Feuerwehr der Zukunft Klares Plädoyer für die Freiwilligkeit

Homburg · Im Rahmen einer Diskussion zur Zukunft der freiwilligen Feuerwehr unterstrich der Heidelberger Oberbürgermeister Würzner die Bedeutung der Jugendfeuerwehr. In Homburg wird es keine Berufsfeuerwehr geben.

 Um die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren ging es bei einer Podiumsdiskussion des Saarpfalz-Kreises.

Um die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren ging es bei einer Podiumsdiskussion des Saarpfalz-Kreises.

Foto: dpa/Guido Schulmann

Über die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr wurde am Mittwochabend in der Aula des Mannlich-Gymnasiums in Homburg diskutiert. Eingeladen hatten Landrat Theophil Gallo und der Kreisbrandinspekteur Uwe Wagner.

Ersterer begrüßte auch die Gäste und sprach dabei gleich die Hauptpunkte an: „Die Feuerwehr kämpft immer mit den Finanzierungsmöglichkeiten, der Einsatzfähigkeit und damit, genügend Nachwuchs zu haben.“ Woanders, etwa in den USA, genössen Polizei und Feuerwehr ein hohes Ansehen. Hierzulande würde man sich sehr stark auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter abstützen, und diese solle man nicht überfordern. Gallo erhoffte sich diesbezüglich Anregungen vom Hauptredner, dem Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner. Dieser verfügt neben 112 Feuerwehrbeamten auch über 305 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr.

Würzner beklagte, dass in seiner Stadt die Bereitschaft fürs Ehrenamt abnehme; allerdings sei die finanzielle Unterstützung der Feuerwehr durch das Land Baden-Württemberg sehr gut. Die Jugendfeuerwehr habe man in Heidelberg systematisch aufgebaut, das sei ein großer Quell der Hoffnung. „Wir müssen alles dafür tun, dass die Freiwilligkeit so lange wie möglich erhalten bleibt,“ meinte Würzner. Er habe eine bundesweit beachtete Entlohnung für Ehrenamtliche eingeführt. Bewerber, die sich im Ehrenamt verdient gemacht hätten, würden von der Stadt Heidelberg bevorzugt eingestellt. Das gehöre für ihn zur „Anerkennungskultur“.

Bundesweit einmalig sei auch die Freistellung bei Lohnfortzahlung von Ehrenamtlichen für Fortbildungen. „Ich glaube, das geht weit über das hinaus, was momentan vom Gesetzgeber gefordert wird“, sagte der Oberbürgermeister.

Die anschließende Diskussion
wurde vom Kreisbeigeordneten Hans-Jürgen Domberg geleitet. Neben Gallo und Würzner nahmen außerdem Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind, der Leiter der Heidelberger Feuerwehr Georg Belge, Kirkels Wehrführer Gunther Klein, der Homburger Wehrführer Peter Nashan und Kirkels Bürgermeister Frank John teil. Den ersten Applaus erntete dabei Würzner mit seinem Vorschlag an die zahlreichen anwesenden Feuerwehrleute, politisch Verantwortliche mit zu den Übungen zu nehmen. „Damit diese eine stärkere Wahrnehmung dafür bekommen, was das eigentlich bedeutet, was da geleistet wird.“ Die Feuerwehr brauche eine breite Mehrheit in der Politik, um finanziell adäquat ausgestattet zu werden.

Schneidewind bedauerte, dass in Homburg nicht die gleiche finanzielle Situation herrsche wie in Heidelberg. Er glaube auch, dass das Engagement der Feuerwehr nicht ausreichend gewürdigt werde. An der richtigen Anerkennung müsse man noch arbeiten. Auch Frank John stieß in das gleiche Horn. Die Feuerwehrarbeit werde immer komplexer, die Frage von Verantwortung und Haftung immer wichtiger. Dennoch werde die Feuerwehr in der Gesellschaft nicht ausreichend gewürdigt. Ein anderer Punkt, der kritisiert wurde, war die Behinderung von Feuerwehrleuten am Einsatzort. Das werde immer schlimmer, so äußerten sich verschiedene Beteiligte. Würzner verlangte diesbezüglich, das Gesetz zu nutzen und knallhart durchzugreifen.

Der Frage nach einer Berufsfeuerwehr in Homburg erteilte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind eine Absage. Sie würde „im Minimum über eine Million Euro im Jahr kosten, die sehe ich im städtischen Haushalt nicht“. Als einer der Zuhörer äußerte sich hinterher Werner Untersteller, der Ortsvorsteher von Bebelsheim, der schon lange bei der Feuerwehr ist: „Es ist sehr problematisch, weil wir kein Geld haben. Es kommt von oben zu wenig. Hier sitzen schon wieder die Verkehrten, es müssten verantwortliche Politiker vom Land da sein, also die, die das Geld verteilen.“ Reiner Uth, der Löschbezirksführer von Ommersheim, meinte: „Das Problem ist: Es wird so viel vom Ehrenamt geredet, aber zu wenig getan. Da ist es schon gut, mal in andere Bundesländer zu schauen. Ob jetzt die Ehrenamtskarte eine Lösung ist? Vielleicht ein Ansatz, aber es ist in anderen Bundesländer auch so, dass die Stunden bezahlt werden. Die Kommunen könnten zum Beispiel mal die Fitnessstudios fragen, ob dort nicht für Feuerwehrleute freier Eintritt oder 50 Prozent Ermäßigung möglich wäre.“

Der Niederwürzbacher Feuerwehrmann Andreas Motsch hoffte darauf, dass die Gesetze in so weit geändert werden, dass nicht mehr die Kommunen allein für die Feuerwehr zuständig seien, sondern auch der Kreis mitwirken könne.

 Politiker und Feuerwehrleute diskutierten im Homburger Christian von Mannlich-Gymnasium über die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren.

Politiker und Feuerwehrleute diskutierten im Homburger Christian von Mannlich-Gymnasium über die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren.

Foto: Foto: Sebastian Dingler

Kreisbrandinspekteur Uwe Wagner meinte, man könne sich an der Stadt Heidelberg ein Beispiel nehmen, was diese fürs Ehrenamt biete. Hierzulande müsse man außerdem die Belastung der Ehrenamtlichen reduzieren.

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