, seit sie dort 2001 angefangen hat. Jetzt findet es seinen Platz wieder in der Kulturabteilung. Foto: Müller-Lang/Stadt

Das bekannte Werk Kandinskis zieht mit Andrea Kihm im Rathaus um, seit sie dort 2001 angefangen hat. Jetzt findet es seinen Platz wieder in der Kulturabteilung. Foto: Müller-Lang/Stadt

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Wer in den vergangenen Jahren das Gefühl hatte, die städtische Kultur würde mehr verwaltet denn gestaltet, darf sich Hoffnungen machen: Mit Andrea Kihm hat jetzt eine Rathaus-Mitarbeiterin die Leitung übernommen, die nach eigenem Bekunden Lust auf Neues, auf ein Weiterentwickeln des Bekannten verspürt. Die 32-Jährige ist seit 2001 im Rathaus und hat in der Abteilung bereits unter Ingrid Roberts von Oktober 2004 bis 2008 gearbeitet, ehe sie in den Bereich Schulen wechselte. Mit Freuden sei sie jetzt in die Kultur zurückgewechselt, sagt die junge Frau über ihre erste Stelle als Leiterin. Denn dieses Thema liege ihr am Herzen. Auch privat. Kihm liest gerne und viel, seit 25 Jahren ist sie Chorsängerin. Sie ist Mitglied der Schola "Neue Lieder der Gemeinde" von St. Pirmin/St. Michael. Zudem habe sie schon früh, in der katholischen Jugend, Veranstaltungen mitorganisiert. Die städtische Kultur zu managen, scheint ihr deshalb eine maßgeschneiderte Aufgabe.

"Es hieß immer, St. Ingbert sei die heimliche Kulturhauptstadt des Saarlandes, das gilt es wiederzugewinnen", sagt Kihm. Das Team der Kulturabteilung habe in den vergangenen Jahren die bestehenden Aufgaben sehr gut bearbeitet, aber es bedürfe auch einiger frischer Ideen. Ein Straßenmusikfestival im ursprünglichen Wortsinn der Fete de la musique, bei der nicht alles durchorganisiert sein muss, schwebt der neuen Chefin genauso vor wie Straßentheater . "Punktuell kleine Akzente setzen", sagt sie dazu, den Sparzwang der öffentlichen Kassen einkalkulierend. Dass Kultur auch ohne großes Budget funktioniere, zeige etwa das St. Ingberter Jaszzfestival. Nach dem Ärger um explodierende Kosten hat ein ehrenamtlicher Arbeitskreis dort das Ruder übernommen. Das Defizit war in diesem Jahr nur noch halb so hoch wie 2012. Was beim Jazz gezündet hat, würde Kihm gerne übertragen: "Mir schwebt ein Kulturstammtisch vor." Dabei will sie auch die St. Ingberter Gastronomen stärker einbeziehen. Denn die böten schon ein gutes Programm, das aber noch viel Raum für Synergien beinhalte.

Oberbürgermeister Hans Wagner hofft ebenfalls auf Weiterentwicklung: "Frau Kihm hat viele gute Ideen. Wir haben schon über einiges gesprochen, was vielleicht schon im Herbst umgesetzt werden kann." Jailhouse-Rock etwa im Hof des ehemaligen Gefängnisses, das die Stadt mittlerweile erworben hat, kann sich der Verwaltungschef durchaus vorstellen. Oder Kino an gleicher Stelle.

Nachfragen zu Vorwürfen, die gegen Kihms Amtsvorgänger erhoben werden, beantwortet der St. Ingberter Verwaltungschef knapp. Es handele sich um Interna, die im Rathaus unabhängig geprüft würden. Leute, die Informationen nach außen getragen und verbreitet hätten, um "Menschen zu beschädigen", müssten mit juristischen Konsequenzen rechnen.

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