Künstlerisch berührend

Homburg · 50 überwiegend ganz aktuelle Arbeiten von 32 Homburger Künstlern sind ab Montagabend in der Galerie des Saalbaus zu sehen. Interpretiert wurde das Thema sehr unterschiedlich – von den Motiven wie von der technischen Umsetzung.

 Kuratorin Françoise J. Mathis-Sandmaier ist immer wieder begeistert, wie unterschiedlich die Künstler das Motto umsetzen: Ingrid Lebong (links) zeigt große Tafeln, nimmt das Thema „Touché“ gleich als Titel, daneben sind die Beiträge von Artur Bozem und Pia Welsch (rechts), die einen Quilt in Form eines Kimonos erarbeitet hat, zu sehen. Neben Bildern stehen auch Plastiken in der Saalbau-Galerie, etwa ein goldenes Wesen von Jürgen Trösch. Fotos: Stumm/SZ-Redaktion

Kuratorin Françoise J. Mathis-Sandmaier ist immer wieder begeistert, wie unterschiedlich die Künstler das Motto umsetzen: Ingrid Lebong (links) zeigt große Tafeln, nimmt das Thema „Touché“ gleich als Titel, daneben sind die Beiträge von Artur Bozem und Pia Welsch (rechts), die einen Quilt in Form eines Kimonos erarbeitet hat, zu sehen. Neben Bildern stehen auch Plastiken in der Saalbau-Galerie, etwa ein goldenes Wesen von Jürgen Trösch. Fotos: Stumm/SZ-Redaktion

Jahresausstellungen sind besondere Herausforderungen: Fürs Auge, denn es gibt zwar ein gemeinsames Thema, doch sehr viele Blickwinkel. Für die Macher, denn sie müssen die Arbeiten sammeln, und sie dann auf engem Raum so verteilen, dass sie trotz ihrer großen Bandbreite gut zusammenpassen. Für das Motto, denn das muss möglichst viele Interpretationen zulassen, aber dennoch verbindendes Element sein.

Zwar ist in diesen Tagen in der Homburger Saalbau-Galerie noch nicht alles an seinem richtigen Platz, werden Säulen mit Skulpturen gerückt, lehnen Bilder an Wänden, liegen auf Tischen. Doch es ist schon klar: Es wird auch diesmal wieder spannend bei der Jahresausstellung Homburger Künstler - und es gibt sehr viel zu sehen.

Manches wie das großformatige Bild von Hermann Th. Juncker mit seiner dramatischen Stimmung dominiert sofort, bei anderem wie der zarten, gefalteten Papierarbeit von Monika Schrickel, in Teilen collagiert, muss man schon näher hingehen, um mehr zu erfassen. Einiges dürfen und sollen die Besucher anfassen wie die Krone in alten Mauern von Madeleine Mangold . "Sonst sind diese Insignien der Macht ja weit weg, sitzen auf dem Haupt, stehen in Vitrinen", sagt die Künstlerin. Unerreichbar für den normalen Mann, die normale Frau - hier gerade nicht. Schließlich heißt das Motto der Schau diesmal auch "Touché". Und Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier wählt das übergreifende Thema ja mit Bedacht alljährlich so, dass es gedehnt und gewendet werden kann. "Es soll vieldeutig sein, um künstlerische Freiheit zu gewähren." Das französische touché, berühren, meine ja einmal das haptische Empfinden, etwas anzufassen also, genauso wie das emotionale berührt sein. "So offen wie es ist, so unterschiedlich ist es behandelt worden", sagt sie.

Im Februar hat Françoise Mathis-Sandmaier es ausgegeben, wie immer auch mit aktuellem Bezug, diesmal der angekündigten Frankreichstrategie der saarländischen Landesregierung. 50 Arbeiten von 32 Künstlern rund um den Leitgedanken hat sie zurückbekommen - technisch wie von den Motiven sehr abwechslungsreich. "99 Prozent davon sind 2014 entstanden." Von der Malerei und Grafik über die Kalligrafie, Collage, Fotografie, Skulptur, Metall-, Keramik-, Glas-, Papier-, Quilt- und Computerkunst bis zur Installation reicht das künstlerische Angebot.

Wie wirkt jedes einzelne auf wenig Platz am besten? Das ist die übliche Herausforderung. "Die Jahresausstellung ist ein Sonderfall", erklärt sie. Sie versuche durch die Verteilung im Raum und an den Wänden eine Harmonie zu erzielen, eine Kommunikation zwischen den Arbeiten zu erreichen, einen Dialog. "Ich will nicht nur das Publikum überraschen, sondern auch die Künstler."

