Investition über sieben Millionen Euro Wenig Interesse an Aufzugsplänen

Homburg · Mit sieben Millionen Euro soll der Schlossberg aufgewertet werden, unter anderem mit einem Aufzug. Bei einer Infoveranstaltung im Saalbau gab es wenig Neues zu hören. Es wurde allerdings klar: Bei der Barriere-Freiheit hakt es.

 Vom Homburger Schlossbeg aus kann man weit in die Region blicken, mit den Plänen zur Attraktivitätssteigerung soll das Homburger Wahrzeichen deutlich mehr Besucher anlocken.

Vom Homburger Schlossbeg aus kann man weit in die Region blicken, mit den Plänen zur Attraktivitätssteigerung soll das Homburger Wahrzeichen deutlich mehr Besucher anlocken.

Foto: Thorsten Wolf

Wenn man in diesen Tagen bei schönem Wetter hinauf auf die Ruine der Hohenburg über Homburg steigt, dann hat man einen guten und weiten Blick auf die Stadt mit ihrem industriellen Charakter und die Region –  bis hin zum Kraftwerkwerk Bexbach. Diesen Blick will die Stadt vergolden und gleichzeitig auch die Attraktivität des gesamten Schlossbergs mit eben der Ruine, den Höhlen und den Spazier- und Wanderwegen steigern.

Die Pläne dazu sind nicht neu: Ein zweiteiliger Aufzug, ausgehend von der Fruchthallstraße, soll mit Baumwipfelpfad, Skywalk und Aussichtsplattform ebenso Besucher anlocken wie ein neu geschaffenes Info-Zentrum für den gesamten Schlossberg und eine neue Eingangssituation für die Höhlen. Seit die Pläne bekannt wurden, konnte man den Eindruck gewinnen, das Thema sei eines, das vor allem von Seiten der Kritiker heiß diskutiert wird – vor allem in den sozialen Medien. So wurde unter anderem ein Video gedreht, mit dem bewiesen werden sollte, dass ein Zugang zum Aufzug über die Fruchthallstraße aufgrund deren Steigung für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator unsinnig sei. Es roch also schon ein bisschen nach Zündstoff im Vorfeld der großen Bürgerinformation am Donnerstagabend im Kulturzentrum Saalbau.

Doch wer nun eine ausgiebige und kontroverse Diskussion erwartet hatte, der war am Ende, je nach eigener Beurteilung der Pläne, entweder enttäuscht oder erleichtert. Gerade mal zwischen 80 und 100 Zuhörer verloren sich im großen Saal. Zog man von denen noch die Mandats- und Funktionsträger ab, so wurde deutlich: Zumindest an diesem Abend lockte das Thema weder Kritiker noch Befürworter aus der Bürgerschaft in nennenswerter Zahl hinter dem warmen Ofen hervor.

Wer nun den Weg in den Saalbau gefunden hatte, der bekam nicht mehr als die Informationen, die unsere Zeitung als Ergebnis von Stadtratssitzungen schon berichtete hatte. Verantwortlich für die Vorstellung war erneut Roland Ecker von der Homburger Bauverwaltung. Auch bei den Kosten und dem Zeitenplan gab es kein neuen Fakten, die Grobkostenschätzung beläuft sich auf sieben Millionen Euro, Baustart soll Januar 2021, Bauende Dezember 2023 sein.

Der rein sachlichen Darstellung stellte Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind ebenso erneut seine Begründung für die Pläne voran. Und da konnte Schneidewind nach Gesprächen in Saarbrücken vermelden, dass statt einer Förderung von 70 Prozent gar eine von 80 möglich sei. Und er zitierte auch Passagen aus einer Machbarkeitsstudie des Kölner Instituts für Freizeit- und Tourismusberatung, das die Pläne als sinnvoll und gut bewertete hatte. „Dieses Projekt fördert die Wirtschaftsstruktur des Saarlandes, gibt der Weiterentwicklung des Saarlandes einen lmpuls von landesweiter Bedeutung.“
Nach Einleitung und Vorstellung hatten dann die wenigen Bürger das Wort. Aus diesem Kreis gab es keine Pauschalkritik, allerdings einige kritische Nachfragen. Und die drehten sich auch um das Thema „Barriere-Freiheit“. In den Antworten von Schneidewind und vom Kulturbeigeordneten Raimund Konrad wurde da nicht nur zwischen den Zeilen deutlich, dass das neue Aufzugssystem zwar den Zugang verändern werde – Behinderte mit Rollstuhl oder Rollator aber besser bedient seien, wenn sie die Schlossberghöhenstraße und die dort am Ende gelegenen Behindertenparkplätze nutzten. Konrad machte auch deutlich, dass das neue Besucherzentrum und der in diesem Teil zusätzlich neu zu erschließende Bereich der Höhlen zwar wohl behindertengerecht ausgestaltet werde, die eigentlichen Höhlen aber für Rollstuhlfahrer unzugänglich blieben, „man kann den Boden dort ja nicht betonieren, die ganzen Höhlen sind mit dem Rollstuhl nicht zu befahren, das muss man der Ehrlichkeit halber sagen“.

Was bei dem „Ja“ zu den Plänen seitens der Stadt immer wieder als gutes Beispiel angeführt wurde, das ist auch der Baumwipfelpfad an der Saarschleife. Doch gerade dort formiert sich nun Widerstand gegen Folgeentwicklungen des „Vorzeigeprojekts“ (wir berichteten mehrfach). So nannten Gegner die geplanten touristischen Weiterentwicklungen wie ein Hotel und einen kostenpflichtigem Spielplatz vor allem einen Versuch, die laut ihren Informationen im ersten Halbjahr 2018 um 16,9 Prozent gesunkenen Besucherzahlen des Baumwipfelpfades auszugleichen. Auch habe der Baumwipfelpfad aus ihrer Sicht zwar positive Auswirkung für die umliegende Gastronomie, reiche darüber hinaus aber kaum in den Ort hinein. Für Homburg reklamieren die Verantwortlichen hingegen eine Stärkung der Gastronomie und des Handels und gehen von einer Steigerung der Besucherzahlen in den Höhlen auf 40 000 pro Jahr aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort