„Ich lebe ja nicht jahrelang freiwillig mit einer Bombe im Garten“

Homburg · Im Garten von Ernst Lorenz in der Altstadter Hochstraße wurde vor einigen Tagen eine amerikanische Fliegerbombe gefunden. Lorenz wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe längst gewusst, dass dort eine Bombe liege. SZ-Redakteurin Christine Maack sprach mit ihm über dieses Missverständnis.

Stimmt es, dass Sie schon länger gewusst haben, dass auf ihrem Grundstück eine Bombe liegt?

Lorenz: Natürlich nicht. Das ist völliger Quatsch, ich lebe ja nicht jahrelang freiwillig mit einer Bombe im Garten . Das war ein totales Missverständnis. Tatsache ist, dass ich von meiner Mutter wusste, dass bei uns nach dem Bombenangriff im Frühjahr 1945 im Garten ein kleines Loch war. Meine Mutter und mein Vater sind nach dem Angriff dorthin gegangen und haben nachgeschaut, aber nichts entdeckt, was nach einer Bombe aussah. Damit war der Fall für sie erledigt.

Und wie sind Sie nun darauf gekommen, doch den Kampfmittelbeseitigungsdienst zu rufen?

Lorenz: Mir hat es irgendwie keine Ruhe gelassen. Ich habe zwar auch nie etwas in der Erde gesehen, dachte mir aber, dass man vielleicht doch mal genauer nachschauen sollte. Dann wurden zunächst Luftbilder ausgewertet und man sah einen kleinen Punkt in unserem Garten . Daraufhin sind die Leute vom Kampfmittelbeseitigungsdienst mit Metalldetektoren gekommen und haben alles abgesucht. Und siehe da, es war tatsächlich etwas vorhanden. Sie haben mit Schaufeln gegraben und unter der Erde die Bombe gefunden.

War sie an der besagten Stelle?

Nicht ganz. Die Bombe ist vermutlich innerhalb der Erde noch einige Meter weitergewandert, das ist ja weicher, feuchter Wiesenboden bei uns. Deshalb haben wir auch damals auf Anhieb nichts gefunden, die Bombe war vom Erdboden verschluckt.

Wie fühlen Sie sich jetzt, nachdem die Gefahr gebannt ist?

Lorenz: Ich bin froh. Die Experten haben gesagt, dass die Bombe 117 Kilo schwer war und im Umkreis von 50 Metern alles verwüstet hätte. Meine Hühner nebenan wären jedenfalls sofort tot gewesen und bei uns und bei der unmittelbaren Nachbarschaft wären die Scheiben rausgeflogen.

Wissen Sie, warum die Bombe damals nicht explodiert ist?

Lorenz: Die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst haben vermutet, dass die Bombe in der Luft ins Trudeln kam und nicht auf dem Boden aufschlug. Sie ist stattdessen in der Wiese versackt und nicht, wie geplant, hart aufgeschlagen, was dann mit Sicherheit eine Explosion ausgelöst hätte. Jedenfalls bin ich erleichtert, dass das Ding jetzt fort ist. Die Experten waren sehr nett und haben mir alles ausführlich erklärt. Sie haben mir nach dem Entschärfen sogar den Zünder gezeigt. Ich bin sehr froh, dass niemandem etwas passiert ist.

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