Geheimnisse hinter der Gartentür gelüftet

Homburg · Ein Besuch in Rublys Werkstatt in Homburg beim „Tag der offenen Gartentür“ wurde zur künstlerischen Entdeckungsreise.

 Ein Kleinod mitten in Homburg: Rublys Werkstatt zwischen Lagerstraße und Oberer Allee, gestern auch Ausstellungsort für Skulpturen und Fotografien. Foto: Sebastian Dingler

Ein Kleinod mitten in Homburg: Rublys Werkstatt zwischen Lagerstraße und Oberer Allee, gestern auch Ausstellungsort für Skulpturen und Fotografien. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Der Besucher Jürgen Braun brachte es auf den Punkt: "Was sich hier zwischen Oberer Allee und Lagerstraße abspielt, das ist elementar. Das sind Geheimnisse, von denen man selbst als Homburger Insider keine Kenntnis hatte." In der Tat: Was so nahezu profan als Tag der Offenen Gartentür angekündigt wurde, eröffnete am Donnerstag den Blick in eine fantastische Welt. Ein Geheimnis machen die beiden Hauptverantwortlichen, ein Ehepaar im Ruhestand, leider um ihren Nachnamen - den wollen sie nicht in der Zeitung abgedruckt sehen. Er gab sich sogar noch bescheidener: "Ich bin hier nur der Ehemann der Hausherrin", meinte der Pensionär, der aber gerne den geneigten Besucher durch die beiden hochwertig gestalteten Gebäude führte. Eines davon war die einstige Schreinerei Rubly, die unter dem Namen Rublys Werkstatt als Kulturstätte umfunktioniert wurde. Innen drin fühlt man sich in einen Konzertsaal des 19. Jahrhunderts versetzt; alles wurde da in Perfektion nach rein ästhetischen und historischen Aspekten gestaltet. Das größere Gebäude zur Oberen Allee hin ist ähnlich aufwendig eingerichtet und enthält einen Erard-Flügel, auf dem schon Chopin gespielt haben soll. Im Vordergrund stand an diesem Tag aber der für die Öffentlichkeit zugängliche Garten mit seinen üppigen Blumen und Sträuchern; das tolle Wetter gestattete es verschiedenen Künstlern, ihre Werke im Freien auszustellen. Fotografin Gertrud Walter zeigte ihre Bilder, die häufig mit der Technik von farbigen Teilen innerhalb einer Schwarz-Weiß-Fotografie versehen waren. Den Effekt erzielt sie mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms. Durch den Druck auf Leinwände wirkten die Fotos zum Teil wie Gemälde. "Ich finde die Leinwände einfach wärmer als diese Glasbilder", sagte die Künstlerin, die sich mit der Fotografie von ihrem Vollzeit-Job an der Uniklinik entspannt. Auch Hartmut Petrus' Fotografien haben viel von Gemälden, wobei das mehr an der ausgefeilten Bildkomposition liegt. Bei manchen Motiven glaubt man gar nicht, dass sie nicht am Computer zusammengesetzt wurden, so wie etwa die Silhouette eines Hirschs vor einem riesigen Vollmond. "Da waren wir acht Stunden im Wildpark in Silz, bis ich das Foto hatte", erzählte Petrus, der sehr viel Naturfotografie betreibt. "Tierfotografien muss man meistens entweder ersitzen oder erlaufen", meinte er, aber: "Es lohnt sich!". Stimmt. Außer den beiden Fotokünstlern zeigten noch Andrea Dejon ihre Gemälde aus dem Projekt Wiesenhelden: Aus Insekten, Spinnen und Würmern werden bei ihr Comic-Helden, die Kindern das Leben auf einer Wiese näher bringen. "Dieses Buch gehört in jede Grundschule! Ansonsten kann man ja über Kunst streiten, aber das ist etwas Greifbares", meinte dazu der Gastgeber. Als vierter Künstler hatte Ingo Grauthoff verschiedene Skulpturen mitgebracht, die sich gut ins architektonische Ensemble fügten. All das beeindruckte auch den Bexbacher Künstler Eugen Wassmann, der zum ersten Mal zu Rublys Werkstatt gekommen war: "Ich bin überrascht, dass es in Homburg so etwas gibt. Das ist eine Erweiterung der Kunstszene, in der ich aktiv bin. Es gibt sehr gute Kunst hier."

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