Saarpfalz-Schüler finden Bunker Geschichtsstunde in den Höhlen

Homburg · Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums erkundeten das Tunnelsystem der Karlsberg-Brauerei.

 Karlsberg-Geschäftsführer Markus Meyer (Mitte) reicherte die Geschichtsstunde der Schülerinnen und Schüler des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums gestern mit einem Ausblick in die Zukunft des Höhlensystems im Bereich seines Unternehmens an. 	 Foto: Thorsten Wolf

Karlsberg-Geschäftsführer Markus Meyer (Mitte) reicherte die Geschichtsstunde der Schülerinnen und Schüler des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums gestern mit einem Ausblick in die Zukunft des Höhlensystems im Bereich seines Unternehmens an. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Dass der Homburger Schlossberg in Sachen Geschichte immer eine Reise Wert ist, ist nichts Neues. Die  Hohenburg-Ruine, die Schlossberghöhlen, der nie fertig gestellte „Bunker“ der Johannes-Hoffmann-Regierung: Auf und im Berg lässt sich viel von der Homburger Geschichte erfahren und erleben.

Gestern machten sich nun 18 Schülerinnen und Schüler des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums unter der Leitung von Geschichtslehrer Eberhard Jung auf, ein zwar altes, aber erst seit kurzem zugängliches Kapitel eben dieser Geschichte zu erkunden: Die Schlossberg-Höhlen im Bereich der Karlsberg-Brauerei. Diese liegen am Fuß des Berges und sind gegenwärtig nur über einen Eingang im Bereich der Brauerei selbst zugänglich. Dieser Teil des Höhlensystems war erst im Mai 2016 öffentlich „vorgestellt“ worden – und war zu diesem Zeitpunkt Teil umfangreicher Überlegungen zur Überplanungen des gesamten Höhlenareals. Angedacht war auch, den zentralen Eingang zu den Höhlen ebenerdig auf dem Gelände der Brauerei zu realisieren. Nachdem die Stadt zwischenzeitlich recht konkret über eine andere Lösung mit Aufzug auf den Schlossberg nachdenkt (wir berichteten mehrfach), bleibt mit den „Karlsberg-Höhlen“ trotzdem ein „neuer“ Teil der Homburger Geschichte zu erkunden – und genau darum ging es für die Schüler gestern, als Teil der Projektwoche an ihrer Schule. Lehrer Jung hatte sich  einiges an personeller Unterstützung hinzugezogen. Neben einer ganzen Reihe von Zeitzeugen war es vor allem Hausherrin Sibylle Weber, die den Jungen und Mädchen diesen Teil des Höhlensystems nahe brachte – als Schutzraum für die Bevölkerung in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs und der Bombenangriffe auf die Stadt, vor allem am 14. März 1945. „Dieser Stollen“, so Weber im Halbdunkel des Höhlensystems, „diente nicht nur unserer Familie in Kriegszeiten, sondern der ganzen Bevölkerung. Jeder konnte sich hier hinein flüchten.“ Damals habe es mehrere Eingänge gegeben. „An manchen Stellen kann man noch heute schwarze Stellen an den Decken der Stollen sehen, schwarz vom Ruß und Rauch, weil dort gekocht werden musste.“

Weber reicherte ihre Erinnerungen mit einigen Familiengeschichten und Geschichten der Brauerei aus dieser Zeit an, da wurde viel von der Homburger Geschichte erlebbar, so als sie vom Verlust des Hauses ihrer Eltern durch einen Bombenangriff erzählte. „Das einzige, was wir aus diesem großen Schutthaufen retten konnten, war eine kleine Glocke.“ Die hatte Sibylle Weber dann auch mitgebracht. „Diese Glocke wurde in unserer Familien zur Friedensglocke, mit ihr wurde immer das Christkind gerufen.“ Den Schülern des Saarpfalz-Gymnasiums zeigte sich ein Höhlensystem, das in seiner Buntsandstein-Struktur mit dem einiger Stockwerke vergleichbar ist – entstanden durch Menschenhand beim Abbau von sehr quarzhaltigem Sand. Doch noch etwas verbindet rein strukturell und in der Ansicht den öffentlich zugänglichen Teil der Schlossberg-Höhlen mit dem der Karlsberg-Brauerei: die gemauerten Stollen. Gerade die sorgten  im Kreis der Geschichtskundler für einige Diskussionen – nicht ohne Grund, handelt es sich bei diesen Abschnitten doch im oberen Bereich des Berges um den nie fertiggestellten „Joho-Bunker“. Dieser wurde in der Regierungszeit von Johannes Hoffmann in den 1950er Jahren unter größter Geheimhaltung in den Berg gebaut. Als Tarnung dieser Bauarbeiten, so heißt es, habe man damals das Schlossberghotel errichtet, um so die Anwesenheit von Bauarbeitern und schwerem Gerät zu begründen. Ein 30 Meter langer Schacht verbindet den Joho-Bunker mit dem Stollensystem der Karlsberg-Brauerei, das im anschließenden Teil eine ähnliche Mauerung aufweist wie der geplante Regierungsbunker.

Für die Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums gab es also einiges zu bestaunen beim Blick zurück. Einen Blick nach vorne in die Zukunft der Höhlen im Bereich der Karlsberg-Brauerei riskierte deren Geschäftsführer Markus Meyer. „Es liegt uns am Herzen, die traditionelle Braukunst am Leben zu erhalten. Und das ist für uns die Motivation, diese Höhlen wieder als Lager für  traditionelle Biere nutzen zu können – wann das passiert, kann ich aber noch nicht sagen.“ Zusätzlich wolle man die Höhlen aber auch für Geschichtsinteressierte, auch zur Darstellung Homburger Industrie-Geschichte, zugänglich zu machen.

Die Schlossberghöhlen sind eines der überregional bekannten Wahrzeichen der Stadt, sie gelten als die größten Buntsandstein-Höhlen Europas. Entstanden sind sie durch Menschenhand beim Abbau von quarzhaltigem Sand und Buntsandstein. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Höhlen auch als Schutz für die Bevölkerung bei Bombenangriffen - nachdem sie  1932 wiederentdeckt worden waren.

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