Vorlesetag Kinder lasen an ungewöhnlichen Orten

Homburg · Schülerinnen und Schüler der Robert-Bosch-Schule waren am Vorlesetag in der Homburger Innenstadt unterwegs.

 Lara (links) und Chiara) hatten es sich am Freitag in der Kreissparkasse Saarpfalz am Christian-Weber-Platz gemütlich gemacht und präsentierten sich als kundige Vorleserinnen.

Lara (links) und Chiara) hatten es sich am Freitag in der Kreissparkasse Saarpfalz am Christian-Weber-Platz gemütlich gemacht und präsentierten sich als kundige Vorleserinnen.

Foto: Thorsten Wolf

Nein, Chiara und Lara haben es an diesem Freitagvormittag nicht schlecht getroffen: In ziemlich gemütlichen, kleinen Sesseln sitzen die beiden Schülerinnen der Homburger Robert-Bosch-Schule in der Vorhalle der Kreissparkasse Saarpfalz am Christian-Weber-Platz, auf einem kleinen Tisch stehen Getränke, Lebkuchen und Salzstangen. Doch die beiden sollen an diesem Morgen nicht an Süßigkeiten knabbern, sondern vorlesen — egal wem. Der Hintergrund: Es ist bundesweiter Vorlesetag.

Und so haben sich Chiara und Lara mit „Lotta-Leben ... alles voller Kaninchen“ ein Jugendbuch ausgesucht, aus dem sie abwechselnd den Besuchern der Kreissparkasse etwas vorlesen, jede immer zehn Seiten. Die beiden Siebtklässlerinnen sind an an diesem Morgen in der Homburger Innenstadt nicht die einzigen ihrer Schule, die anderen vorlesen. Mehr als 25 Schülerinnen und Schüler „verteilt“ Schulleiterin Barbara Neumann bis 10 Uhr in ganz unterschiedlichen Geschäften und Einrichtungen. Diese haben sich bereiterklärt, für eine kleine Weile den jungen Vorleserinnen und Vorlesern Raum zu bieten. Was schade ist an diesem Freitag:  die eigentliche Initiatorin, die Lehrerin Silke Gaa, kann krankheitsbedingt nicht mitmachen. Und so betreut Barbara Neumann die „Vorlese-Kids“ allein.

Bei Chiara und Lara geht es gemütlich zu, sichtlich entspannt sitzen die beiden in ihren Sesselchen und lesen vor. Sie habe schon ein bisschen zögern müssen, gesteht Lara ein, als es darum ging, sich freiwillig als Vorleserin zu melden, „weil ich das eigentlich nicht so mag. Aber dann hab ich mir gedacht: Ich mach das einfach.“ Mit-Leserin Chiara ist nicht minder offen, „ich lese gerne, öffentlich ist das jetzt nicht so cool. Aber da es einen Vermerk auf dem Zeugnis gibt, ist es dann aber doch ziemlich cool“, grinst die Siebtklässlerin. Ganz anders, weil weitaus weniger gemütlich, ergeht es Marius und Cedrik.

Die beiden haben ihren Platz am öffentlichen Bücherschrank an der Bushaltestelle mitten an der Talstraße. Dort ist es kalt und zugig. Doch die beiden geben ihre Bestes — und Schulleiterin Barbara Neumann lässt auch noch zwei heiße Kakao springen. „Ja, es ist sehr kalt“, lacht Cedrik, der vor allem bedauert, dass man sich nicht ins nahegelegen, kleine Café setzen dürfe. Aber eigentlich sei das mit dem Bücherschrank als „Hintergrund“ schon cool, „und wir haben auch schon unsere erste Spende bekommen,“ erzählt Cedrik und deutet auf ein 50 Cent-Stück auf dem Boden vor den beiden. „Wir haben abgelehnt, aber die Frau wollte und das Geld trotzdem geben“ grinst Marius.

Ohne Zweifel, die beiden haben unter der ganzen Vorlese-Orten den absolut kältesten erwischt, aber Marius und Cedrik stellen sich ihrem „Schicksal“ mit guter Laune. Die hat auch Barbara Neumann an diesem Freitagmorgen, alles läuft reibungslos, ab zehn Uhr sind alle Kinder an den zwölf Vorleseorten in der Innenstadt unter, darunter auch die Grundschule Sonnenfeld und die Stadtbücherei.

„Alle Kinder haben sich freiwillig für diese Aktion gemeldet, haben natürlich auch ein bisschen geübt, sie können sich selbst vorstellen und haben die Inhaltsangabe des Buches im Kopf.“ Lesen sei, so Neumann, an ihrer Schule einfach bedeutsam, ganz gleich in welcher Form, von klassisch auf Papier oder elektronisch. „Denn der Inhalt bleibt ja.“  Und Lesen sei bei den Kinder absolut nachgefragt. Ein Wermutstropfen bei der ganzen Aktion sei jedoch die punktuell negative Reaktion von Gewerbetreibenden, die keine Kinder in ihrem Räumen vorlesen lassen wollten, „weil die das Weihnachtsgeschäft stören würden“, so Neumann. „Das hat mich  geärgert.“ Gefreut haben sich hingegen die Besucher der Homburger Innenstadt, die am Freitag eine kostenlose, charmante und unaufdringliche Vorlese-Stunde genießen konnten, beim Einkaufen, bei Bankgeschäften und beim Bummeln durch die City.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort