Resi-Kino in Erbach Keine Bewegung am Erbacher Resi-Kino

Erbach · Eigentlich sollten in der Dürerstraße längst die Arbeiten für ein islamisches Kulturzentrum laufen. Doch es geschieht nichts.

 Keine Bewegung

Keine Bewegung

Foto: Thorsten Wolf

Über kaum ein anderes Gebäude in Erbach wurde in der jüngeren Vergangenheit mehr diskutiert als über das ehemalige Resi-Kino. Seit Jahren zerfällt der Bau an der Dürerstraße und bietet das denkbar schlechteste Bild an der Zufahrt zu Homburgs größtem Stadtteil. Grotesk ist die Ansicht zudem, weil gerade die Dürerstraße straßenbaulich in der Vergangenheit in Schuss gebracht wurde – die Bauruine wirkt da wie ein schlecht gesetzter Kontrapunkt.

Zwischenzeitlich ist der Bau im Besitz des Vereins zur Förderung der Integration und Bildung in Homburg mit Sitz in Erbach. Dort hatte man in der Vergangenheit immer wieder angekündigt, das alte Resi-Kino zu einem islamischen Kulturzentrum mit Gebets- und Übernachtungsmöglichkeiten umzubauen. Zuletzt hatte der Verein im März in Aussicht gestellt, vor den Sommerferien mit dem Umbau zu beginnen. Geschehen ist allerdings bislang erneut nichts – zumindest deutet mal derzeit nichts auf eine beginnende Bautätigkeit hin. Stattdessen bietet die Fassade den traurigen Anblick, den man seit Jahren gewohnt ist: eine bröckelnden Fassade, rostende Absperrgitter, abgeplatzte Verschalungen. Und wie ein Hohn an einer der Seitenwände das Graffiti „Lebendiges Erbach“. Inzwischen kann man durch ein Loch in der Mauer auch in einen Teil des Inneren blicken. Dort erinnert an einer großen Treppe noch die Aufschrift „Studio“ an die Zeiten, als im Resi-Kino Leinwandhelden zu Hause waren. Jetzt regiert dort der Verfall. Von der Deckenvertäfelung ist nur ein rostiges Gerüst übrig geblieben, immerhin künden noch bunte Geländerstangen vom Cineasten-Glanz vergangener Tage. Wie es wohl im Rest des Gebäudes aussieht?

Auf Nachfrage unserer Zeitung gab Jan Emser von der Pressestelle der Stadt gestern Informationen zum Stand des Bauantrags-Verfahrens: „Die Baugenehmigung ist laut Aussage des Sachbearbeiters schon vor Monaten erteilt worden. Die Genehmigung entspricht dem Bauantrag, es gab also keine Auflagen. Gegenüber der ursprünglichen Planung vor ein paar Jahren wurde allerdings beim aktuellen Bauantrag das Vorhaben hinsichtlich des Umfangs etwas verkleinert und auch die Nutzung leicht modifiziert. Von Seiten der Unteren Bauaufsicht kann also mit dem Bau begonnen werden. Es gibt nur eine Einschränkung für den Bauherrn: Dieser muss innerhalb von drei Jahren mit dem Bau beginnen, da ansonsten die Baugenehmigung ihre Gültigkeit verliert.“

Die Uhr läuft also. Und mit der laufenden Uhr wird auch die Ungeduld bei der Stadt und vielen Erbachern immer deutlicher. Dort wünscht man sich nun endlich einen zügigen Baubeginn, fühlt sich mehr als einmal vom Investor vertröstet, hinter vorgehaltener Hand fallen im Vier-Augen-Gespräch auch mal deutlichere Worte. Seitens der Stadt hat Christine Becker, die hauptamtliche Beigeordnete, das Thema auf ihrer Agenda. Noch im März diesen Jahres hatte sie sich nach Gesprächen mit dem Trägerverein angesichts der Fortschritte bei der Baugenehmigung zuversichtlich gezeigt, dass es doch endlich losgehe. An dieser Zuversicht hielt Becker gestern fest, nach Rücksprache mit dem Verein sei ein Baubeginn nach den Sommerferien möglich.

Klar ist: Die Stadt hat kaum Möglichkeiten, aktiv zu werden. Eine Option wäre, das Gebäude vom Verein zu kaufen, sollte der seine Pläne nicht umsetzen können. Eine andere ist die Möglichkeit, rechtlich gegen den baulichen Missstand vorzugehen. Doch das will augenscheinlich derzeit niemand wirklich, zumal sich ein solches Verfahren, gleich welchen Weg die Stadt beschreitet, über Jahre hinziehen könnte. Ansonsten bleibt für die Stadt nur die Hoheit über das Baurecht und die Möglichkeit, den Eigentümer hinsichtlich seiner Verkehrssicherungspflicht in die Verantwortung zu nehmen – sofern sich das Gebäude zu einer Gefährdung für den öffentlichen Raum entwickelt.

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