Rundgang auf dem Karlsberg Geschichte des Schlosses wird  greifbar

Sanddorf · In unser Sommerserie stellen wir Orte, Plätze und Wege vor, die es sich lohnt zu besuchen. Heute: der Karlsberg

 Der Karlsbergweiher ist nicht nur eine der wenigen noch gut erkennbaren Hinterlassenschaften der voluminösen Schloss- und Gartenanlage, er hat sich in den vergangenen mehr als zwei Jahrhunderten auch zu einem malerischen Ausflugsort mit ganz eigenem Charakter entwickelt.

Der Karlsbergweiher ist nicht nur eine der wenigen noch gut erkennbaren Hinterlassenschaften der voluminösen Schloss- und Gartenanlage, er hat sich in den vergangenen mehr als zwei Jahrhunderten auch zu einem malerischen Ausflugsort mit ganz eigenem Charakter entwickelt.

Foto: Thorsten Wolf

Zugegeben, für eine Tour durch den Waldpark „Schloss Karlsberg“ war das Wetter der vergangenen zwei Tage nicht gerade vorteilhaft. Doch, wie man so schön sagt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“. Abgesehen davon ist dieser Teil der Homburger Geschichte bei jeder Witterung einen Ausflug wert, zudem sorgt bei Regen das Laubdach meistens auch dafür, dass man nicht alles abkriegt, was da an Nass von oben runter kommt.

Klassischer Einstieg in eine Tour durch die Geschichte von Schloss Karlsberg ist der Karlsberger Hof, das einzig vollständig erhaltene Gebäude der Schlossanlage von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Der hatte es in den Jahren 1778 bis 1788 tatsächlich geschafft, auf dem früheren Buchenberg eine Anlage zu bauen, die in ihren Dimensionen alles andere zu ihrer Zeit übertraf. Man kann sich kaum vorstellen, welche nicht nur touristische Bedeutung Homburg heute hätte, gäbe es Schloss Karlsberg noch. Doch in den Wirren von Revolution, Krieg und Plünderung ging das Märchenland des Herzogs 1793 in Flammen unter. Geblieben ist vor allem in der Neuzeit der Versuch, die Größe und Herrlichkeit einer immer wieder unkundig staunenden Besucherschar vor Augen zu führen – ein schwieriges Unterfangen, sind die meisten Teile der Anlage heute nicht mehr vorhanden, was noch zu sehen ist, kann nur noch schwerlich von der herzoglichen Pracht der Vergangenheit künden. Doch gerade in den zurückliegenden Jahren gab es viele Anstrengungen, die Geschichte zumindest nachvollziehbar zu machen.

Und vieles dreht sich dabei ums „Wasser“, jedes Fürsten liebstes Spielzeug, wenn es um die Gestaltung beeindruckender Parkanlagen rund um adelige Gemäuer ging. Ein gutes Beispiel ist der malerische Karlsbergweiher, den man nach einem Blick auf den Karlsberger Hof nach nur wenigen Minuten auf einem gut beschilderten Weg erreicht. Gelegen in einem Tal und ursprünglich in einem visuellen Dialog mit der recht nahe gelegenen Orangerie künstlich aufgestaut, ist seine Geschichte mit einigen Variablen ausgestattet. So ist auf der Infotafel, gefasst in bewusst verwitterndem Corten-Stahl als zentralem, gestalterischen Element des Waldpark, zu lesen: „Die Weiheranlage entstand wohl nach Vollendung der Gartenanlage rund um das Schloss selbst. Der Entwurf stammt mutmaßlich vom Hofgärtner August Petri.“ So, so oder vielleicht auch anders: Die ursprüngliche Trapez-Form des Weihers ist nur noch zu erahnen. ie auf dem gesamten Karlsberg hat sich die Natur in den vergangenen über 200 Jahren zurückgeholt, was ihr ursprünglich einmal gehörte. So ist von der strengen Planung der herzöglichen Anlagen, wie auch überall sonst, zumindest für den Laien, nicht mehr viel zu entdecken, entstanden ist dafür ein malerischer Ort, der zu vielem einlädt – von Picknick bis Seele baumeln lassen. Drumherum kann man den Weiher und seine Umgebung ein bisschen erkunden. Da wäre zum Beispiel die kleine Insel. Die hat mit der ursprünglichen Schlossanlage allerdings nichts zu tun und ist, laut künstlich rostender Informationstafel, erst in den Jahren nach 1863 entstanden. Der Anmutung des heutigen Karlsbergweihers tut das aber wahrlich keinen Abbruch.

 Der Karlsberger Hof ist als einziges Gebäude der früheren Anlage des Schlosses Karlsberg erhalten geblieben.

Der Karlsberger Hof ist als einziges Gebäude der früheren Anlage des Schlosses Karlsberg erhalten geblieben.

Foto: Thorsten Wolf

Nicht weit vom romantischen Gewässer entfernt kann man auf einem Felsenpfad auf den Spuren der Geschichte wandeln – und begegnet dort dem guten, alten Horaz. Natürlich nicht persönlich, sondern in Form einer Inschrift mit dem kryptischen Vers: „Mich sondern der kühle Hain und die leichten Tänze der Nymphen mit dem Satyrn vom Volke ab.“ Nun mag man sich gerne vorstellen, wie besagte Nymphen mit besagtem Satyr so veranstalten im Halbdunkel des Waldes – auf dieses Schauspiel zu warten, mag aber wohl eher vertane Zeit sein. Die bessere Idee: Vom Karlsbergweiher aus vorbei an der Karlsbergquelle, an den Überresten der Orangerie, des Bärenzingers und des Tschifflik-Pavillons durch die frühere Karlslust bis zu den Schwanenweihern mit ihrer Kaskade und dem Tosbecken zu wandern, auch dieses Ensemble wurde in der Vergangenheit saniert und so wieder „sichtbar“ gemacht.

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