Wer entdecken möchte, der wird sich Zeit nehmen müssen. Ob für die vier Karikaturen von Silvia Konzmann rund um die Säulen verteilt, auf denen ein Paar sich mal am Bauch, mal an den Händen, mal an den Füßen oder fast mit den Lippen berührt. Oder für die intensiven Blau- und Grüntöne von Birgit Oberlinger, in denen sich ein Blatt findet. Tanzende Paare, ein Quilt mit Gold und Malerei in Form eines Kimonos , fast unwirkliche Fotos mit einem weiblichen Pendant des berühmten Denkers, außerdem Vögel in oder um Käfige: Jeder Schritt erlaubt neue Berührungen mit der Kunst. Einige der Künstler hätten Kommentare hinzugefügt, Gedanken zum Motto, sagt Mathis-Sandmaier, die sie auch auslegen werde. Wer will, kann also nach dem Sehen auch Lesen.

Eine besondere Interpretation des Mottos "Touché" gibt es übrigens schon bei der Eröffnung am Montagabend (siehe Infobox). Fechter des TV Homburg , Jens Dörrenbächer und Jonas Kruthoff, werden auftreten, schließlich steht touché in ihrem Sport ganz konkret für einen Treffer. "Kampf und Kunst haben sowieso viele Berührungspunkte", interpretiert Mathis-Sandmaier. Was sich noch alles wie fügt, will sie nicht weiter verraten. Wer mehr wissen und vor allem sehen möchte, der muss kommen - bis zum 14. Dezember kann man sich berühren lassen.

 Starke Farben und ein Blatt finden sich im Bild mit dem Titel „Landschaft der Sinne“ von Birgit Oberlinger.

Starke Farben und ein Blatt finden sich im Bild mit dem Titel „Landschaft der Sinne“ von Birgit Oberlinger.

 Eine Krone zum Anfassen präsentiert Madeleine Mangold

Eine Krone zum Anfassen präsentiert Madeleine Mangold

 Monika Schrickel erzielt einen besonderen 3D-Effekt.

Monika Schrickel erzielt einen besonderen 3D-Effekt.

 Bedrohung nennt Hermann Th. Juncker sein Bild.

Bedrohung nennt Hermann Th. Juncker sein Bild.

 Zettelschrift I und II heißen die sich berührenden Arbeiten von Birgitta Hüttermann.

Zettelschrift I und II heißen die sich berührenden Arbeiten von Birgitta Hüttermann.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Jahresausstellung Homburger Künstler wird am Montag, 24. November, um 18.30 Uhr, von Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind eröffnet. Zu sehen ist die Schau bis zum 14. Dezember in der Galerie des Homburger Saalbaus. Das Thema lautet in diesem Jahr "Touché''. In die temporäre Sammlung führt die Kuratorin Françoise J. Mathis-Sandmaier ein. Für den Rahmen sorgen Fechter des TV Homburg mit einer Performance-Premiere. Im Foyer des Saalbaus gibt es wieder kleinformatige und preislich moderate "Kunst-Stücke". Am Mittwoch, 3. Dezember, beginnt ab 18 Uhr das zweite Homburger "Art-Dating", die Möglichkeit zum direkten Austausch mit gesprächswilligen Kunstschaffenden.Geöffnet ist die Ausstellung Mittwoch bis Freitag, 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie von 18.45 Uhr bis 19.45 Uhr vor den Meisterkonzerten am 27. November sowie am 11. Dezember und auch vor dem Theatergastspiel am 4. Dezember. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos zu Führungen gibt es unter Telefon (0 68 41) 10 11 72. Werke folgende Künstler sind zu sehen: Annette Bachmann-Vicktor, Jutta Bettinger, Artur Bozem, Brunhilde Gierend, Heinz Ginkel, Klaus Glutting, Ute Gortner, Max G. Grand-Montagne, Ramona Hewer-Wachs, Astrid Hilt, Birgitta Hüttermann, Hermann Th. Juncker, Petra Jung, Peter Köcher, Silvia Konzmann, Willi Krebs, Ingrid Lebong, Madeleine Mangold , Gabriele Maurer-Simon, Evi Moechel/Zazie, Birgit Oberlinger, Margarita Ott, Katharina Pieper, Johannes Rebmann , Manfred Ritter, Monika Schrickel, Erwin Steitz, Christel Traut, Jürgen Trösch, Eugen Waßmann, Pia Welsch, J.N.R. Wiedemann. ust

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