Innenstadt wird zum Kunstraum

Homburg. Montmartre-Flair in der Homburger Altstadt, Kunst als Erlebnis auf der Straße, ein weiterer Anziehungspunkt im jährlichen Veranstaltungskalender: All das stand mit Sicherheit auf dem Wunschzettel der Initiatoren der ersten Homburger Artmosphäre. Doch am Ende bekamen Raimund Konrad, Homburgs Beigeordneter für Kultur, und Françoise Mathis-Sandmaier als Kuratorin deutlich mehr

Homburg. Montmartre-Flair in der Homburger Altstadt, Kunst als Erlebnis auf der Straße, ein weiterer Anziehungspunkt im jährlichen Veranstaltungskalender: All das stand mit Sicherheit auf dem Wunschzettel der Initiatoren der ersten Homburger Artmosphäre. Doch am Ende bekamen Raimund Konrad, Homburgs Beigeordneter für Kultur, und Françoise Mathis-Sandmaier als Kuratorin deutlich mehr. Denn die Absicht, Kunst in all ihren Facetten unter die Menschen zu bringen, lieferte eine erstaunliche Vielschichtigkeit, ein permanentes Verweben von Betrachtungsebenen und Betrachtungsperspektiven. Kunst im Raum, Kunst als Raum, Kunst am Raum - vieles zeigte sich am vergangenen Samstag als spannender Dialog. So bei Andrea Mross, Künstlerin aus Homburg mit Atelier in Bexbach. Sie hatte die Gelegenheit, im ehemaligen Schlecker-Markt an der Eisenbahnstraße ihre großformatigen Arbeiten zu präsentieren. Doch damit nicht genug: Mit viel künstlerischer Intelligenz griff sie die Geschichte der untergegangenen Drogeriemarkt-Kette auf und lieferte als begleitende Rauminstallation einen "Abriss" der Historie Schleckers, samt einer übrig gebliebenen Überwachungskamera als Mahnung. Schon der Weg dahin war Teil des Gesamtkunstwerks: "Ich habe in einer Art Performance den Raum geputzt und dokumentiert - um mit ihm Kontakt aufzunehmen." Dieser Dialog war fruchtbar, für einen Tag hatte Homburg einen zusätzlichen beeindruckenden Kunstraum.

Auf andere Art machte sich der Malkreis der evangelischen Kirchengemeinde Schwarzenbach, Schwarzenacker und Wörschweiler unter der Leitung von Erika Nesselberger einen "fremden Raum" zu eigen. In einem leerstehenden Ladengeschäft am historischen Marktplatz zeigte die Gruppe ihr Können. Und auch hier gelang es, Unterschiedlichkeiten gelungen in enger Korrespondenz zu inszenieren.

Natürlich sollten vor allem die Plätze und Straßen der Artmosphäre ihre Atmosphäre geben. Auf einer der Straßen fand sich der junge Homburger Künstler Simon Maaß mit seiner Offerte. Neben eigenen Arbeiten lockte er mit Interaktionsangeboten, so einer leeren Leinwand, die von Kunstgängern frei bemalt werden durfte. Auch ein Hingucker: seine Schnell-Installation "The naked invisble man" - zwei leere Turnschuhe auf einem Hocker als ironische Spiegelung der in deutschen Städten zunehmend überhand nehmenden lebendigen Statuen. Davor ein Hut fürs Kleingeld. Maaß augenzwinkernd: "Vielleicht wirft ja jemand was rein." Bei so viel vielfältiger Sehenswürdigkeit kam Françoise Mathis-Sandmaiers Vorab-Urteil zur Artmosphäre schon am frühen Samstag nicht von ungefähr: "Es bestätigt sich, dass wir Künstler haben, die sich mit Engagement und Freude auf dieses Abenteuer einlassen."

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